Bitte alle mitmachen: Herbstgedichte

Dieses Thema im Forum "Kaffeeklatsch" wurde erstellt von Neli, 17. September 2005.

  1. Gitta

    Gitta Aktives Mitglied

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    Im deutschen November

    Dies ist der Herbst: der bricht dir noch das Herz!
    Fliege fort! fliege fort!
    Die Sonne schleicht zum Berg
    Und steigt und steigt
    und ruht bei jedem Schritt.

    Was ward die Welt so welk!
    Auf müd gespannten Fäden spielt
    Der Wind sein Lied.
    Die Hoffnung floh
    Er klagt ihr nach.

    Dies ist der Herbst: der bricht dir noch das Herz.
    Fliege fort! fliege fort!
    Oh Frucht des Baums,
    Du zitterst, fällst?
    Welch ein Geheimnis lehrte dich
    Die Nacht,
    Daß eis'ger Schauder deine Wange,
    Die purpur-Wange deckt?

    Du schweigst, antwortest nicht?
    Wer redet noch?

    Dies ist der Herbst: der bricht dir noch das Herz.
    Fliege fort! fliege fort!
    "Ich bin nicht schön"
    - so spricht die Sternenblume
    "Doch Menschen lieb' ich
    Und Menschen tröst' ich
    sie sollen jetzt noch Blumen sehn,
    nach mir sich bücken
    ach! und mich brechen -
    in ihrem Auge glänzet dann
    Erinnerung auf,
    Erinnerung an Schöneres als ich:
    - ich seh's, ich seh's - und sterbe so". Dies ist der Herbst: der bricht dir noch das Herz!
    Fliege fort! fliege fort!
    Nietzsche, Friedrich (1844-1900
     
  2. Gucki

    Gucki Guest

    Fürchte dich nicht

    Fürchte dich nicht, sind die Astern auch alt,
    streut der Sturm auch den welkenden Wald
    in den Gleichmut des Sees, -
    die Schönheit wächst aus der engen Gestalt;
    sie wurde reif, und mit milder Gewalt
    zerbricht sie das alte Gefäß.

    Sie kommt aus den Bäumen
    in mich und in dich,
    nicht um zu ruhn;
    der Sommer ward ihr zu feierlich.
    Aus vollen Früchten flüchtet sie sich
    und steigt aus betäubenden Träumen
    arm ins tägliche Tun.

    Rainer Maria Rilke


    [​IMG]
     
  3. Neli

    Neli Optimistin

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    Herbstgefühl

    Müder Glanz der Sonne!
    Blasses Himmelblau!
    Von verklungner Wonne
    Träumet still die Au.


    An der letzten Rose
    Löset lebenssatt
    Sich der letzte lose,
    Bleiche Blumenblatt!


    Goldenes Entfärben
    Schleicht sich durch den Hain!
    Auch Vergehn'n und Sterben
    Däucht mir süß zu sein.



    Karl von Gerok
     

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  4. Neli

    Neli Optimistin

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    Das Bienlein fliegt immer fleißig hin und her,
    als ob es niemals müde wär'

    und trägt, und trägt,
    und trägt den Honig ein.

    Wer hat's ihm denn gesagt,

    wo's überall ihn finden kann,
    für sich und dich und jedermann,
    daß es, daß es, daß es gar niemals fragt.

    Das hat ja Gott allein;

    der legt ihn in die Blumen hin,
    da findet ihn das Bienchen drin
    und trägt, und trägt, und trägt ihn fröhlich ein.



    Johann Wilhelm Hey (1789-1854)
     

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  5. Gucki

    Gucki Guest

    Der Traum vom Fliegen

    An einem Baum
    in dem Park der großen Stadt
    hing unter tausenden Blättern ein Blatt.
    Sang der Nachtwind in den Bäumen,
    wiegte sich das Blatt in Träumen
    von der weiten herrlichen Welt.

    Könnt ich nur einmal wie der Wind
    Fliegen, fliegen,
    mit den Wolken übers Meer
    ach mein Leben gäb´ ich her,
    Könnt ich Fliegen,
    könnt ich fliegen.

    Bald kam der Herbst
    gab dem Blatt sein schönstes Kleid
    doch es klagte den Wolken sein Leid,
    bleiben muß ich und verblühen
    könnt ich mit den Schwänen ziehen,
    dorthin wo der Sommer nie vergeht.


