Nur eine Stunde von Menschen fern, Nur eine einzige Stunde! Statt der tönenden Worte des Waldes Schweigen, Statt des wirbelnden Tanzes der Elfen Reigen, Statt der leuchtenden Kerzen den Abendstern, Nur eine Stunde von Menschen fern! Nur eine Stunde im grünen Wald, Nur eine einzige Stunde! Auf dem schwellenden Rasen umhaucht von Düften, Gekühlt von den reinen balsamischen Lüften, Wo von ferne leise das Echo schallt, Nur eine Stunde im grünen Wald! Nur eine Stunde im grünen Wald, Nur eine einzige Stunde! Wo die Halme und Blumen sich flüsternd neigen, Wo die Vögel sich wiegen auf schwankenden Zweigen, Wo die Quelle rauscht aus dem Felsenspalt, Nur eine Stunde im grünen Wald! Auguste Kurs, 1854
Herr Jänner, Herr Feber, ade,ade! Es geht zum Märzen, es taut der Schnee! Die Bäch`und die Flüss` haben hohe Zeit! Sie brausen`s, wir singen`s es ist soweit. Herr Jänner, Herr Feber, noch einen Vogelschrei lang, dann tanzt am Himmel die Sonne blank. Jörg Roth
Wohl blühet jedem Jahre Sein Frühling, mild und licht, Auch jener große, klare - Getrost! er fehlt dir nicht; Er ist dir noch beschieden Am Ziele deiner Bahn, Du ahnest ihn hienieden, Und droben bricht er an. Johann Ludwig Uhland (1787-1851)
Erwachen im Frühling In der Wiesen grünen Auen zieht der Lenz sein buntes Band, gibt dem Auge viel zu schauen, Frühlingsduft weht übers Land. Aufgesprengt des Winters Hülle, letzter Schnee vergeht im Wind; prächtig steht die Blütenfülle, fröhlich jauchzt ein kleines Kind. Glücklich wird bei all dem Schönen, wer dem Nächsten reicht die Hand; in den Herzen blüht ein Sehnen, Dankbarkeit weht übers Land. [FONT="]© Annette Andersen[/FONT]
Wenn der Frosch quakt früh am Morgen, macht er sich um's Wetter Sorgen singt er laut von Lieb' und Herz, sind wir bereits im Monat März. Die Sonne täglich höher steigt, bald sie uns ihre Wärme zeigt.
Es klang ein Lied vom Himmelszelt hell über allen Landen, doch hat es in der weiten Welt wohl Niemand recht verstanden. Nur durch der Vöglein lauschend Ohr ist tiefer es gedrungen und wird seitdem als Frühlingschor in Feld und Wald gesungen. Doch wo man einen Menschen sieht durch Busch und Auen gehen, so kann er leider dieses Lied noch immer nicht verstehen. Karl May,
Es färbte sich die Wiese grün Und um die Hecken sah ich blühn, Tagtäglich sah ich neue Kräuter, Mild war die Luft, der Himmel heiter. Ich wußte nicht, wie mir geschah, Und wie das wurde, was ich sah. Und immer dunkler ward der Wald Auch bunter Sänger Aufenthalt, Es drang mir bald auf allen Wegen Ihr Klang in süßen Duft entgegen. Ich wußte nicht, wie mir geschah, Und wie das wurde, was ich sah. Es quoll und trieb nun überall Mit Leben, Farben, Duft und Schall, Sie schienen gern sich zu vereinen, Daß alles möchte lieblich scheinen. Ich wußte nicht, wie mir geschah, Und wie das wurde, was ich sah. So dacht ich: ist ein Geist erwacht, Der alles so lebendig macht Und der mit tausend schönen Waren Und Blüten sich will offenbaren? Ich wußte nicht, wie mir geschah, Und wie das wurde, was ich sah. Vielleicht beginnt ein neues Reich Der lockre Staub wird zum Gesträuch Der Baum nimmt tierische Gebärden Das Tier soll gar zum Menschen