Bitte alle mitmachen: Naturgedichte und -lieder

Dieses Thema im Forum "Kaffeeklatsch" wurde erstellt von Neli, 18. März 2007.

  1. Neli

    Neli Optimistin

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    Feldeinsamkeit

    Ich ruhe still im hohen grünen Gras
    Und sende lange meinen Blick nach oben,
    Von Grillen rings umschwirrt ohn Unterlaß,
    Von Himmelsbläue wundersam umwoben.

    Und schöne weiße Wolken ziehn dahin
    Durchs tiefe Blau, wie schöne stille Träume;
    Mir ist, als ob ich längst gestorben bin
    Und ziehe selig mit durch ew'ge Räume.



    Hermann Allmers (1821-1902)


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  2. Neli

    Neli Optimistin

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    Wie soll ich nicht tanzen,
    Es macht keine Mühe,
    Und reizende Farben
    Schimmern hier im Grünen.

    Immer schöner glänzen
    Meine bunten Flügel,
    Immer süßer hauchen
    Alle kleinen Blüten.

    Ich nasche die Blüten,
    Ihr könnt sie nicht hüten.

    Wie groß ist die Freude,
    Sei's spät oder frühe,
    Leichtsinnig zu schweben
    Über Tal und Hügel.

    Wenn der Abend säuselt,
    Seht ihr Wolken glühen;
    Wenn die Lüfte golden,
    Scheint die Wiese grüner.

    Ich nasche die Blüten,
    Ihr könnt sie nicht hüten.

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    Friedrich von Schlegel (1772-1829)
     
  3. Neli

    Neli Optimistin

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    Wie lieblich und fröhlich,
    Zu schweben, zu singen,
    Von glänzender Höhe
    Zur Erde zu blicken!

    Die Menschen sind töricht,
    Sie können nicht fliegen.
    Sie jammern in Nöten,
    Wir flattern gen Himmel.


    Friedrich von Schlegel (1771-1829)


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  4. Neli

    Neli Optimistin

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    Die Luft ist blau, das Tal ist grün,
    Die kleinen Maienglocken blühn,
    Und Schlüsselblumen drunter;
    Der Wiesengrund
    Ist schon so bunt
    Und malt sich täglich bunter.

    Drum komme, wem der Mai gefällt,
    Und schaue froh die schöne Welt
    Und Gottes Vatergüte,
    Die solche Pracht
    Hervorgebracht,
    Den Baum und seine Blüte.



    Ludwig Heinrich Christoph Hölty /1748-1776)

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  5. Neli

    Neli Optimistin

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    Frühling schimmert in den Lüften,
    Gleisset in der Sonne Glanz,
    Spielt in süßen, lauen Düften,
    Spielt im wirren Mückentanz.

    Frühling blüht auf allen Stegen,
    Jauchzet in der Lerche Lied -
    Und auf hohen Himmelswegen
    Er in hellen Wolken zieht.

    Doch im jungen Menschenherzen
    Blüht's noch lichter als im Tal,
    Blüh'n der Liebe süße Schmerzen,
    Aufgeküßt vom Frühlingsstrahl.


    Karl Freiherr von Lemayer


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  6. Neli

    Neli Optimistin

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    Schöne Tage sind gewesen,
    Flüchtig, wie ein Schmetterling,
    Da an dir mein ganzes Wesen,
    Nur an dir, an dir nur hing.


    Da wir noch in stiller Wonne
    Unter blühendem Jasmin
    Saßen, und die Abendsonne
    Sahn zur goldnen Ferne ziehn.

    Jene Tage sind vorüber,
    Jene Flammen sind verglüht,
    Jene Sonne zog hinüber
    Zu den Bergen still und müd.

    Und nur der Erinnrung Flügel
    Tragen sie der Seele zu,
    Wie ein Ruf zu Thal und Hügel
    Weckt des Wiederhalles Ruh.


    Otto Roquette (1824-1896)

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  7. Neli

    Neli Optimistin

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    Der Kuckuck sprach mit einem Star,
    der aus der Stadt entflohen war.
    „Was spricht man“, fing er an zu schrein,
    „was spricht man in der Stadt von unsern Melodein?

    Was spricht man von der Nachtigall?“
    „Die ganze Stadt lobt ihre Lieder.“

    „Und von der Lerche?“ rief er wieder.
    „Die halbe Stadt lobt ihrer Stimme Schall.“

    „Und von der Amsel?“ fuhr er fort.
    „Auch diese lobt man hier und dort.“

    „Ich muß dich doch noch etwas fragen“:
    „Was“, rief er, „spricht man denn von mir?“

    „Das“, sprach der Star, „das weiß ich nicht zu sagen;
    denn keine Seele red’t von dir.“

    „So will ich“, fuhr er fort,
    „mich an dem Undank rächen
    und ewig von mir selber sprechen.


