Biologika...Krebs??

Dieses Thema im Forum "Biologika und niedermolekulare Wirkstoffe" wurde erstellt von Lisa96, 16. April 2024.

  1. Schleiereule

    Schleiereule Bekanntes Mitglied

    Registriert seit:
    1. Februar 2023
    Beiträge:
    1.277
    @anurju

    Du hast Recht.
    Ich möchte ergänzend nur hinzufügen, dass (s. auch Beitrag von Clödi weiter oben!) auch eine nicht oder nicht ausreichend behandelte RA eine Kompromittierung (also eine Art "Störung") des Immunsystems bedeutet, weil es im einen Fall anders gepolt ist und im Fall von TNF-alpha-Blockern oder anderen Immunsuppressiva wird.....

    Natürlich ist das keine wissenschaftliche Aussage, hilft aber vielleicht der Einen oder Anderen zum Verständnis, warum Autoimmunerkrankungen selbst (vor Allem aktive...) oft eine generelle Disposition zu vermehrten Krebserkrankungen (manche haben ja auch eine Disposition zu Sonnenbrand und andere weniger) bedingen - ohne, dass das auch zu vermehrten Erkrankungen führen muss.
    Das hat nicht zuletzt auch mit genetischen Faktoren zu tun, die natürlich unter Therapie die gleichen sind!

    Immerhin sind Krebserkrankungen ja auch bei zuvor scheinbar Gesunden etwas Häufiges - man kann sie also ein bisschen wie ein Glücksspiel betrachten - und treten in allen Alters-, Gesellschafts-, Bildungs- und Gewohnheitsgruppen auf. Dass es im Lebensstil fördernde Bedingungen gibt, ist hinlänglich bekannt (Rauchen bei Lungen-, Blasen-, Brustkrebs und anderen, Trinken bei Leber-, Speiseröhrenkrebs und Anderen, Übergewicht bei Brust-, Darm- und anderen Krebsen) und hilft nicht immer, es sei denn, jemand entscheidet sich bewusst für einen "gesünderen" Lebensstil. Dennoch gibt auch das keine Garantien.....c`est la vie, das ist die Realität.

    Woran ich appellieren möchte: lasst euch vor einer notwendigen Therapie mit was auch immer nicht von diffusen, wenig konkreten Ängsten vor dem Weg einer effektiven Methode abschrecken, versucht, eine individuelle Bilanz der Vor- und Nachteile (Nutzen-Risiko-Analyse, bitte sachlich!!) ggf. mit eurem Arzt zu erlangen und traut euch dann, die Entscheidung auch mit positiven Gefühlen und Überzeugung anzugehen. Meiner Erfahrung nach ist das der vielversprechendste Weg zur Normalität.

    Habe fertig.
     
  2. Zwerglein68

    Zwerglein68 Mitglied

    Registriert seit:
    4. Dezember 2023
    Beiträge:
    131
    Hallo Schleiereule,
    dass hast du sehr gut getroffen.
    VG
     
  3. Finn89

    Finn89 Bekanntes Mitglied

    Registriert seit:
    18. Mai 2017
    Beiträge:
    513
    Ort:
    Nrw am Rhein
    Hallo :)) ich bin sehr ängstlich und mich haben diese Gedanken auch geplagt. Aber ich weiß von einer Rheumatologin dass Biologika laut großen Studiendaten keinen Krebs erzeugen. Das wurde auf Eular Kongressen Preis gegeben. Mit dem weißen Hautkrebs kann es je nach Disposition oder Sonnengenuss Einwirkungen haben, aber dieser ist ja gut händelbar und man kann sich auch schützen mit Lsf 50. Die Nebenwirkungen stehen drin weil Menschen mit Arthritis auch an Krebs erkranken und dann wird der Zusammenhang zu diesen Mitteln gezogen ( obwohl sie es so wahrscheinlich auch bekommen hätten ).
    Ich erzähle gern eine Anekdote zu Nebenwirkungen: vor 7 Jahren nahm ich Humira und hatte auch diese Ängste..ich hab mit der Hotline von Abbvie telefoniert und ihr von dieser Angst erzählt. Die Frau an der Hotline hat die Angst als Nebenwirkung aufgenommen, obwohl ich ja nicht wegen Humira die Angst hatte, sondern weil meine Psyche verrückt gespielt hat. Das hat mir gezeigt, dass Nebenwirkungen teilweise sehr schnell als solche aufgenommen werden.
     
