Vorurteile /Aussehen

Dieses Thema im Forum "Kaffeeklatsch" wurde erstellt von Mieze1960, 10. April 2019.

  1. Mieze1960

    Mieze1960 Gonarthrose, RA u. Fibro

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    Hallo Taz Devil,

    da hat die Erwartungshaltung aufgrund früherer Erfahrungen einen riesigen Einfluß.

    Mein Gesprächstherapeut wollte letztens auch in die Schiene, "wenn ihnen jemand in Lederklamotten und mit vielen Tätowierungen entgegenkommt....

    Er war dann ganz erstaunt, als ich ihm sagte, ich hätte so gekleidete Menschen eher als Freunde und Helfer (siehe die "harten Hunde") kennen gelernt, die sich für die Schwachen einsetzen.

    Ich gehr eher auf die andere Straßenseite, wenn eine Gruppe Jugendlicher ankommt...
     
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  2. allina

    allina Bekanntes Mitglied

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    Ich habe früher öfter mal von der Gay-Lederfraktion geholfen bekommen, wenn ich als junge Frau blöd von der Seite angemacht wurde.
     
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  3. Maggy63

    Maggy63 Kreativmonster

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    Mein Psychotherapeut ein mal, als ich ihm von meinem Schwiegersohn erzählte (der ist ein Vertreter der Metal-Heads, also schwarz gekleidet, lange Haare, langer Bart und ein ganz, ganz Lieber!), oh, ob er sich mit dem wohl mal unterhalten müsste, weil ganz in schwarz, der müsse ja schwer depressiv sein..... Alter, hab ich gedacht, du merkst doch auch nix mehr...
    Ich kenne auch einige 'Rocker', wie man sie früher nannte. Allesamt sehr nett und hilfsbereit!
    Gerade die 'harten Jungs' habe ich als besonders nett, liebevoll und liebenswert kennengelernt. Gibt natürlich auch da Ausnahmen, aber wenn ich merke, dass Einer ein Arsch ist, gebe ich mich mit dem sowieso nicht ab, egal ob Leder oder Anzug.

    Mich regen gewisse Vorurteile unglaublich auf, auch wenn alle in einen Topf geworfen werden. Man muss sich doch einfach nur mal auf den Einzelnen einlassen! Wen ich nicht kenne, über den kann ich nicht urteilen!
    Meine Tochter zum Beispiel hat grüne Haare, das heißt ja auch nicht, dass sie eine schlechte Mutter ist oder? Obwohl es tatsächlich Leute gibt, die ihre Kinder da nicht spielen lassen wollen. Schade für die Kinder, denen entgeht einiges...
     
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  4. Taz Devil

    Taz Devil Bekanntes Mitglied

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    Klar ist da viel Schubladendenken in unserer Umgebung.
    Ich selbst sehe/sah es oft genug, wenn ich mit meinem "sooo böööösen" Dobermann unterwegs war, obwohl er sich sehr sozial benahm …
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    Mein Lebensgefährte ist ein alter Punk …
    Viele Bekannte vom Gym sind tätowiert und sehr muskulös ...
    Ich rauche Cannabis …

    Mir gehen solche Leute ganz nahe am Allerwertesten vorbei und kann mich über deren Reaktion nur amüsieren.
    Ärgern macht mir nur Magenschmerzen.
     
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  5. allina

    allina Bekanntes Mitglied

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    Ich wundere mich, dass man Menschen wegen ihrer Haare, Kleidung etc. mit Vorurteilen begegnet. Bei uns hier in Berlin funktioniert ja so einiges nicht, Verwaltung, Flughafenbau etc. Aber wie jemand rumläuft ist wirklich allen vollkommen egal und niemand (außer vielleicht manche der frisch Zugezogenen) behandelt einen Menschen anders wegen seines Äußeren.
     
  6. Maggy63

    Maggy63 Kreativmonster

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    Wir wohnen ja hier eher ländlich und da wird gern mal blöd geguckt und getratscht. Juckt uns aber eher nicht, wir machen so, wie wir denken und kommen damit gut zurecht
    Mir fällt gerade eine Begegnung ein - das ist jetzt schon über 25 Jahre her, bunte Haare waren zumindest hier noch nicht in Mode, da waren wir tanken und an der Tankstelle stand ein junger Mann mit knallblauen Haaren, die Klamotten farblich auch passend. Die Leute waren nur am Glotzen und Gaffen, da bin ich zu ihm hin, hab den Daumen hoch und ihm gesagt, wie toll ich das finde, wie er aussieht und dass mir das sehr gut gefällt. Erst war er etwas irritiert, aber dann hat er sich sehr gefreut. :) Dafür haben die Leute dann mich angeglotzt und wahrscheinlich überlegt, was ich wohl für Eine bin, dass ich mit 'so Einem' überhaupt rede... :laugh:
    Ich war früher auch eine von denen, die gern auf ihrer eigenen Welle geschwommen sind, dann kam eine Phase der Anpassung und als ich das selbst gemerkt hatte, hab ich zugesehen, dass sich das wieder ändert. :D
     