    Christian Fürchtegott Gellert(1715–1769)


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    #987 1. Juni 2011
    Zuletzt bearbeitet: 1. Juni 2011
  8. Neli

    Neli Optimistin

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    Glänzt auf allen Blüten
    Tröpfchen Tau so helle,
    sanfte Winde kosen,
    murmelt leis die Quelle;
    Durch das Tal so reizend
    schweift so gern der Blick,
    Alles blüht und duftet
    wie ein junges Glück

    Aus der Näh' und Ferne
    Heerdenglöcklein tönen.
    die Schalmei erwecket
    träumerisches Sehnen:

    Und nun sing ich leise
    mir ein altes Lied
    das aus schönen Tagen
    durch die Seele zieht

    Und es quillt die Träne
    und das Bächlein klinget,
    über mir die Lerche
    Jubellieder singet;

    Schwing dich auf , o Lerche,
    schwinge dich empor,
    immer hoch und höher
    zu der Engel Chor.

    Dort als ird'scher Bote
    mögst du Kunde geben:
    wie so schön der Frühling,
    wie so kurz das Leben.


    Stefan Witwicki (1801-1847)

    Übersetzung aus dem Polnischen von Ferdinand Gumbert

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  9. hada1712

    hada1712 Kevin-Schantalle-Mama

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    hallo
    falls auch eigene gedichte erlaubt sind, bitte schön


    Für jede stunde deines lebens
    ertönt ein glockenschlag
    du wirst ihn niemals hören
    was auch geschehen mag

    der erste zarte glockenton
    verhüllt von deinem ersten schrei
    und schon bald der zweite
    die erste stunde ist vorbei

    in den nächsten vielen stunden
    so wird es sein in deinem leben
    sie sind mal lauter und mal leiser
    doch ungehört auf deinen wegen

    es ist die melodie des lebens
    mal in dur auch mal in moll
    gespielt von deinem schicksal
    wie es verlaufen soll

    der zarteste der klänge
    soll der der liebe sein
    und wenn er nie verklingt
    war sie für immer dein

    jede glocke wird einmal verstummen
    wenn sie im klang verschwommen
    ein neuer zarter glockenton
    ist heute angekommen

    liebe grüße, hannelore:ylflower:
     
  10. Juliane

    Juliane Neues Mitglied

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    Richtig schön,
    Danke!
    Juliane.
     
  11. hada1712

    hada1712 Kevin-Schantalle-Mama

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    hallo juliane

    morgen stell ich noch eins rein

    liebe grüße, hannelore
     
  12. hada1712

    hada1712 Kevin-Schantalle-Mama

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    hallöle noch ein gedicht von mir:

    Ach könnt´ich eine Rose sein
    mit Dornen mir zur Wehr
    ich wäre dann am Rosenbusch
    und wogte hin und her

    Ich lebte nach der Jahreszeit
    Erblühen und Vergeh´n
    zuerst nur ein Knospe sein
    doch dann in Blüte steh´n

    Später fielen meine Blätter ab
    mein Liebreiz wär´ dahin
    doch einen Trost den hätte ich
    das ich ja eine Rose bin

    lang, lang ist´s her das ich es geschrieben habe, aber es wurde auf meinen wunsch von der pfarrerin in die trauerrede für meine heissgeliebte tante aufgenommen.

    liebe grüße, hannelore
     
  13. Neli

    Neli Optimistin

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    Mohnblumen sind die runden,
    rotblutigen gesunden,
    die sommersproßgebraunten,
    die immer froh gelaunten,
    kreuzbraven, kreuzfidelen,
    tanznimmermüden Seelen;
    die unter'm Lachen weinen
    und nur geboren scheinen,
    die Kornblumen zu necken,
    und dennoch oft verstecken
    die weichsten, besten Herzen,
    im Schlinggewächs von Scherzen.


    Felix Ludwig Julius Dahn (1934-1912)


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  14. Moehrle

    Moehrle Aktives Mitglied

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    Gruss aus Sitges

    Liebe Neli,

    wie schoen sind Deine Gedichte und die Blumen, die Du dazu reinstellst.

    Ich habe mir gestern 3 Pfingstrosen????? gekauft. Heissen die so oder wenn nicht, koenntest Du mir bitte helfen.

    Liebe Gruesse und einen schoenen Sonntag. Hier ist es seit Tagen kuehl und es regnet jeden Tag. Soll auch weiter so bleiben.

    Moehrle
     

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  15. Neli

    Neli Optimistin

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    Liebe Moehrle, ich kann es ganz genau sehn,
    es sind Pfingstrosen, die da auf Deinem Tische stehn.
    Ich hatte viele Jahre in meinem Garten einen Pfingstrosenbusch,
    da blühte nur immer eine, das war der reinste Fusch.

    Dann ist mir einfach die Geduld gerissen
    und ich habe die Staude herausgeschmissen,
    sie zieht sich ja gleich nach dem Blühen immer zurück,
    das kann ich nicht brauchen, so ein arrogantes Stück.

    Ich hoffe, dass Deine Rosen auch noch zu Pfingsten bei Dir stehn,
    denn man kann sie nicht sehr lange in einer Vase sehn,
    welche Pein,
    ich hörte, die rosa Pfingstrosen sollen dankbarer sein.