  4. Schleiereule

    Schleiereule Bekanntes Mitglied

    Registriert seit:
    1. Februar 2023
    Beiträge:
    1.277
    Ich möchte das Thema noch einmal aufgreifen, weil hier seit Jahren große Unsicherheit besteht und die Betroffenen immer wieder in Sorge sind:

    Ganz aktuell (Deutsches Ärzteblatt 1. November 2024):

    Einschätzungen von
    1. Prof. Christoph Specker, aktueller Präsident der DGRh:

    "In der Praxis wird der Einsatz von TNFi aus Angst vor einiger Begünstigung von Neoplasien bei Weitem nicht mehr so restriktiv gesehen wie zu Zeiten ihrer Einführung".
    Er betont (das hatte ich schon öfter hier ausgeführt), dass Neoplasien, insbesondere des lymphatischen Gewebes, bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen gehäuft auftreten - und zwar umso eher, je aktiver die Erkrankung über lange Zeit ist. Es gebe auch Hinweise, dass eine gute Kontrolle der Krankheitsaktivität dieses Risiko wieder normalisiert. Dennoch sei ein gewisses Risiko für Tumoren in Folge der TNF-Hemmung nicht ganz auszuschließen. Bei aktiven Neoplasien wird man sie weiterhin sehr zurückhaltend und unter individueller Nutzen-Risiko-Abschätzung einsetzen.

    2. Prof. Anja Strangfeld, Studienleitung des bundesweiten RABBIT-Registers
    Zahlreiche Analysen der Biologica-Register (international) mit 600.000 Patientenjahren gaben Entwarnung bezüglich der befürchteten Häufung von Lymphomen und Melanomen, es trat weder eine Erhöhung der Zahlen noch eine "Verschiebung" zugunsten bestimmter Subtypen von Lymphomen auf. Die adäquate Therapie der rheumatologischen Erkrankung sollte auch nach Krebserkrankung im Vordergrund stehen, um Folgeschäden zu vermeiden. Es gebe keinen Grund, TNF-Inhibitoren oder Rituximab bei der Therapie zurückzuhalten.

    3. Prof. Anne Bass, Professorin für Medizin am Hospital für special surgery der Weill Cornell Medicine, New York City
    "Bis zu einem gewissen Grad haben wir das von TNF-I. ausgehende Risiko für Krebs unterschätzt. Der auffälligste Beweis stammt aus einer frühen Metaanalyse klinischer Studien, die ein erhöhtes Risiko zeigte (am wenigsten bei Etanercept, Anmerkung: begründet durch den differenten Wirkmechanismus), der sich jedoch in späteren Kohortenstudien nicht bestätigte". Es scheint ein erhöhtes Risiko für Lymphome, invasive Melanome und andere Hautkrebsarten zu geben, und es gibt Hinweise, dass dies insbesondere bei der Kombination von TNF-I. mit Cyclophosphamid der Fall ist. (Letzteres ist nicht neu, auch für Cyclophosphamid alleine besteht dieses Risiko, z. B. für Blasenkrebs)

    ABER: "Bei der Betrachtung des Krebsrisikos im Zusammenhang mit TNF-I. und anderen DMARD´s (immunmodulatorischen oder - suppressiven Behandlungen) ist zu bedenken, dass die Krankheitsaktivität der RA selbst ein wichtiger Faktor für das Krebsrisiko ist, insbesondere für Lymphome" (s.o.!)
    "Daher ist eine gute Krankheitskontrolle mit jeglichem Medikament wahrscheinlich der wichtigste Ansatz, um das Krebsrisiko zu verringern"
     
  5. Finn89

    Finn89 Bekanntes Mitglied

    Registriert seit:
    18. Mai 2017
    Beiträge:
    513
    Ort:
    Nrw am Rhein
    Und bedeutet das, dass Biologika keine lymphome verursachen oder weiß man das nicht? Ich bin ehrlich, ich kann das Medikament kaum nehmen aus Panik davor. Ich kann deswegen nicht mehr schlafen und hätte so gerne eine richtige Antwort.
    Ich danke dir schleiereule.
     
