Frühzeitiger Frühling Tage der Wonne, Kommt ihr so bald? Schenkt mir die Sonne, Hügel und Wald? Reichlicher fließen Bächlein zumal. Sind es die Wiesen? Ist es das Tal? Blauliche Frische! Himmel und Höh! Goldene Fische Wimmeln im See. Buntes Gefieder Rauschet im Hain; Himmlische Lieder Schallen darein. Unter des Grünen Blühender Kraft Naschen die Bienen Summend am Saft. Leise Bewegung Bebt in der Luft, Reizende Regung, Schläfernder Duft. Mächtiger rühret Bald sich ein Hauch, Doch er verlieret Gleich sich im Strauch. Aber zum Busen Kehrt er zurück. Helfet, ihr Musen, Tragen das Glück! Saget, seit gestern Wie mir geschah? Liebliche Schwestern, Liebchen ist da! Johann Wolfgang Goethe, 1749-1832
Ein Veilchen auf der Wiese stand Gebückt in sich und unbekannt; Es war ein herzig's Veilchen! Da kam ein' junge Schäferin Mit leichtem Schritt und munterm Sinn Die Wiese her und sang. Ach! denkt das Veilchen, wär' ich nur Die schönste Blume der Natur, Ach, nur ein kleines Weilchen, Bis mich das Liebchen abgepflückt Und an dem Busen mattgedrückt, Ach, nur ein Viertelstündchen lang! Ach, aber ach, das Mädchen kam Und nicht in Acht das Veilchen nahm, Es trat das arme Veilchen! Es sank und starb und freut sich noch: "Und sterb ich denn, so sterb ich doch Durch sie, zu ihren Füßen doch!" Das arme Veilchen! Es war ein herzig's Veilchen! Johann Wolfgang von Goethe
Bist du im Wald gewandelt, Wenn's drin so heimlich rauscht, Wenn aus den hohen Büschen Das Wild, aufhorchend, lauscht? Bist du im Wald gewandelt, Wenn drin das Frühlicht geht, Und purpurrot die Tanne Im Morgenscheine steht? Hast du da recht verstanden Des Waldes zaubrisch Grün, Sein heimlich süsses Rauschen, Und seine Melodien? - O Herz, wenn dir die Erde Nicht hält, was sie versprach, Wenn Lieb' und Treu' die Schwüre In arger Falschheit brach, Dann Komm', rufts aus dem Wald, Komm' her in meine Ruh', Mein leises, kühles Rauschen Küsst deine Wunden zu. Bist du im Wald geblieben, Wenn's still zum Abend wird, nur durch die dunklen Tannen Der letzte Lichtstrahl irrt; Bist du im Wald geblieben, Wenn sich das Mondenlicht Wie eine Silberbinde Um jedes Bäumchen flicht; Hast du da, an dem Herzen Des Waldes angedrückt, Nicht selig froh zum Himmel Dein Nachtgebet geschickt? O Herz, wenn dich die Menschen Verwunden bis zum Tod, Dann klage du, dem Walde Vertrauend, deine Not. Dann wird aus seinem Dunkel, Aus seinem Wundergrün, Beseligend zum Herzen Des Trostes Engel zieh'n. Moritz Horn (1814-1874)
Ein Veilchen blüht im Tale, Erwacht am Morgenstrahle, So duftig und so blau Ist keines mehr auf der Au. Still guckt es aus dem Moose, In seinem gold`nen Schoße Blinkt Tau so hell und rein, Wie flüss'ger Edelstein. Willst hier so ungesehen, Im kalten Moos vergehen? Komm mit in mild'res Tal, In schön'rer Sonne Strahl. Sollst dort in laur'n Zonen In Blumenhügeln wohnen, Wo nie der Schnee vergeht, Doch ew'ger Frühling weht. Johann Friedrich Kind (1768-1843)
Alle Vögel sind schon da, alle Vögel alle ! Welch ein Singen Musizier´n, Pfeifen, Zwitschern, Tirilier´n ! Frühling will nun einmarschieren, kommt mit Sang und Schalle. Wie sie alle lustig sind, flink und froh sich regen ! Amsel, Drossel, Fink und Star und die ganze Vogelschar wünschen dir ein frohes Jahr, lauter Heil und Segen. Was sie uns verkünden nun, nehmen wir zu Herzen: Wir auch wollen lustig sein, lustig wie die Vögelein, hier und dort, feldaus, feldein, singen, springen, scherzen. Volkslied
Der Frühling ist die schönste Zeit! Was kann wohl schöner sein? Da grünt und blüht es weit und breit Im goldnen Sonnenschein. Am Berghang schmilzt der letzte Schnee, Das Bächlein rauscht zu Tal, Es grünt die Saat, es blinkt der See Im Frühlingssonnenstrahl. Die Lerchen singen überall, Die Amsel schlägt im Wald! Nun kommt die liebe Nachtigall und auch der Kuckuck bald. Nun jauchzet alles weit und breit, da stimmen froh wir ein: Der Frühling ist die schönste Zeit! Was kann wohl schöner sein? Annette von Droste-Hülshoff
