Frühlingslied Leise zieht durch mein Gemüth Liebliches Geläute; Klinge, kleines Frühlingslied, Kling hinaus ins Weite Sprich zum Vöglein, das da singt Auf dem Blütenzweige; Sprich zum Bächlein, das da klingt, Daß mir keines schweige! Zieh hinaus bis an das Haus, Wo die Veilchen sprießen! Wenn du eine Rose schaust, Sag, ich laß sie grüßen! Heinrich Heine
Und noch eins... Auch hier oben im Norden, Ist der Frühling dem Winter Herr geworden. Die Sonne strahlt und lacht, Wie sie die Menschen doch alle glücklich macht. Aus den Gemäuern sie kommen langsam gekrochen, Haben sie doch alle den Frühlingsduft gerochen. Ein Jeder hier genießt die blühende Pracht, Und gern mal einen Spaziergang macht. Frühlingshafte Grüße Lara_M
Frühling Was rauschet, was rieselt, was rinnet so schnell? Was blitzt in der Sonne? Was schimmert so hell? Und als ich so fragte, da murmelt der Bach: »Der Frühling, der Frühling, der Frühling ist wach!« Was knospet, was keimet, was duftet so lind? Was grünet so fröhlich? Was flüstert im Wind? Und als ich so fragte, da rauscht es im Hain: »Der Frühling, der Frühling, der Frühling zieht ein!« Was klingelt, was klaget, was flötet so klar? Was jauchzet, was jubelt so wunderbar? Und als ich so fragte, die Nachtigall schlug: »Der Frühling, der Frühling!«- da wusst' ich genug! Heinrich Seidel (1842-1906)
Frühlingserwachen Spürst du des Frühlings laue Luft, Veilchen verströmen ihren Duft. Die Buche zeigt die ersten Blättchen noch bescheiden, ein Vogelpaar sitzt zwitschernd in den Zweigen. Die Sonne ist fast schon ein bißchen warm, ein Pärchen nimmt sich in den Arm. Vergessen sind die trüben Tage des Jahres, Frühling, Frühling ist etwas Wunderbares. Elise Hennek
Frühlingssehnsucht Säuselnde Lüfte wehend so mild Blumiger Düfte atmend erfüllt! Wie haucht ihr mich wonnig begrüßend an! Wie habt ihr dem pochenden Herzen getan? Es möchte euch folgen auf luftiger Bahn! Wohin? Bächlein, so munter rauschend zumal, Wollen hinunter silbern ins Tal. Die schwebende Welle, dort eilt sie dahin! Tief spiegeln sich Fluren und Himmel darin. Was ziehst du mich, sehnend verlangender Sinn, Hinab? Grüßender Sonne spielendes Gold, Hoffende Wonne bringest du hold! Wie labt mich dein selig begrüßendes Bild! Es lächelt am tiefblauen Himmel so mild Und hat mir das Auge mit Tränen gefüllt! Warum? Grünend umkränzet Wälder und Höh'! Schimmernd erglänzet Blütenschnee! So dränget sich alles zum bräutlichen Licht; Es schwellen die Keime, die Knospe bricht; Sie haben gefunden, was ihnen gebricht: Und du? Ludwig Rellstab (1799-1860)
Alte Liebe Es kehrt die dunkle Schwalbe Aus fernem Land zurück, Die frommen Störche kehren Und bringen neues Glück. An diesem Frühlingsmorgen, So trüb' verhängt und warm, Ist mir, als fänd' ich wieder Den alten Liebesharm. Es ist als ob mich leise Wer auf die Schulter schlug, Als ob ich säuseln hörte, Wie einer Taube Flug. Es klopft an meine Türe, Und ist doch niemand draus; Ich atme Frühlingsdüfte, Und habe keinen Strauß. Es ruft mir aus der Ferne, Ein Auge sieht mich an, Ein alter Traum erfaßt mich Und führt mich seine Bahn. Karl August Candidus
Daß gestern eine Wespe Dich in den Finger stach, Sei darob nicht verdrießlich Und trag es ihr nicht nach. Die Wespen waren immer Ein friedliches Geschlecht, Sie naschen nur gern Süßes Und darin tun sie recht. Unbekannter Dichter
Frühling schimmert in den Lüften, Gleisset in der Sonne Glanz, Spielt in süßen, lauen Düften, Spielt im wirren Mückentanz. Frühling blüht auf allen Stegen, Jauchzet in der Lerche Lied - Und auf hohen Himmelswegen Er in hellen Wolken zieht. Doch im jungen Menschenherzen Blüht's noch lichter als im Tal, Blüh'n der Liebe süße Schmerzen, Aufgeküßt vom Frühlingsstrahl. Karl Freiherr von Lemayer
Frühling Frühling, es ist wunderschön, Dich endlich, endlich wiederzusehn. Die Sehnsucht nach dir war ach so gross wir dachten schon: wo bleibt er bloss? Die Amseln singen früh am Morgen vergessen sind fast alle Sorgen. Zu lauschen macht das Herz so froh ach wäre es doch immer so! Vom blauen Himmel lacht die Sonne es ist eine wahre Wonne. Frühlingsmild sind jetzt die Lüfte, die Blumen verströmen ihre Düfte. Wenn wir die bunte Pracht jetzt sehn dann müssen wir uns eingestehn, wie erfreut sie uns doch nur unsere wunderschöne Natur. Ein liebes Grüsschen schickt Euch allen sameta
