Vor Weihnachten Heimliche Zeit, Wenn es draußen friert und schneit, Und der Christ ist nicht mehr weit! Wie´s tuschelt in den entferntesten Ecken, Kichert und lacht! Überall Bepacktsein, Verstecken; Vorfreude: Wie man anderen Freude macht! Hoffen und Wünschen webt feiernd durchs Zimmer: Ein Heinzelmannwirken im Lampenschimmer. Mich deucht, ich sah einen güldenen Schein: Guckt da nicht Sankt Niklas zum Fenster herein? Glocken erklingen aus weiter Ferne. Bratäpfelduft aus dem Ofen quoll. Am nachklaren Himmel schimmern die Sterne Verheißungsvoll. Und schauen das Treiben und freuen sich mit Bei der eilenden Menschen frohklingendem Schritt. Friedvolles Hasten weit und breit: Weihnachten ist nahe! O heimliche Zeit! Albert Sergel
Sankt Niklas´Auszug Sankt Niklas zieht den Schlafrock aus klopft seine lange Pfeife aus Und sagt ur heiligen Kathrein: " Öl mir meine Stiefel ein Bitte ,hol auch den Knotenstock Vom Boden und den Fuchspelzrock Die Mütze lege obendrauf Und schütt dem Esel tüchtig auf Halt auch mein Sattelzeug bereit; Wir reisen, es ist Weihnachtszeit. Und das ich´s nicht vergeß´,ein Loch Ist vorn im Sack, das stopfe noch! Ich geh derweil zu Gottes Sohn Und hol mir meine Instruktion." Die heil´ge Käthe, sanft und still Tut alles, was Sankt Niklas will. Der klopft indes beim Herrgott an. Sankt Peter hat ihn aufgetan Und sagt: "Grüß Gott! Wie schaut´s denn aus?" Und führt ihn ins himmlische Werkstättenhaus. Da sitzen die Englein an langen Tischen Ab und zu Feen dazwischen Die den Kleinsten zeigen, wie´s zu machen Und weben und kleben die niedlichsten Sachen Hämmern und häkeln, schnitzen und schneidern Fälteln die Stoffe zu zierlichen Kleidern Packen die Schachteln, binden sie zu Und haben glühende Bäckchen wie du. Herr Jesus sitzt an seinem Pult Und schreibt mit Liebe und Geduld Eine lange Liste, Potz Element; Wieviele artige Kinder Herr Jesus kennt! Die sollen die schönen Engelgaben Zu Weihnachten haben. Was fertig ist wird eingesackt Und auf das Eselchen gepackt. Sankt Niklas zieht sich recht warm an; Kinder er ist ein alter Mann Und es fängt tüchtig an zu schneien Da muß er schon vorsichtig sein. So geht es durch die Wälder im Schritt Manch Tannenbäumchen nimmt er mit; Und wo er wandert, bleibt im Schnee Manch Futterkörnchen für Hase und Reh. Aus Haus und Hütte strahlt es hell Da hebt er dem Esel den Sack vom Fell Macht leise alle Türen auf Jubelnd umdrängt ihn der kleine Hauf: " Sankt Niklas, Sankt Niklas Was hast du gebracht Was haben die Englein Für uns gemacht?" "Schön Ding, gut Ding Aus dem himmlischen Haus Langt in den Sack; holt euch was raus!" Paula Dehmel
Der Tannenbaum Im Walde steht ein Tannenbaum mit Nadeln spitz und fein, damit näht sich der Distelfink sein buntes Röckelein. er stehet da so kerzengrad´, und grün ist stets sein Kleid im Frühling und im Sommer wohl und auch zur Winterszeit. Christkindchen schickt durch Schnee und Eis Herrn Niklas dann hinaus, der schneidet ab den Tannenbaum und nimmt ihn mit nach Haus. Christkindchen hängt mit zarter Hand viel Nüss´und Äpfel dran, und Lichtlein steckt´s an jedem Zweig, dazu auch Marzipan. Und kommt die liebe Weihnachtszeit, da klingelt die Mama.- Wie steht der grüne Tannenbaum so bunt und helle da! Du Tannenbaum im dunklen Wald, bald wirst du abgestutzt. drum freue dich, dann wirst du auch gar herrlich aufgeputzt! Georg Christian Dieffenbach