    Da rief der Herbstwind, Du sollst Fliegen, fliegen
    und er riß vom Baum das Blatt, trieb es in die große Stadt,
    ließ es Fliegen, ließ es fliegen.

    Kurz war das Glück,
    müde sank das Blatt hinab
    auf die Straße, sein regennasses Grab.
    Schon am Ende seines Lebens
    rief das kleine Blatt vergebens,
    zu den stummen Häusern hinauf.



    Könnt ich nur einmal noch im Wind
    Fliegen, fliegen,
    flög´ ich hin zu meinem Baum
    und vergessen wär´ der Traum
    vom Fliegen,
    vom fliegen..."

    ein Lied von Alexandra
     
    #25 30. September 2005
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 11. Mai 2006
  6. Neli

    Neli Optimistin

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    Wasldlied

    Die Vögel fliehn geschwind
    Zum Nest im Wetterhauche,
    Doch schleudert sie der Wind
    Weitab von ihrem Strauche.

    Das Wild mit banger Hast
    Ist ins Gebüsch verkrochen;
    Manch grüner frischer Ast
    Stürzt nieder, sturmgebrochen.

    Das Heer der Wolken schweift
    Mit roten Blitzesfahnen,
    Aufspielend wirbelt, pfeift
    Die Bande von Orkanen.

    Das Bächlein, sonst so milde,
    Ist ausser sich geraten,
    Springt auf an Bäumen wild,
    Verwüstend in die Saaten.

    Der Donner bricht herein,
    Es kracht die Welt in Wettern,
    Als wollt' am Felsgestein
    Der Himmel sich zerschmettern.

    Der Regen braust; nun schwand
    Das Tal in seiner Dichte;
    Verpfählt hat er das Land
    Vor meinem Augenlichte.

    Doch mir im Herzensgrund
    Ist Heiterkeit und Stille;
    Mir wächst in solcher Stund
    Und härtet sich der Wille.



    Nikolaus Lenau (1802-1850)
     

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  7. Neli

    Neli Optimistin

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    Herbstgefühl

    Mürrisch braust der Eichenwald,
    Aller Himmel ist umzogen,
    Und dem Wandrer, rauh und kalt,
    Kommt der Herbstwind nachgeflogen.

    Wie der Wind zu Herbsteszeit
    Mordend hinsaust in den Wäldern,
    Weht mir die Vergangenheit
    Von des Glückes Stoppelfeldern.

    An den Bäumen, welk und matt,
    Schwebt des Laubes letzte Neige,
    Niedertaumelt Blatt auf Blatt
    Und verhüllt die Waldessteige;

    Immer dichter fällt es, will
    mir den Reisepfad verderben,
    Daß ich lieber halte still,
    Gleich am Orte hier zu sterben.



    Nikolaus Lenau (1802-1850)
     

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    #27 3. Oktober 2005
    Zuletzt bearbeitet: 3. Oktober 2005
  8. Gitta

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    Im Herbst

    Im Herbst

    Die Sonnenblumen leuchten am Zaun,
    Still sitzen Kranke im Sonnenschein.
    Im Acker müh'n sich singend die Frau'n,
    Die Klosterglocken läuten darein.

    Die Vögel sagen dir ferne Mär,
    Die Klosterglocken läuten darein.
    Vom Hof tönt sanft die Geige her.
    Heut keltern sie den braunen Wein.

    Da zeigt der Mensch sich froh und lind.
    Heut keltern sie den braunen Wein.
    Weit offen die Totenkammern sind
    Und schön bemalt vom Sonnenschein.

    Georg Trakl
    (1887 - 1914)
     
  9. Gitta

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    Der Herbst der Einsamen

    Der Herbst des Einsamen

    Der dunkle Herbst kehrt ein voll Frucht und Fülle,
    Vergilbter Glanz von schönen Sommertagen.
    Ein reines Blau tritt aus verfallner Hülle;
    Der Flug der Vögel tönt von alten Sagen.
    Gekeltert ist der Wein, die milde Stille
    Erfüllt von leiser Antwort dunkler Fragen.

    Und hier und dort ein Kreuz auf ödem Hügel;
    Im roten Wald verliert sich eine Herde.
    Die Wolke wandert übern Weiherspiegel;
    Es ruht des Landmanns ruhige Gebärde.
    Sehr leise rührt des Abends blauer Flügel
    Ein Dach von dürrem Stroh, die schwarze Erde.