werden. Ich wußte nicht, wie mir geschah, Und wie das wurde, was ich sah. Wie ich so stand und bei mir sann, Ein mächtger Trieb in mir begann. Ein freundlich Mädchen kam gegangen Und nahm mir jeden Sinn gefangen. Ich wußte nicht, wie mir geschah, Und wie das wurde, was ich sah. Sie ging vorbei, ich grüßte sie, Sie dankte, das vergeß ich nie Ich mußte ihre Hand erfassen Und Sie schien gern sie mir zu lassen. Ich wußte nicht, wie mir geschah, Und wie das wurde, was ich sah. Uns barg der Wald vor Sonnenschein Das ist der Frühling fiel mir ein. Kurzum, ich sah, daß jetzt auf Erden Die Menschen sollten Götter werden. Nun wußt ich wohl, wie mir geschah, Und wie das wurde, was ich sah. Novalis (1772-1801)
Der Lenz Auf goldenem Thron geboren, Siegreich, ein gefeierter Held, zieht ein aus offenen Thoren Der König Lenz in die Welt. Es sprengen auf weißen Rossen Voran Herolde drei; In schmetternde Hörner sie stoßen: Der Lenz kommt, tandaradei! Dem Winter im Eispalaste, Dem reiten sie vor das Thor, Bang schlägt dem mürrischen Gaste Der fröhliche Schall ans Ohr: "Schneekönig in einsamer Klause, verschlafener, frostiger Tropf, Hervor! hervor aus dem Hause, Es geht dir an Kragen und Kopf! Hervor du grober, du kalter, Du windiger, schlimmer Kumpan; Du Sorgen- und Grillenverwalter, Dein letztes Stündlein hebt an! Zu lange mit Spott und Schaden Hast du die Welt bedroht, Nun läßt der Lenz dich laden Zum Streit auf Leben und Tod." Da schnaubt aus kristallenem Hause Ingrimmig der Winter hervor, Vermummt in zottige Flause, Die Kappe tief überm Ohr. Hoch hat er den rostigen Degen Zum Kampf emporgeschnellt; Es reite ihm freudig entgegen Der Lenz, der wonnige Held. Doch als er ihn sieht, mit Lachen Im Sattel sich wiegt er und spricht: "Du willst zu fürchten uns machen? Du armer, betrüblicher Wicht! Heran ihr Mädchen und Knaben, Mit Blumen und Kränzen heran, Und werfet mir in den Graben Den alten, griesgrämigen Mann! Mit Veilchen und gelben Ranunkeln Bedeckt ihn ganz und gar; Da mag er liegen im Dunkeln und schlafen bis übers Jahr. Und liegt er und schläft er, so steigen Wir singend von Haus zu Haus, Und klopfen mit blühenden Zweigen Die säumigen Menschen heraus: v Frischauf, ihr Schläfer, ihr Träumer, Hellsonnig lacht der März! Ihr argen Frühlingsversäumer, So öffnet doch Fenster und Herz! Und zögert ihr, euch zu bequemen, So bläst, Herolde, zum Strauß! Ihr Knaben und Mädchen, wir nehmen Im Sturme dann Herz und Haus!" Richard Leander
Laue, blaue Frühlingslüfte In den Fichten auf der Haide, Erste süße Veilchendüfte Nach dem langen Winterkleide! Mag sich immer unter Hecken Noch ein Restchen Schnee verstecken, Horch, wie sich die Vögel necken In den Tannen, aus den Hecken! Vogelgruß, so frisch und wonnig, O wie magst du lieblich mahnen An die Tugend, frühlingssonnig, An des reichen Lebens Ahnen! Ist auch Vieles hingegangen, War getäuscht und manches Hoffen, Neuen Frühling seh` ich prangen, Neuer Himmel steht mir offen. Franz Alfred Muth (1839-1890)
