Frau mit chronischer Arthritis

Dieses Thema im Forum "Austausch für und mit Angehörigen" wurde erstellt von Hansaplats, 6. April 2018.

  1. Hansaplats

    Hansaplats Neues Mitglied

    Registriert seit:
    21. März 2018
    Beiträge:
    8
    Vielleicht habe ich noch nicht genug in diesem Forum gelesen. So einfach ist es ja für einen Neuling nicht sich hier zurecht zu finden.

    Aber ... wie gehe ich mit einem Menschen um, dessen Leben im wesentlichen durch Schmerzen bestimmt ist?

    Ich, als jemand dem es durchaus gut geht, habe mehr und mehr Schwierigkeiten mit meiner Frau umzugehen. Ich merke schon, wenn sie einen Schub hat und sie sehr unter Schmerzen leidet, aber ich finde keinen Weg zu ihr in dieser Zeit.

    Sicherlich finden sich in diesem Forum viele Antworten auf meine Fragen, aber ich habe sie bisher nicht gefunden.

    Gibt es hier jemand, dem es ähnlich geht oder jemand der weiß wovon ich rede?
     
  2. Heike68

    Heike68 Moderatorin

    Registriert seit:
    8. Juli 2012
    Beiträge:
    6.709
    Ort:
    NRW/Rheinland
  3. Birte

    Birte Bekanntes Mitglied

    Registriert seit:
    30. April 2003
    Beiträge:
    929
    Ort:
    Leipzig
    Grundsätzlich gibt es darauf keine allgemeingültige Antwort, da jeder Mensch, jede Lebenssituation und auch jede Partnerschaft individuell ist. Als Beispiel: Ein mit meinen Eltern befreundetes Paar. Sie war krank. Er streichelt ihr die Hand und sagt mit mitfühlender Miene so etwas wie: "Ach mein armer Hase, was du alles aushalten musst...".
    Jeder der so etwas zu mir sagen würde, würde sich eine fangen (nur verbal natürlich). Mir persönlich reicht es, wenn ich es aushalten muss, ich muss nicht noch in mitfühlende Gesichter gucken. Aber das bin nur ich. Andere tröstet es vielleicht. Jeder geht anders mit seinen Schmerzen um.

    Mein Tipp - redet darüber. Sie muss das Recht haben, deutlich zu sagen, wie sie es sich vorstellt - auch wenn sie vielleicht Hemmungen hat, weil "Er macht ja schon so viel/verzichtet auf so viel...". Du musst aber auch das Recht haben, zu sagen, was dir Probleme macht - nicht nur auf ihre Krankheit bezogen, sondern auch ganz allgemein.
    Reden, reden, reden. Von mir aus auch mal Rumschreien. Klar ist, du bist keine Pflegekraft und sie sollte ebenfalls auch nicht auf die Krankheit reduziert werden. Vielleicht will sie, wenn sie starke Schmerzen hat, einfach mal stumpf vorm Fernseher abhängen - was völlig ok ist. Wenn du das nicht willst, solltest du aber ohne schlechtes Gewissen in der Zeit auch etwas für dich tun können.

    Ich weiß nicht, was für eine Rheumaform und welche Einschränkungen deine Frau hat und wie eure Wohnsituation ist. Manches kann man sich leichter machen, auch wenn sich Betroffene oft schwer tun. Da wird sich z. B. die Treppe runter zur Waschmaschine gequält oder der Staubsauber konsequent im Keller aufbewahrt, obwohl man ihn dort am seltensten braucht, weil "da war er ja schon immer". Mit kleinen Veränderungen kann man es sich leichter machen.

    Ich hoffe, die eine oder andere Anregung ist dabei.

    Gruß,

    Birte
     
  4. Katjes

    Katjes Bekanntes Mitglied

    Registriert seit:
    18. April 2007
    Beiträge:
    19.946
    Ort:
    wo es schön ist :-)
    @Heike68
    die liste von sabinerin kann ich zwar aufrufen,aber die einzelnen themen sind nicht mehr vorhanden............
    ist es evt. bei der forenumstellung verloren gegangen ?
     
  5. Heike68

    Heike68 Moderatorin

    Registriert seit:
    8. Juli 2012
    Beiträge:
    6.709
    Ort:
    NRW/Rheinland
    Katjes, mein Fehler, hatte ich nicht getestet.
    Scheint so zu sein. Sehr schade.
     