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  16. Neli

    Neli Optimistin

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    Da sitzt ein Häslein an dem Rain,
    Und keinem Jäger fällt das ein,
    Sitzt und denket an sein Endchen,
    Und es schreibt sein Testamentchen,
    Schreibt's und weint, schreibt's und weint.

    Ich Häslein bin ein Waisenkind:
    Was hilft's, daß ich so gut gesinnt?
    Keinem thu' ich Leid hienieden,
    Ach, ich lasse ja zufrieden
    Jedermann, Jedermann.

    Ich lasse Weizen Weizen sein,
    Und trink' auch keinen Tropfen Wein;
    Nur daß ich mal aus dem Kohle
    Hie und da ein Blättchen hole,
    Nicht wie's thut Ochs und Kuh.

    Kinderlied von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben


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  17. Moehrle

    Moehrle Aktives Mitglied

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    Gruss aus Sitges

    Liebe Neli,

    dank fuer Deine Antwort in Versform, fantastisch!!!¡¡¡

    Weisst Du, was heute von den tollen Pfingstrosen uebrig war?¿?¿ Ein Haufen Bluetenblaetter und kahle Stiehle. Bin heute frueh in den Blumenladen und habe denen die losen Blueten zurueckgebracht. Die waren total erstaunt. Wuerden die losen Blaetter zum Dekorieren benutzen und gaben mir neue Blumen. Schade, der Strauss war so wunderschoen.Aber ich hab ja zum Glueck Fotos gemacht!!!¡¡

    Dank Dir ganz herzlich. Liebe Gruesse Moehrle

    Aber hier kommt der Strauss noch einmal DSC00015.jpg
     
  18. fleckchen63

    fleckchen63 Mandy

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    Das Gewitter

    Noch immer lag ein tiefes Schweigen
    Rings auf den Höhn; doch plötzlich fuhr
    Der Wind nun auf zum wilden Reigen,
    Die sausende Gewitterspur.


    Am Himmel eilt mit dumpfem Klange
    Herauf der finstre Wolkenzug:
    So nimmt der Zorn im heißen Drange
    Den nächtlichen Gedankenflug.


    Der Himmel donnert seinen Hader;
    Auf seiner dunklen Stirne glüht
    Der Blitz hervor, die Zornesader,
    Die Schrecken auf die Erde sprüht.


    Der Regen stürzt in lauten Güssen;
    Mit Bäumen, die der Sturm zerbrach,
    Erbraust der Strom zu meinen Füßen; –
    Doch schweigt der Donner allgemach.


    Der Sturm lässt seine Flügel sinken,
    Der Regen säuselt milde Ruh;
    Da sah ich froh ein Hüttlein winken
    Und eilte seiner Pforte zu.


    Nikolaus Lenau
    (1830)


    Liebe Grüße Mandy
     
  19. fleckchen63

    fleckchen63 Mandy

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    Mohnblumen

    Mit roten Feldmohnblumen
    Hatt’ ich dein Haar geschmückt,
    Die roten Blumenblätter
    Die sind nun alle zerdrückt.

    Du bist zu mir gekommen
    Beim Abendsonnenschein,
    Und als die Nacht hereinbrach,
    Da ließest du mich allein.
    Ich höre die Stille rauschen
    Und sehe die Dunkelheit sprühn,
    Vor meinen träumenden Augen
    Purpurne Mohnblumen blühn

    Löns, Hermann (1866-1914)
     

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    #999 6. Juni 2011
    Zuletzt bearbeitet: 6. Juni 2011
  20. Neli

    Neli Optimistin

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    Kindheit

    Ein Gärtlein weiß ich noch auf Erden,
    Drin wandl' ich gern bei Tag und Nacht;
    Das kann mir nie verwüstet werden,
    Es ist von Engeln stets bewacht.

    Da zeigt sich noch den Augen immer
    Der Himmel wolkenleer und blau,
    Da äugelt noch wie Demantschimmer
    An Gras und Blättern Himmelsthau.

    Da fließen noch die Brünnlein helle,
    Nichts hemmt noch trübet ihren Lauf;
    Da sprießen noch an jeder Stelle
    Die schönsten Blumen Morgens auf.

    Da schwirren noch auf güldnen Schwingen
    Die Käfer Freud und Lust uns zu;
    Und aus den dunklen Büschen singen
    Uns Nachtigallen Fried' und Ruh.

    Da müssen noch die Klagen schweigen;
    Da ist das Herz noch allzeit reich,
    Da hangt an immer grünen Zweigen
    Noch traulich Blüth' und Frucht zugleich.

    Da giebt's noch keine finstern Mienen,
    Nicht Zank noch Neid nicht, Haß noch Zorn;
    Da summen stachellos die Bienen
    Und Rosen blühen ohne Dorn.

    Da lächelt schöner noch die Sonne,
    Und heller blinkt uns jeder Stern;
    Nur nahe sind uns Freud' und Wonne,
    Und alle Sorgen bleiben fern.

    O sucht das Gärtlein nicht auf Erden!
    Es ist und bleibt uns immer nah:
    Wir dürfen nur wie Kinder werden --
    Und sieh, gleich ist das Gärtlein da.


    August Heinrich Hoffmann von Fallersleben

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