Im Frühling Still sitz' ich an des Hügels Hang, Der Himmel ist so klar, Das Lüftchen spielt im grünen Tal. Wo ich beim ersten Frühlingsstrahl Einst, ach so glücklich war. Wo ich an ihrer Seite ging So traulich und so nah, Und tief im dunklen Felsenquell Den schönen Himmel blau und hell Und sie im Himmel sah. Sieh, wie der bunte Frühling schon Aus Knosp' und Blüte blickt! Nicht alle Blüten sind mir gleich, Am liebsten pflückt ich von dem Zweig, Von welchem sie gepflückt! Denn alles ist wie damals noch, Die Blumen, das Gefild; Die Sonne scheint nicht minder hell, Nicht minder freundlich schwimmt im Quell Das blaue Himmelsbild. Es wandeln nur sich Will und Wahn, Es wechseln Lust und Streit, Vorüber flieht der Liebe Glück, Und nur die Liebe bleibt zurück, Die Lieb und ach, das Leid. O wär ich doch ein Vöglein nur Dort an dem Wiesenhang Dann blieb ich auf den Zweigen hier, Und säng ein süßes Lied von ihr, Den ganzen Sommer lang. Ernst Konrad Friedrich Schulze (1789-1817)
Frühlingsglaube Die linden Lüfte sind erwacht, Sie säuseln und weben Tag und Nacht, Sie schaffen an allen Enden. O frischer Duft, o neuer Klang! Nun, armes Herze, sei nicht bang! Nun muß sich alles, alles wenden. Die Welt wird schöner mit jedem Tag, Man weiß nicht, was noch werden mag, Das Blühen will nicht enden. Es blüht das fernste, tiefste, Tal: Nun, armes Herz, vergiß der Qual! Nun muß sich alles, alles wenden. Ludwig Uhland (1787-1862)
Frühling Hoch oben von dem Eichenast Eine bunte Meise läutet Ein frohes Lied, ein helles Lied, Ich weiß auch, was es bedeutet. Es schmilzt der Schnee, es kommt das Gras, Die Blumen werden blühen; Es wird die ganze weite Welt In Frühlingsfarben glühen. Die Meise läutet den Frühling ein, Ich hab' es schon lange vernommen; Er ist zu mir bei Eis und Schnee Mit Singen und Klingen gekommen. Herrmann Löns ( 1866-1914 )
Im Krumbholz, da ist ein Wunder geschehen, heraus aus den Stuben, das müsst ihr sehen! Denkt nur - der Frühling kam über Nacht . Die Kakgänschen , sie sind aufgewacht ! Nun blühen sie weiß und lila zu Hauf - und immer mehr weckt Frau Sonne auf - Wie ein jungfrisches Mädchen im festlichen Kleid - das Krumbholz - es ist eine Herrlichkeit ! Ein blühendes Wunder, ein Frühlingsgedicht - der ganze Busch jetzt - zerstört es nicht ! Bewundert die Blümchen - doch lasst sie stehen, sie wollen so gerne die Sonne sehen. Heraus aus den Stuben ! Freut euch der Pracht ! Die Kakgänschen blühen, zum Lichte erwacht. Nun weiß in Bernburg ein jedes Kind - auch ohne Kalender - der Frühling beginnt . Autor: unbekannt als Kakgänschen wird der unter Naturschutz stehende hohle Lerchensporn bezeichnet Lerchensporn war früher eine anerkannte Heilpflanze, wird aber heutzutage nicht mehr genutzt
Frühling läßt sein blaues Band wieder flattern durch die Lüfte. Süße, wohlbekannte Düfte streifen ahnungsvoll das Land. Veilchen träumen schon, wollen balde kommen, Horch, von fern ein leiser Harfenton! Frühling, ja du bist`s! Dich hab ich vernommen. Eduard Mörike (1804-1875)
Der Frühling Was rauschet, was rieselt, was rinnet so schnell? Was blitzt in der Sonne? Was schimmert so hell? Und als ich so fragte, da murmelt der Bach: "Der Frühling, der Frühling, der Frühling ist wach!" Was knospet, was keimet, was duftet so lind? Was grünet so fröhlich? Was flüstert im Wind? Und als ich so fragte, da rauscht es im Hain: "Der Frühling, der Frühling, der Frühling zieht ein!" Was klingelt, was klaget, was flötet so klar? Was jauchzet, was jubelt so wunderbar? Und als ich so fragte, die Nachtigall schlug: "Der Frühling, der Frühling!" - da wußt' ich genug! Heinrich Seidel (1842-1906)