  6. Maggy63

    Maggy63 Kreativmonster

    Registriert seit:
    15. Februar 2011
    Beiträge:
    20.630
    Ort:
    Ironien nahe d. sarkastischen Grenze
    Mein Vorschlag : informiere dich über die Erkrankung, sprich darüber mit deiner Frau (am besten, wenn sie NICHT im Schub steckt. Da reichen die Kräfte einfach nicht dafür) und frag sie, wo und welche Unterstützung sie sich von dir wünscht.
    Unterstützung ist wichtig - wir wollen nicht in Watte gepackt, aber auch nicht mit unseren Einschränkungen ignoriert werden. Überzogenes Mitleid ist auch doof.
    Es gibt gute Zeiten, in denen alles läuft, und schlechte Zeiten, in denen wir auch mal ungerecht werden. Das hat aber oft weniger mit dem Partner zu tun, sondern eher damit, dass die Schmerzen und was sonst alles mit dem Rheuma zusammenhängt, die Kraft rauben. Und ständige Schmerzen laugen auf Dauer das Nervenkostüm aus.
    Birte hat schon viel Gutes dazu geschrieben, seh ich grade. Vielleicht hilft dir das schon mal ein bisschen.
     
  7. Marly

    Marly Guest

    Hallo Hansi,

    für meinen Mann ist es auch oft schwierig mit meiner Situation klar zu kommen. Wir reden eigentlich immer, wenn
    es deswegen Probleme gibt.

    Wir versuchen es so zu handhaben, dass ich ihm gleich sage: es geht mir heute sehr schlecht, ich bin extrem müde und habe starke Schmerzen ... er fragt dann, ob er irgendwas für mich tun kann .... ich sage dann entweder: ja, bitte tue das und das für mich ... oder nein, ich möchte einfach nur meine Ruhe haben.

    Mein Mann hat seine Hobbies, denen er ohne mich nachgeht. Er geht ohne mich auf Feiern und besucht ohne mich die Kinder und Freunde.

    Wir haben auch gemeinsame Hobbies. Das ist für unsere schwierige Partnerschaft extrem wichtig. Wir gehen einmal die Woche zusammen schwimmen und hinterher was essen. Wir haben uns einen kleinen Hund angeschafft und machen die Spaziergänge oft gemeinsam.
    Da ich nicht so weit laufen kann, habe ich mir einen Sitzroller gekauft und so können wir auch gemeinsam Ausflüge machen.

    So kommen wir beide gut damit klar. Ich habe kein schlechtes Gewissen, weil mein Mann soviel im Haushalt und Erledigungen macht und er bemitleidet mich nicht, weil das kann ich gar nicht haben. Ich fühle mich dann extrem krank und hilflos.
    Und er hat auch kein Problem damit, vieles ohne mich zu machen.

    Ich denke wenn beide es wollen, kann man auch mit einer schweren Erkrankung eine glückliche Beziehung leben.
     
  8. Finn89

    Finn89 Bekanntes Mitglied

    Registriert seit:
    18. Mai 2017
    Beiträge:
    414
    Ort:
    Nrw am Rhein
    Ich habe oft starke Schmerzschübe, die plötzlich kommen und es belastet meine Partnerschaft auch, aber wir reden viel über unsere Gefühle. Mein Freund ist lieb und macht von sich auch viel im Haushalt, ich bitte auch mal darum, dass er wischt oder saugt und dann macht er es.

    Man braucht gegenseitiges Verständnis und der gesunde Partner sollte auch Hobbys haben dürfen, auch wenn der kranke Partner nicht dabei sein kann. Ich bin extrem launisch während meiner Schmerzen und weine viel, dann ziehe ich mich zurück, was mein Partner akzeptiert.
    Wenn es mir gut geht, reden wir nicht über die Krankheit, sondern genießen den Tag.
    Mein Freund sagt mir, wenn er Ideen gegen meine Schmerzen hat, massiert meinen Rücken, macht ruhige Entspannungsmusik an und will das es mir gut geht.
    Am Anfang war es echt hart für unsere Beziehung und ich dachte, wir schaffen es nicht. Mit viel reden, gemeinsame Pläne schmieden und von der Zukunft träumen hat es geklappt.
    Ich weiß nicht, ob sich unsere Träume vom weiten Reisen in exotische Länder erfüllen werden, doch ich wäre mental ärmer ohne diese Träume.
    Gegenseitige Rücksichtsnahme ist wichtig.
     
    Marly und Kittie gefällt das.
  9. Marly

    Marly Guest

    Genau Finn.... man muß gemeinsame Zukunftsträume haben.

    Wir träumen davon und ein kleine FeWo am Meer zu kaufen. Ich mag nicht mehr reisen, brauche aber einen Ort, wo ich mal raus bin aus allem hier.....und in einer eigenen FeWo kann ich mir es so einrichten, dass es mir gut geht .
    Mein Mann braucht so einen Ort natürlich auch.
     