    Bald nisten Sterne in des Müden Brauen:
    In kühle Stuben kehrt ein still Bescheiden,
    Und Engel treten leise aus den blauen
    Augen der Liebenden, die sanfter leiden.
    Es rauscht das Rohr; anfällt ein knöchern Grauen,
    Wenn schwarz der Tau tropft von den kahlen Weiden.

    Georg Trakl
    (1887 - 1914)
     
  10. Gitta

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    Noch ein bischen Herbst

    Frühherbst

    Die Stirn bekränzt mit roten Berberitzen
    steht nun der Herbst am Stoppelfeld,
    in klarer Luft die weißen Fäden blitzen,
    in Gold und Purpur glüht die Welt.

    Ich seh hinaus und hör den Herbstwind sausen,
    vor meinem Fenster nickt der wilde Wein,
    von fernen Ostseewellen kommt ein Brausen
    und singt die letzten Rosen ein.

    Ein reifer roter Apfel fällt zur Erde,
    ein später Falter sich darüber wiegt -
    ich fühle, wie ich still und ruhig werde,
    und dieses Jahres Gram verfliegt.

    Agnes Miegel
    (1879 - 1964)
     
  11. Neli

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    Beim Winde

    Es träumen die Wolken,
    die Sterne, der Mond,
    Die Bäume, die Vögel,
    die Blumen, der Strom,
    Sie wiegen und schmiegen
    sich tiefer zurück,
    Zur ruhigen Stätte,
    zum tauigen Bette,
    zum heimlischen Glück.

    Doch Blättergesäusel
    Und Wellengekräusel
    Verkünden Erwachen;
    Denn ewig geschwinde,
    Unruhige Winde,
    Sie stöhnen, sie fachen
    Erst schmeichelnde Regung,
    Dann wilde Bewegung;
    Und dehnende Räume
    Verschlingen die Träume.
    Im Busen, im reinen,
    Bewahre die Deinen;
    Es ströme dein Blut,
    Vor rasenden Stürmen
    Besonnen zu schirmen
    Die heilige Glut.



    Johann Baptist Mayrhofer (1787-1836)
     

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  12. poldi

    poldi Aktives Mitglied

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    Herbst in Laubenheim

    Die Weinberge in Laubenheim
    laden im Herbst zum Wandern ein,
    und des Herbstes Sonnenschein
    weckt Vorfreude auf guten Wein.

    Die Weinlese hat schon begonnen,
    letzte Trauben tanken Sonne,
    und ein Winzer macht uns klar,
    der neue Wein wird wunderbar.

    Hinterm Rücken ganz verschmitzt,
    wird eine reife Rebe rasch stibitzt,
    und der Winzer, ein junger Mann,
    er schaut hinüber zum anderen Hang.

    Damit es Platz gibt für den neuen Wein,
    kehren wir in die Straußwirtschaft ein.
    Ein Schluck Wein und Handkäs mit Musik
    bringen die Lebensgeister zurück.

    Elise Hennek
     
  13. Neli

    Neli Optimistin

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    Der Meeresflut
    mit Purpurglut
    entsteigt der Sonne Strahl;
    der Nebel sinkt,
    und silbern blinkt
    im Perlenschmuck das Tal.

    Den Fittig hebt
    die Lerch' und schwebt
    hinauf zum Wolkensaum;
    des Schöpfers Dank,
    ihr Lobgesang
    erfüllt des Himmels Raum.

    Mit frommem Sinn,
    o Sängerin,
    wallst du im Himmelsglanz!
    O trag' mein Lied,
    von Dank erglüht,
    empor zum Sternenkranz!


    Verfasser unbekannt
     

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  14. Neli

    Neli Optimistin

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    Zu Golde ward die Welt;
    Zu lange traf
    Der Sonne süßer Strahl
    Das Blatt, den Zweig.
    Nun neig
    Dich, Welt hinab
    In Winterschlaf.

    Bald sinkt's von droben dir
    In flockigen Geweben
    Verschleiernd zu -
    Und bringt dir Ruh,
    O Welt,
    O dir, zu Gold geliebtes Leben,
    Ruh.
     

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  15. Neli

    Neli Optimistin

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    Gott hieß die Sonne glühen
    und leuchten durch alle Welt,
    er hieß die Rosen blühen
    auf duftigem Blumenfeld,

    er hieß die Berge sich türmen
    und über die Lande erheben,
    ließ Winde wehen und stürmen,
    schuf vielgestaltiges Leben.