Vögel singen, Blumen blühen, Grün ist wieder Wald und Feld. O so laßt uns zieh'n und wandern Von dem einen Ort zum andern, In die weite grüne Welt. Wie im Bauer sitzt der Vogel, Saßen wir noch jüngst zu Haus. Aufgetan ist jetzt der Bauer, Hin ist Winter, Kält' und Trauer, Und wir fliegen wieder aus. Freude lebt auf allen Wegen, Um uns, mit uns, überall, Freude säuselt aus den Lüften, Hauchet aus den Blumendüften, Tönt im Sang der Nachtigall. Nun so laßt uns zieh'n und wandern Durch den neuen Sonnenschein Durch die lichten Au'n und Felder, Durch die dunkelgrünen Wälder In die neue Welt hinein. H.Hoffmann von Fallersleben 1798-1874
Wenn der Frühling auf die Berge steigt Und im Sonnenstrahl der Schnee zerfließt, Wenn das erste Grün am Baum sich zeigt, Und im Gras das erste Blümlein sprießt, Wenn vorbei im Tal nun mit einem Mal Alle Regenzeit und Winterqual, Schallt es von den Höh'n bis zum Tale weit: O, wie wunderschön ist die Frühlingszeit! Wenn am Gletscher heiß die Sonne leckt, Wenn die Quelle von den Bergen springt, Alles rings mit jungem Grün sich deckt, Und das Lustgetön der Wälder klingt, Lüfte lind und lau würzt die grüne Au, Und der Himmel lacht so rein und blau, Schallt es von den Höh'n bis zum Tale weit: O, wie wunderschön ist die Frühlingszeit! War's nicht auch zur jungen Frühlingszeit, Als dein Herz sich meinem Herz erschloss? Als von dir, du wundersüße Maid, Ich den ersten langen Kuß genoss! Durch den Hain entlang, heller Lustgesang, Und die Quelle von den Bergen sprang, Scholl es von den Höh'n bis zum Tale weit: O, wie wunderschön ist die Frühlingszeit! Friedrich Martin von Bodenstedt (1819-1892)
Im Märzen der Bauer die Rößlein einspannt er setzt seine Felder und Wiesen instand. Er pflüget den Boden, er egget und sät, und regt seine Hände von morgens bis spät. Die Bäurin, der Bauer, die dürfen nicht ruhn, sie haben im Feld und im Garten zu tun. Sie graben, und rechen, und singen ein Lied, und freun sich wenn alles schön grünet und blüht. So geht unter Arbeit das Frühjahr vorbei. Dann erntet der Bauer das duftende Heu. Er mäht das Getreide, dann drischt er es aus. Im Winter da gibt es manch fröhlichen Schmaus. Autor: unbekannt
Tage der Wonne, Kommt ihr so bald? Schenkt mir die Sonne Hügel und Wald? Reichlicher fließen Bächlein zumal, Sind es die Wiesen? Ist es das Tal? Blauliche Frische! Himmel und Höh'! Goldene Fische Wimmeln im See. Buntes Gefieder Rauschet im Hain, Himmlische Lieder Schallen darein! Unter des Grünen Blühender Kraft Naschen die Bienen Summend am Saft. Leise Bewegung Bebt in der Luft, Reizende Regung Schläfernder Duft. Mächtiger rühret Bald sich ein Hauch, Doch er verlieret Gleich sich im Strauch. Aber zum Busen Kehrt er zurück, Helfet ihr Musen Fragen das Glück! Saget seit gestern Wie mir geschah Liebliche Schwestern, Liebchen ist da! Johann Wolfgang von Goethe