O schöne, herrliche Weihnachtszeit O schöne herrliche Weihnachtszeit, was bringst Du Lust und Fröhlichkeit! Wenn der heilige Christ in jedem Haus teilt seine Gaben aus. Und ist das Häuschen noch so klein, so kommt der heilige Christ hinein, und alle sind ihm lieb wie die Seinen, die Armen und Reichen, die Großen und Kleinen. Der heilige Christ an alle denkt, ein jedes wird von ihm beschenkt. Drum laßt uns freu´n und dankbar sein! Er denkt auch unser, mein und dein. Heinrich Hoffmann von Fallersleben
Das Christkind im Walde Christkind kam in den Winterwald. Der Schnee war weiß, der Schnee war kalt. Doch als das heil´ge Kind erschien, Fing´s an, im Winterwald zu blüh´n. Christkindlein trat zum Apfelbaum Erweckt ihn aus dem Wintertraum- " Schenk Äpfel süß, schenk Äpfel zart Schenk Äpfel mir von aller Art!" Der Apfelbaum, er rüttelt sich Der Apfelbaum, er schüttelt sich. Da regnet´s Äpfel ringsumher; Christkindleins Taschen wurden schwer. Die süßen Früchte alle nahm´s Und also zu den Menschen kam´s. ´Nun, holde Mäulchen, kommt, verzehrt Was euch Christkindlein hat beschert! Ernst von Wildenbruch
Schlafendes Jesukind Sohn der Jungfrau, Himmelskind! Am Boden auf dem Holz der Schmerzen eingeschlafen, das der fromme Meister, sinnvoll spielend, deinen leichten Träume unterlege; Blume du, noch in der Knospe dämmernd eingehüllt, die Herrlichkeit des Vaters! O wer sehen könnte, welche Bilder hinter diser Stirne, diesen schwarzen Wimpern, sich sanft im Wechsel malen. Eduard Mörike
Schenken Schenke groß und klein, aber immer gediegen. Wenn die Bedachten die Gaben wiegen, sei dein Gewissen rein. Schenke herzlich und fei. Schenke dabei, was in dir wohnt an Meinung, Geschmack und Humor, so daß die eigene Freude zuvor dich reichlich belohnt. Schenke mit Geist ohne List. Sei eingedenk, daß dein Geschenk du selber bist. Joachim Ringelnatz
Dittker Slark Zündet an das Licht der Liebe, Erstes Licht am Tannenkranz, Strahlt in alle Herzen Güte, Bannet Finsternis durch Glanz. Zündet an das Licht der Freude, Zweites Licht am Tannenkranz, Bald ist Weihnacht: Halleluja! Himmelsglocken, Engeltanz. Zündet an das Licht der Hoffnung, Drittes Licht am Tannenkranz, Bring uns Segen, gib uns Glauben, Christus, Dir vertraun wir ganz. Zündet an das Licht der Gnade, Viertes Licht am Tannenkranz, Schenke unsern Seelen Reinheit, Christenliebe, Friede, Glanz.
Eine Weihnachtsgeschichte für jeden Tag Es war einmal ein kleines Licht. Weil es Angst vor dem Verlöschen hatte, machte es sich auf die Suche nach einem großen Licht, das bleibt. Bald traf es ein Licht, das bleibt. „Wohin gehst du?" „Ich habe Angst vor dem Verlöschen und suche ein Licht, das bleibt." So gingen sie miteinander. Unterwegs kam noch ein Licht dazu, und noch eins – zuletzt waren es viele. Die kleinen Lichter waren sehr müde. Auf einmal sahen sei einen Stein, der im Dunkeln leuchtete. „Stein woher hast du dein Leuchten?" „Geh weiter – und ihr werdet sehen." Dann kamen sie zu einem Stück Holz. „Holz, woher hast du dein Leuchten?" „Geht weiter – und ihr werdet sehen." Und zu einem Blütenbaum. „Blütenbaum, woher hast du dein Leuchten?" „Geht nur weiter – gleich werdet ihr sehen." So gingen sie mit letzter Kraft. Plötzlich standen sie vor einem großen, hellen Licht. Es war um ein Kind, das in der Krippe lag. Den kleinen Lichtern klopfte das Herz. Sie wagten sich nicht weiter. „Fürchtet euch nicht", sagte das Kind, „ich bin das Licht der Welt. Wer zu mir kommt, wird nicht im Finstern leben." Und es lächelte ihnen entgegen und segnete sie. Da wurde ihre Flamme stark und still. Auf dem Rückweg und zu Hause erzählten sie allen von dem großen Licht, das bleibt und das sie jetzt in sich tragen.