  6. Finn89

    Finn89 Bekanntes Mitglied

    Registriert seit:
    18. Mai 2017
    Beiträge:
    513
    Ort:
    Nrw am Rhein
    Auf den Aufklärungsbogen stand nicht mehr dass es lymphome begünstigt. Vor 7 Jahren stand das noch in kann Form.
    Icj bin ehrlich und das ist meine Meinung,.Eine Krebserkrankung ist ein anderes Kaliber als meine axspa mit den Schmerzen. Sie führt ggf zur Behinderung, eine Krebserkrankung kann zum.Tod führen und deshalb finde ich es so schwer abzuwägen
    Leider habe ich keine gute Therapie Compliance wegen meiner Angst. Das ist bedauerlich aber so ist es leider. Ich wünsche mir so sehr Sicherheit
     
  7. Schleiereule

    Schleiereule Bekanntes Mitglied

    Registriert seit:
    1. Februar 2023
    Beiträge:
    1.277
    Das bedeutet, dass nach jetzigem Stand das Risiko für ein Lymphom (das individuell nicht benennbar ist!) durch einen TNF-Inhibitor nicht nachweisbar gesteigert wird. Die aktive Erkrankung (vor Allem RA) tut dies statistisch sehr wohl. Es ist aber jetzt nicht so, dass jeder Zweite oder Zehnte RA-Patient ein Lymphom bekommt - und schon gar nicht nachweisbar aufgrund der Erkrankung oder Therapie.
    Du darfst nicht vergessen, dass es auch ohne Rheuma Tumorerkrankungen immer schon gab und auch geben wird.

    Ich bin überzeugt davon, dass die Entscheidung FÜR eine Therapie - sofern die Notwendigkeit klar ist - richtig ist und auf jeden Fall mehr Lebensqualität und weniger Risiko auf Dauer bedeutet. Treffen muss sie aber jede/r selbst ;)
     
  8. Schleiereule

    Schleiereule Bekanntes Mitglied

    Registriert seit:
    1. Februar 2023
    Beiträge:
    1.277

    Finn, ich verstehe dich gut.
    Ich möchte dich aber ermutigen, dein Herz in die Hände zu nehmen und eine Bilanz zu ziehen: auch eine axSpA bedroht deine Gesundheit. Ein Vergleich mit einer Krebserkrankung ist nicht sinnvoll, da die Folgen beider Erkrankungen gänzlich Andere sind.
    Die axSpA ist ja keine "Wirbelsäulenschmerzerkrankung", sondern eine Systemerkrankung!
    Mögliche Folgen und Beteiligungen: wie du selbst weißt, Uveitis mit allen Folgen, auf lange Sicht eine Arteriosklerose mit sämtlichen Gefäßrisiken, Herzbeteiligungen und Lungenbeteiligungen. Ich sage das nicht, um deine Angst zu schüren, sondern um das Missverständnis der "banalen" Erkrankung zurechtzurücken.
    Ich wünsche dir sehr einen (gerne auch mehrere) Menschen, der dir das dezidiert auseinandersetzt, mit dir zusammen reflektiert, was man tun kann, und letztlich eine gute Basis für eine für alle Beteiligten (inkl. der SpA, die beruhigt werden soll) akzeptable Lösung, die dir deine Lebensqualität wiedergibt. Die sehe ich aktuell (korrigiere mich, wenn ich falsch liege) als deutlich eingeschränkt an, vor Allem auf der Akzeptanz- und Resilienzseite. Das wirst du vermutlich nicht auf Dauer wollen.....
     
  9. Finn89

    Finn89 Bekanntes Mitglied

    Registriert seit:
    18. Mai 2017
    Beiträge:
    513
    Ort:
    Nrw am Rhein
    Vielen lieben Dank,.Schleiereule für die gute Erklärung. Ich danke dir wirklich sehr. Das ist nicht selbstverständlich dass man eine so gute Erklärung bekommt.
    Ich weiß dass Axspa eine Systemerkrankung ist. Ich habe diese schon viele Jahre, mit allen Facetten aber tatsächlich hatte ich nie Angst daran zu sterben.
    Ich habe eine schwere Angsterkrankung. Bin in Behandlung und bekomme dagegen auch Medikamente. Ich habe wirklich extreme Ängste und taste jeden Tag an den lymphknoten aus Angst vor einem Lymphom und wenn einer geschwollen ist dann habe ich Panik. Ich schlafe nicht mehr und jeden Morgen und Abend habe ich Angst zu sterben..Das ist leider meine Realität.
    Es ist furchtbar für mich. Ich habe ausgegeben Lebensqualität zu suchen. Wichtig ist dass ich mit meinen Ängsten gut zurecht komme, arbeiten kann und nicht völlig am Rad drehe.
    Aber ich freue mich über jede positive Studie..
    Vielen Dank
     
  1. Diese Seite verwendet Cookies. Wenn du dich weiterhin auf dieser Seite aufhältst, akzeptierst du unseren Einsatz von Cookies.
    Information ausblenden