Ach, wenn ich doch ein Immchen wär, Frisch, flinck und frei und klein und fein: An jedem süßem Blumenblatt Tränk ich im Frühlingsduft mich satt. Wie wollt ich säugen Tag und Nacht An all der frischen Frühlingspracht. Husch! gings zu allen Blumen hin, Sie wissen schon, daß ich es bin. Die ganze, ganze Frühlingslust Sög ich dann ein in meine Brust, Und hätt ich ihn so ganz in mir, Den Frühling, Liebchen, brächt ich dir. Wilhelm Osterwald (1820-1887)
Der Morgen Fliegt der erste Morgenstrahl Durch das stille Nebeltal, Rauscht erwachend Wald und Hügel: Wer da fliegen kann, nimmt Flügel! Und sein Hütlein in die Luft Wirft der Mensch vor Lust und ruft: Hat Gesang doch auch noch Schwingen, Nun, so will ich fröhlich singen! Josef von Eichendorff
Mir träumte einst ein schöner Traum: Mich liebte eine blonde Maid; Es war am grünen Waldesraum, Es war zur warmen Frühlingszeit: Die Knospe sprang, der Waldbach schwoll, Fern aus dem Dorfe scholl Geläut - Wir waren ganzer Wonne voll, Versunken ganz in Seligkeit. Und schöner noch als einst der Traum Begab es sich in Wirklichkeit - Es war am grünen Waldesraum, Es war zur warmen Frühlingszeit: Der Waldbach schwoll, die Knospe sprang, Geläut erscholl vom Dorfe her - Ich hielt dich fest, ich hielt dich lang Und lasse dich nun nimmermehr! O frühlingsgrüner Waldesraum! Du lebst in mir durch alle Zeit - Dort ward die Wirklichkeit zum Traum, Dort ward der Traum zur Wirklichkeit! Friedrich Martin von Bodenstedt (1819-1892)
Feldeinsamkeit Ich ruhe still im hohen grünen Gras Und sende lange meinen Blick nach oben, Von Grillen rings umschwirrt ohn Unterlaß, Von Himmelsbläue wundersam umwoben. Und schöne weiße Wolken ziehn dahin Durchs tiefe Blau, wie schöne, stille Träume; – Mir ist, als ob ich längst gestorben bin Und ziehe selig mit durch ewge Räume. Hermann Allmers
Blumenlied Es ist ein halbes Himmelreich, Wenn, Paradiesesblumen gleich, Aus Klee die Blumen dringen; Und wenn die Vögel silberhell Im Garten hier, und dort am Quell, Auf Blütenbäumen singen. Ludwig Heinrich Christoph Hölty (1748-1776)
An einem lichten Morgen, da klingt es hell im Tal: wach' auf, du liebe Blume, ich bin der Sonnenstrahl! Erschließe mit Vertrauen dein Blütenkämmerlein und laß die heiße Liebe in's Heiligtum hinein. Ich will ja nichts verlangen als liegen dir im Schoß und deine Blüte küssen, eh' sie verwelkt im Moos. Ich will ja nichts begehren als ruh'n an deiner Brust und dich dafür verklären mit sonnenheller Lust. Hermann Rollett (1819-1904)
Cora an die Sonne Nach so vielen trüben Tagen Send' uns wiederum einmal, Mitleidsvoll für uns're Klagen, Einen sanften milden Strahl. Liebe Sonne! trink' den Regen, Der herab zu stürzen dräut; Deine Strahlen sind uns Segen, Deine Blicke - Seligkeit. Schein', ach, scheine, liebe Sonne! Jede Freude dank' ich dir; Alle Geists- und Herzenswonne, Licht und Wärme kommt von dir. Gabriele von Baumberg (1758-1839)
Ins Grüne, ins Grüne, Da lockt uns der Frühling, der liebliche Knabe, Und führt uns am blumenumwundenen Stabe Hinaus, wo die Lerchen und Amseln so wach, In Wälder, auf Felder, auf Hügel zum Bach, Ins Grüne, ins Grüne. Im Grünen, im Grünen, Da lebt es sich wonnig, da wandeln wir gerne Und heften die Augen dahin schon von ferne, Und wie wir so wandeln mit heiterer Brust, Umwallet uns immer die kindliche Lust, Im Grünen, im Grünen. Im Grünen, im Grünen, Da ruht man so wohl, empfindet so Schönes, Und denket behaglich an dieses und jenes, Und zaubert von hinnen, ach, was uns bedrückt, Und alles herbei, was den Busen entzückt, Im Grünen, im Grünen. Johann Anton Friedrich Reil (1773-1843)
Lob des Frühlings Saatengrün, Veilchenduft, Lerchenwirbel, Amselschlag, Sonnenregen, linde Luft! Wenn ich solche Worte singe, braucht es dann noch große Dinge, Dich zu preisen, Frühlingstag! Ludwig Uhland 1787-1847
Das ist ein Tag, der klingen mag - die Wachtel schlägt im Korn, die Lerche jauchzt mit Jubelschlag wohl überm hellen grünen Hag, der Jäger bläst in's Horn. Frau Nachtigall ruft süßen Schall, durch's Laub ein Flüstern zieht, das Echo tönt im Widerhall, es klingt und singt allüberall, das ist ein Frühlingslied. Hermann Rollett (1819-1904)
Gott hieß die Sonne glühen und leuchten durch alle Welt, er hieß die Rosen blühen auf duftigem Blumenfeld, er hieß die Berge sich türmen und über die Lande erheben, ließ Winde wehen und stürmen, schuf vielgestaltiges Leben. Er gab den Vögeln Gefieder, dem Meere sein ewiges Rauschen, mir gab er sinnige Lieder, euch Ohren, ihnen zu lauschen. Friedrich Martin von Bodenstedt (1819-1892)