Auftaute die Erde vom Strahle der Sonne, ringsum wird's lebendig, der Frühling ist da, keimt und sprießt, sproßt und grünt. Seht doch das Köpfchen läutet wie Glöckchen, haucht lieblichen Duft! Freut sich der Schöpfer, hört, wie es läutet: Du machtest es gut, du machtest es gut! Anonymus
Komm lieber Mai und mache Die Bäume wieder grün Und laßt uns an dem Bache Die kleinen Veilchen blüh'n Wie möchten wir so gerne Ein Blümchen wieder seh'n Ach lieber Mai wie gerne, Einmal spazieren geh'n. Komm' mach' es bald gelinder, Daß alles wieder blüht, Dann wird das Flehn der Kinder Ein lautes Jubellied. O komm' und bring' uns allen Die lieben Veilchen mit, Bring' Ros' und Nachtigallen Und viele Kuckucks Lied. Ach, wenn's doch erst gelinder Und grüner draußen wär ! Komm, lieber Mai, wir Kinder, Wir bitten gar zu sehr ! O komm und bring vor allem Uns viele Veilchen mit, Bring auch viel Nachtigallen Und schöne Kuckucks mit. Christian Adolph Overbeck, 1775
Mailied Wie herrlich leuchtet Mir die Natur! Wie glänzt die Sonne! Wie lacht die Flur! Es dringen Blüten Aus jedem Zweig Und tausend Stimmen Aus dem Gesträuch Und Freud' und Wonne Aus jeder Brust. O Erd', o Sonne! O Glück, o Lust! O Lieb', o Liebe! So golden schön, Wie Morgenwolken Auf jenen Höhn! Du segnest herrlich Das frische Feld, Im Blütendampfe Die volle Welt. O Mädchen, Mädchen, Wie lieb' ich dich! Wie blickt dein Auge! Wie liebst du mich! So liebt die Lerche Gesang und Luft, Und Morgenblumen Den Himmelsduft, Wie ich dich liebe Mit warmem Blut, Die du mir Jugend Und Freud' und Mut Zu neuen Liedern Und Tänzen gibst. Sei ewig glücklich, Wie du mich liebst! Johann Wolfgang von (1749-1832)
Mittag Am Waldessaume träumt die Föhre, am Himmel weiße Wölkchen nur; es ist so still, daß ich sie höre, die tiefe Stille der Natur. Rings Sonnenschein auf Wies' und Wegen, die Wipfel stumm, kein Lüftchen wach, und doch, es klingt, als ström' ein Regen leis tönend auf das Blätterdach. Theodor Fontane
Wenn der Frühling auf die Berge steigt Und im Sonnenstrahl der Schnee zerfließt, Wenn das erste Grün am Baum sich zeigt, Und im Gras das erste Blümlein sprießt, Wenn vorbei im Tal nun mit einem Mal Alle Regenzeit und Winterqual, Schallt es von den Höh'n bis zum Tale weit: O, wie wunderschön ist die Frühlingszeit! Wenn am Gletscher heiß die Sonne leckt, Wenn die Quelle von den Bergen springt, Alles rings mit jungem Grün sich deckt, Und das Lustgetön der Wälder klingt, Lüfte lind und lau würzt die grüne Au, Und der Himmel lacht so rein und blau, Schallt es von den Höh'n bis zum Tale weit: O, wie wunderschön ist die Frühlingszeit! War's nicht auch zur jungen Frühlingszeit, Als dein Herz sich meinem Herz erschloss? Als von dir, du wundersüße Maid, Ich den ersten langen Kuß genoss! Durch den Hain entlang, heller Lustgesang, Und die Quelle von den Bergen sprang, Scholl es von den Höh'n bis zum Tale weit: O, wie wunderschön ist die Frühlingszeit! Friedrich Martin von Bodenstedt (1819-1892)
Im Mai Laß uns durch den Maien gehen, wandern durch die grüne Au und in gold'nen Himmel sehen, der ob uns steht strahlend blau. Klar und hell wie Vogelstimmen geht über uns ein leichter Wind und Falter sind da und summende Immen, all das lustige Sommergesind. Willst du jetzt von Scheiden reden, sieh, die ganze Natur sagt: Bleib! und sie rät es einem jeden: Such dir rasch ein liebend Weib! Laß uns durch den Maien wandern froh der wunderschönen Zeit, eins ins Auge sehn dem andern, denken nur dieser Seligkeit. Schweig, o schweig von Pflicht und Müssen! Schau, der Mai ist voller Freud'! Laß mich dich, Geliebter, küssen. Sonne scheint, und: Heut' ist heut'! Julius Bittner (1874-1939)
Täglich zu singen Ich danke Gott und freue mich Wie's Kind zur Weihnachtsgabe, Daß ich hier bin! Und daß ich dich Schön menschlich Antlitz habe. Daß ich die Sonne, Berg und Meer, Und Laub und Gras kann sehen Und abends unterm Sternenheer Und lieben Monde gehen. Gott gebe mir nur jeden Tag. So viel ich darf zum Leben, Er gibt's dem Sperling auf dem Dach; Wie sollt' er's mir nicht geben! Matthias Claudius (1740-1815)