  10. Hansaplats

    Hansaplats Neues Mitglied

    Registriert seit:
    21. März 2018
    Beiträge:
    8
    Das habe ich soweit schon verstanden. Aber diese guten und schlechten Zeiten gibt es auch für mich. Und dann ist die Kommunikation manchmal etwas schwierig.
     
  11. Hansaplats

    Hansaplats Neues Mitglied

    Registriert seit:
    21. März 2018
    Beiträge:
    8
    Ich habe auch meine Hobbies, aber ich mag denen nicht so recht nachgehen. Bin ich doch dann mit anderen Menschen unterwegs und meine Frau sitzt alleine zuhause und leidet. Damit kann ich nicht so einfach umgehen.

    Das heißt aber auch, die Krankheit meiner Frau schränkt micht mental wohl auch ein.

    Geht das jedem "Angehörigen" so, oder bin ich da alleine? Und ... gibt es hier auch Angehörige, die mitlesen?
     
  12. Birte

    Birte Bekanntes Mitglied

    Registriert seit:
    30. April 2003
    Beiträge:
    929
    Ort:
    Leipzig
    Also....
    ich bin zwar Single - und verbringe die meiste Zeit liegend - aber als "leidend" würde ich mich definitiv nicht bezeichnen. Ich passe meine Tätigkeiten meiner Verfassung an, soweit möglich. Ich weiß nicht, wie deine Frau selbst mit der Krankheit zurecht kommt - versteht sie sich denn als "leidend"? Rheuma ist eher so eine Art Lebensumstand - und bei vielen hier über einen sehr langen Zeitraum präsent. Es ist halt nicht wie andere Krankheiten, wo man ein Rezept bekommt und danach ist es weg. Die eigene Einstellung zur Diagnose mit all ihren Folgen und Einschränkungen ist nicht ganz unwichtig.

    Die Krankheitsbewältigung ist nicht einfach. Vielleicht wäre eine therapeutische oder beratende Hilfestellung dazu etwas für euch - zum gegebenen Zeitpunkt.
     
    Lagune und kroma gefällt das.
  13. -Tweety-

    -Tweety- Bekanntes Mitglied

    Registriert seit:
    18. Mai 2016
    Beiträge:
    923
    Ort:
    Hamburg
    Hast du ein schlechtes Gewissen, weil es dir gut geht, ihr nicht? Wäre falsch, denn ihr könnt beide nichts dafür.
     
  14. Maggy63

    Maggy63 Kreativmonster

    Registriert seit:
    15. Februar 2011
    Beiträge:
    20.630
    Ort:
    Ironien nahe d. sarkastischen Grenze
    Das ist auch alles eine Sache der Gewöhnung. Bei uns hat es lange gedauert, und jetzt haben wir immer noch hin und wieder Diskussionen, warum manches jetzt so ist und nicht anders... Man muss sich in neue Lebensumstände erst einleben, das geht nicht von heute auf morgen.
     
  15. Marly

    Marly Guest

    Ich denke schon, dass es erstmal jedem Angehörigen so geht.

    Hat deine Frau denn gesagt, dass sie nicht möchte, dass du deinen Hobbies nachgehst? Das wäre nicht fair.

    Du kannst ihr nur dann eine richtige Hilfe und Stütze sein, wenn es dir gut geht und du dich um dich selbst gut kümmerst.
    Dazu gehört, dass du dein Leben weiterlebst. Ich freue mich immer, wenn mein Mann mir erzählt, was er mit seiner Band erlebt hat oder wen er beim Sport getroffen hat usw.
    Ich liege nicht zu Hause und leide...ich mache das Beste aus jedem Tag. So wie ich kann....

    Ich hätte ein grotten schlechtes Gewissen, wenn mein Mann wegen mir zu Hause bleiben würde. Ich bin ja kein Pflegefall, der 24 Stunden betreut werden muß.
     
    Maggy63 gefällt das.
  16. Hansaplats

    Hansaplats Neues Mitglied

    Registriert seit:
    21. März 2018
    Beiträge:
    8
    Ja, das schlechte Gewissen habe ich manchmal. Auch wenn mich meine Frau geradezu auffordert etwas für mich alleine zu tun. Aber daraus sollte unser Leben nicht bestehen. Meine Meinung.

    Ich möchte nicht abends dasitzen und wir erzählen uns unsere täglichen Erlebnisse.

    Obwohl ... Als wir noch beide gearbeitet haben war es ja auch nicht anders
     
    -Tweety- gefällt das.
  17. Hansaplats

    Hansaplats Neues Mitglied

    Registriert seit:
    21. März 2018
    Beiträge:
    8
    Das Gefühl habe ich auch. Das Einleben aber ist für mich nicht ganz so einfach. Die Geduld dazu muss ich wohl noch finden.