    Er gab den Vögeln Gefieder,
    dem Meere sein ewiges Rauschen,
    mir gab er sinnige Lieder,
    euch Ohren, ihnen zu lauschen.

    Und was die Sonne glüh't,
    was Wind und Welle singt,
    und was die Rose blüh't,
    was auf zum Himmel klingt,
    und was vom Himmel nieder,
    das weht durch mein Gemüt,
    das klingt durch meine Lieder.

    Ihm färbt der Morgensonne Licht
    Den reinen Horizont mit Flammen,
    Und über seinem schuld'gen Haupte bricht
    Das schöne Bild der ganzen Welt zusammen



    Friedrich Martin von Bodenstedt (1819-1892)
     

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  16. Neli

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    Die Zeit geht schnell

    Lieb' Vöglein, vor Blüten
    Sieht man dich kaum,
    Im dämmernd beglühten
    Flüsternden Baum,
    Wann in Morgenfunken
    Sprüh'n Täler und Quell,
    Singst du frühlingstrunken -
    Aber die Zeit geht schnell.

    Wie balde muß lassen
    Seine Blätter der Wald,
    Die Blumen erblassen,
    Die Gegend wird alt,
    Erstarrt ist im Eise
    Der muntere Quell -
    Rüst' die Flügel zur Reise,
    Denn die Zeit geht schnell!



    Joseph von Eichendorff
     

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  17. Neli

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    Nachklang

    Lust'ge Vögel in dem Wald,
    Singt, solang es grün,
    Ach wer weiss, wie bald,
    wie bald Alles muss verblühn!

    Sah ich's doch vom Berge einst
    Glänzen überall,
    Wusste kaum, warum du weinst,
    Fromme Nachtigall.

    Und kaum ging ich über Land,
    Frisch durch Lust und Not,
    Wandelt' alles, und ich stand
    Müd im Abendrot.

    Und die Lüfte wehen kalt,
    fibers falbe Grün,
    Vöglein,euer Abschied hallt
    Könnt' ich mit euch ziehn!



    Joseph von Eichendorff
     

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  18. Neli

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    Dies ist ein Herbsttag, wie ich keinen sah!
    Die Luft ist still, als atmete man kaum,
    und dennoch fallen raschelnd, fern und nah,
    die schönsten Früchte ab von jedem Baum.


    O stört sie nicht, die Feier der Natur!
    Dies ist die Lese, die sie selber hält;
    denn heute löst sich von den Zweigen nur,
    was vor dem milden Strahl der Sonne fällt.

    Friedrich Hebbel
     

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  19. Neli

    Neli Optimistin

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    Verklärter Herbst

    Gewaltig endet so das Jahr
    Mit goldnem Wein und Frucht der Gärten.
    Rund schweigen Wälder wunderbar
    Und sind des Einsamen Gefährten.

    Da sagt der Landmann: Es ist gut.
    Ihr Abendglocken lang und leise
    Gebt noch zum Ende frohen Mut.
    Ein Vogelzug grüßt auf der Reise.

    Es ist der Liebe milde Zeit.
    Im Kahn den blauen Fluß hinunter
    Wie schön sich Bild an Bildchen reiht -
    Das geht in Ruh und Schweigen unter.



    Georg Trakl (1887-1914)
     

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  20. poldi

    poldi Aktives Mitglied

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    Herbstlich sonnige Tage

    Herbstlich sonnige Tage,
    mir beschieden zur Lust,
    euch mit leiserem Schlage
    grüßt die atmende Brust.

    O wie waltet die Stunde
    nun in seliger Ruh!
    Jede schmerzende Wunde
    schließet leise sich zu.

    Nur zu rasten, zu lieben,
    still an sich selber zu baun,
    fühlt sich die Seele getrieben
    und mit Liebe zu schaun.

    Jedem leisen verfärben
    lausch ich mit stillem Bemühn,
    jedem Wachsen und Sterben
    jedem Welken und Blühn.

    Was da webet im Ringe,
    was da blüht auf der Flur,
    Sinnbild ewiger Dinge
    ist's dem Schauenden nur.

    Jede sprossende Pflanze,
    die mit Düften sich füllt,
    trägt im Kelche das ganze
    Weltgeheimnis verhüllt.

    Emanuel Geibel

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