Ach du klarblauer Himmel, Und wie schön bist du heut'! Möcht' ans Herz gleich dich drücken Voll Jubel und Freud'. Aber 's geht doch nicht an, Denn du bist mir zu weit, Und mit all' meiner Freud' Was fang' ich doch an? Ach du lichtgrüne Welt, Und wie strahlst du voll Lust! Und ich möcht' gleich mich werfen Dir voll Lieb' an die Brust; Aber 's geht doch nicht an, Und das ist ja mein Leid, Und mit all' meiner Freud', Was fang' ich doch an? Und da sah ich mein Lieb Am Kastanienbaum stehn, War so klar wie der Himmel, Wie die Erde so schön, Und wir küßten uns beid', Und wir sangen voll Lust, Und da hab' ich gewußt, Wohin mit der Freud'! Robert Reinick (1805-1852)
Morgenständchen In den Wipfeln frische Lüfte, fern melod'scher Quellen Fall durch die Einsamkeit der Klüfte, Waldeslaut und Vogelschall. Scheuer Träume Spielgenossen steigen all beim Morgenschein, auf des Weinlaubs schwanken Sprossen dir zum Fenster aus und ein und wir nahn noch halb in Träumen und wir tun in Klängen kund was da draußen in den Bäumen singt der weite Frühlingsgrund. Regt der Tag erst laut die Schwingen sind wir Alle wieder weit aber tief im Herzen klingen lange nach noch Lust und Leid. Josef von Eichendorff (1788-1857)
Frühlingslied Die Luft ist blau, das Tal ist grühn, die kleinen Maienglocken blühn und Schlüsselblumen drunter; der Wiesengrund ist schon so bunt und mahlt sich täglich bunter. Drum komme,wem der Mai gefällt, und freuhe sich der schönen Welt und Gottes Vatergüte, die diese Pracht hervorgebracht, den Baum und seine Blüte. Ludwig Christoph Heinrich Hölty fibri56
Frühling Hai an alle, ich hab eins selbst gedichtet,wollt Ihr mal lesen? Ein Frühlingsgedicht Zarte Blätter,junge Triebe, eine neue Frühlingsliebe strecken ihre Spitzen aus und den Menschen zieht`s hinaus. Blumen wiegen sich im Wind, dort im Garten schläft ein Kind. Auf der Wiese spielt ein Hase und steckt seine kleine Nase in das fette grüne Gras. Ja,so macht das Leben Spaß! Lustwandeln,Gedanken schweifen, nachts schnell nach den Sternen greifen! Ja,so ist das Leben schön, hast Du den Frühling auch gesehen? Vielleicht gefällts Euch ja,hab manchmal so poetische Anwandlungen.Klappt leider nicht auf Abruf. Ich wünsche Euch noch viele schöne Frühlingstage Eskape
Fibri56, das freut mich, daß du auch ein Gedicht hier herein gebracht hast, wenn Du noch mehr hast, bitte her damit! ESKAPE, Dein selbst verfaßtes Gedicht ist wunderschön, hoffentlich bekommen wir noch mehr von Dir zu sehen. Als Dank schenke ich Dir einen kleinen Hasen, den ich neulich durch die Fensterscheibe in unserem Garten geknipst habe. Wenn man das Fenster öffnet, flitzen die Hasen sofort weg. Viele liebe Grüße Neli
Ein Frühlingsgedicht von Friedrich Schiller, der gestern vor 200 Jahren starb: In einem Tal bei armen Hirten Erschien mit jedem jungen Jahr, Sobald die ersten Lerchen schwirrten, Ein Mädchen schön und wunderbar. Sie war nicht in dem Tal geboren, Man wußte nicht, woher sie kam, Doch schnell war ihre Spur verloren, Sobald das Mädchen Abschied nahm. Beseligend war ihre Nähe Und alle Herzen wurden weit, Doch eine Würde, eine Höhe Entfernte die Vertraulichkeit. Sie brachte Blumen mit und Früchte, Gereift auf einer andern Flur, In einem andern Sonnenlichte, In einer glücklichern Natur; Und teilte jedem eine Gabe, Dem Früchte, jenem Blumen aus, Der Jüngling und der Greis am Stabe, Ein jeder ging beschenkt nach Haus. Willkommen waren alle Gäste, Doch nahte sich ein liebend Paar, Dem reichte sie der Gaben beste, Der Blumen allerschönste dar.
Frühlingsgedichte Frühlingslaube Die linden Lüfte sind erwacht, sie säuseln und weben Tag und Nacht, sie schaffen an allen Enden. O frischer Duft, o neuer Klang! Nun: armes Herz, sei nicht bang! Nun muß sich alles, alles wenden. Die Welt wird schöner mit jedem Tag, man weiß nicht, was noch werden mag, das Blühen will nicht enden. Es blüht das fernste, tiefste Tal: Nun: armes Herz, vergiß der Qual! Nun muß sich alles, alles wenden. Ludwig Uhland LG Samanta