Wir sagen euch an den lieben Advent. Sehet, die zweite Kerze brennt. So nehmet euch eins um das andere an, wie auch der Herr an uns getan! Freut euch, ihr Christen! Freuet euch sehr. Schon ist nahe der Herr.
Traum eines kleinen Raben Wenn ich bald so wie alle Raben werd´viele eigne Kinder haben, dann feier ich in meinem Nest ein richtig schönes Weihnachtsfest. Nicht Zank und Streit stehn da bereit und keine Hungersnot. Der Rabengott bringt feierlich für jeden ein Stück Brot. Und auch die Katze feiert mit an diesem Freudentag. Der Rabengott will auch von ihr, daß sie den nächsten mag. Dann geb´ich meiner Kinderschar viel echte Zärtlichkeit. Was ich selbst nie erfahren hab´, warme Geborgenheit. Ich Narr, was sitz´ich hier und träum vom schönsten Fest der Erde, wo ich doch heute noch nicht weiß, ob ich´s erleben werde. Doch bleibt´s ,daß alle guten aten, nur Hoffnung haben zu geraten, wenn´s stille Träumer wie mich gibt, die Gott am allermeisten liebt. Daniel Trowski
Christmarkt vor dem Berliner Schloß Welch lustiger Wald um das hohe Schloß hat sich usammen gefunden, ein grünes, bewegliches Nadelgehölz, von keiner Wurzel gebunden! Anstatt der warmen Sonne scheint das Rauschgold durch die Wipfel; hier backt man Kuchen, dort brät man Wurst, das Räuchlein zieht um die Gipfel. Der eine kauft ein bescheidnes Gewächs zu überreichen Geschenken, der andere einen gewaltigen Strauch, drei Nüsse daran zu henken. Und komt die Nacht, so singt der Wald und wiegt sich im Gaslichtscheine; da führt die ärmste Mutter ihr Kind vorüber dem Zauberhaine. Gottfried Keller
Wir sagen euch an den lieben Advent. Sehet, die dritte Kerze brennt. Nun tragt eurer Güte hellen Schein weit in die dunkle Welt hinein. Freut euch, ihr Christen! Freuet euch sehr. Schon ist nahe der Herr.
Markt und Straßen stehn verlassen, Still erleuchtet jedes Haus, Sinnend geh' ich durch die Gassen, Alles sieht so festlich aus. An den Fenstern haben Frauen Buntes Spielzeug fromm geschmückt, Tausend Kindlein stehn und schauen, Sind so wunderstill beglückt. Und ich wandre aus den Mauern Bis hinaus ins freie Feld, Hehres Glänzen, heil'ges Schauern! Wie so weit und still die Welt! Sterne hoch die Kreise schlingen, Aus des Schnees Einsamkeit Steigt's wie wunderbares Singen - O du gnadenreiche Zeit! Joseph von Eichendorff
Wir sagen euch an den lieben Advent. Sehet, die vierte Kerze brennt! Gott selber wird kommen, er zögert nicht, auf, auf, ihr Herzen, und werdet licht!
Leise rieselt der Schnee, still und starr liegt der See, weihnachtlich glänzet der Wald: Freue dich, Christkind kommt bald! In den Herzen wirds warm, still schweigt Kummer und Harm, Sorge des Lebens verhallt: Freue dich, Christkind kommt bald! Bald ist heilige Nacht, Chor der Engel erwacht, hört nur wie lieblich es schallt: Freue dich, Christkind kommt bald! [font=Arial, Helvetica, sans-serif]Eduard Ebel (1839 - 1905)[/font]
Hört ihr das Weihnachtsläuten Hört ihr das Weihnachtsläuten, hört ihr den frohen Klang? Wie holde Engelsstimmen ertönet Festgesang. Und zauberhafter Schimmer erfüllt den ganzen Raum, und goldne Kerzen flackern am grünen Tannenbaum. Die Weihnacht ist gekommen und hat mit ihrer Pracht die Herzen all gefangen, sie hell und froh gemacht!