    Danke an alle erstmal für die netten und vor allem schnellen Antworten.
     
  18. -Tweety-

    -Tweety- Bekanntes Mitglied

    Registriert seit:
    18. Mai 2016
    Beiträge:
    923
    Ort:
    Hamburg
    Mein Like gilt dem letzten Absatz
     
    Heidesand gefällt das.
  19. moi66

    moi66 Aktives Mitglied

    Registriert seit:
    23. März 2014
    Beiträge:
    557
    Zu Teil eins: Es ist auch nicht schön für Deine Frau, wenn sie sich als der Klotz fühlt, der verhindert, dass ihr Mann Dinge tun kann, die er mag.
    Außerdem: meine Mutter war oft geradezu glücklich, wenn sie mal einen Abend für sich hatte, weil mein Vater weg war.
    Vielleicht ist es doch auch so, dass Deine Frau auch mal Zeit für sich haben möchte und sich besser fühlt, wenn Du etwas für Dich tust.
    Zu Teil zwei: Wie Du schon sagst, während Ihr arbeiten wart, war es auch so - und nicht schlecht, vermute ich.
    So habt Ihr einander etwas zu erzählen, und keiner sagt, Ihr sollt immer getrennte Wege gehen und nur abends zusammen sitzen.
    Von mir noch ein Teil drei gegen das schlechte Gewissen: Du kannst Deiner Frau am besten ein starker, unterstützender Partner sein, wenn es Dir gut geht. Darum ist es auch absolut nicht egoistisch, auch Dinge zu tun, die Du magst und deine Frau nicht (mitmachen kann).

    Ehrlich darüber reden ist der beste Weg. Ich wünsche Euch beiden viel Kraft und gegenseitiges Verständnis... und die richtigen Worte.
     
  20. Kati

    Kati Bekanntes Mitglied

    Registriert seit:
    1. Januar 2009
    Beiträge:
    2.622
    Darf ich mal ein ganz anderes Beispiel machen.
    Ich vertrage kein Gluten. Ich fühle mich schlecht, wenn ich davon esse - naja, nicht gleich... aber einmal nachgeben bedeutet immer nachgeben, ich tue es nicht.
    Natürlich: wenn ich andere sehe, die Kuchen und Kekse essen, die Pizza essen... Lust hätte ich schon darauf.
    Aber es macht mir auch Spass ihnen dabei zuzuschauen, wie sie das Zeug mit so viel Freude in sich hineinschaufeln! Manchmal kann man sich richtig mitfreuen. Ich vergessen nie, wie ich eine Sahnetorte gemacht hatte (die ging nicht ohne Gluten, so habe ich darauf verzichtet) und ein junger Mann, ein lieber Freund, mit einer solchen Freude das Stück gegessen hat... ihm zuzuschauen war besser als es selbst zu essen.

    Nun ich verhungere nicht! Sicher, ohne Gluten kann man nicht alles backen, und nicht alles schmeckt köstlich. Dafür geht es mir auf diese Weise gut. Und ich gönne anderen von Herzen die Freude an gutem Essen!

    Ich meine mit Rheuma ist es nicht anders. Ich kann mich daran freuen, wenn Leute in meinem Alter mit ihren Kindern, Nichten oder gar schon Enkel rumtollen können. Ich kann es nicht, was nicht heißt, dass ich nicht mit den Kindern auch etwas anfangen kann: ich bin echt gut in Computerspielen und auch im Zuhören!

    Jeder von uns hat seine Schwächen und Stärken, seine "Behinderungen" und seine "Fähigkeiten". Hansaplats Du musst nicht verzichten, nur weil Deine Frau gewisse Dinge nicht kann. Du solltest vielmehr mal darauf achten, was sie alles gut kann, und wie sie vielleicht gerade durch die Krankheit neue Hobbys und neue Fähigkeiten entwickelt. Dazu kann auch gehören Dir zuzuhören... über Deine kleinen und großen "Taten" zu lachen... Dir mal einen Rat zu geben... Und dann gibt es sicher noch eine Menge Dinge, die ihr gemeinsam tun könnt. Ich meine, dass das Leben teilen nicht bedeutet alles gemeinsam zu tun... sondern alles zu "teilen". Das beginnt für mich erstmal mit "mitteilen" von allem...

    Liebe Grüsse!
    Kati
     
    Heidesand, moi66 und Katjes gefällt das.
  1. Diese Seite verwendet Cookies. Wenn du dich weiterhin auf dieser Seite aufhältst, akzeptierst du unseren Einsatz von Cookies.
    Information ausblenden