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  7. Taz Devil

    Taz Devil Bekanntes Mitglied

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    Es ist doch schön, daß einige Leute so individuell sind!
    Ich kann nur bestätigen, daß solche auffälligen Leute die nettesten, hilfsbereiten Menschen sind, wenn ihnen entsprechend unvoreingenommen begegnet wird. So ist meine Erfahrung.
    In Großstädten, wie Berlin (bin eine geborene Berlinerin) oder Hamburg hab ich auch beobachtet, daß mit "solchen Leuten" liberaler umgegangen wird.
    Hier im Mittelalter (Rothenburg Tauber) und Umgebung regiert viel mehr Schubladen Denken.
    Und ich beobachte auch, daß es viele Jahre dauert, bis die Leute sich daran gewöhnen.

    Da reicht es aus, wenn ein Steuer Fahnder mehrmals (privat) zu Besuch kommt. Dann werden die Hälse immer länger, tuschel tuschel … die hat was am Stecken!
    Ich kann nur darüber lachen!
     
  8. Chrissi50

    Chrissi50 Bekanntes Mitglied

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    Ich denke, dass in der heutigen Zeit keine Vorurteile mehr bestehen, im Gegensatz zu früher. Die Menschen sind toleranter geworden. Ist beim heutigen Multikulti auch notwendig.
    Die paar Meckerer wirds immer geben. Damit müssen wir alle leben.
     
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  9. Heike68

    Heike68 Moderatorin

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    Schön wäre es. Leider dreht sich da gerade wieder etwas ins Gegenteil. Besonders in einigen Gegenden Deutschlands.
    Wer anders ist, egal auf welche Art und Weise, hat es einfach schwer.
     
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  10. Chrissi50

    Chrissi50 Bekanntes Mitglied

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    ok, das mag sein, dass es regional Unterschiede gibt, und auch die Häufung des Andersseins sich unterscheidet. Bei uns kommts mir jedenfalls als recht unproblematisches Miteinander vor. Bin aber nur tagsüber mal unterwegs und schaue nicht überall rein.
     
  11. Heike68

    Heike68 Moderatorin

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    Chrissi, hier, wo ich lebe ist es glücklicherweise auch recht tolerant. Obwohl wir gerade erst Stadt geworden sind, ländlich gelegen. Vielleicht macht es die Nähe zu Großstädten wie z.B. dem bunten Köln.
    So haben wir hier einen großen Bikertreff. Die Jungs sind ja auch durchaus manchmal auffällig. Dennoch mischt sich in dem Restaurant das Publikum bunt.
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  12. teamplayer

    teamplayer Bekanntes Mitglied

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    Genau so nehme ich es auch wahr.

    Meine Freunde sind alle »etwas anders« und so wird ihnen auch begegnet. Diese Stadt ein sehr großes Dorf.

    Ich besitze einen knöchellangen, schwarzen Ledermantel, die passenden Bikerboots habe ich gerade entsorgt, weil viel zu schwer. Wenn ich das trug, sind mir die Leute ganz anders begegnet und haben erstmal geschaut, wen sie da vor sich haben.
     
  13. Maggy63

    Maggy63 Kreativmonster

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    Je multikultureller es wird, desto mehr wuchern die Vorurteile. Nur traut sich kaum noch einer, was öffentlich zu äußern. Eine bedenkliche Entwicklung...
     
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  14. allina

    allina Bekanntes Mitglied

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    Also hier in Berlin leben Menschen aus 189 Ländern. Ich kann nicht fetstellen, dass hier die Vorurteile gegenüber Menschen wegen ihres Äußeren, Herkunft etc. wuchern würden mit Ausnahme einiger Bezirke im tiefsten Osten Berlins. Aber das war dort auch schon vor 25 Jahren so oder gar noch massiver.
     
  15. Chrissi50

    Chrissi50 Bekanntes Mitglied

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    Ok, wenn man dieses fremdländische "Anderssein" betrachtet, dann zeichnet sich natürlich eine deutliche Ablehnung ab. Dies hat aber politische Ursachen, und liegt eigentlich nicht am Äußeren der Menschen.

    Ich geh bei meiner erlebten toleranten Haltung eher von metallbestückten und tattooverzierten bunt behaarten oder auch einfarbig dunkel oder wie auch immer gekleideten Menschen aus. Ihnen gegenüber verhalten sich meiner Meinung nach die Menschen völlig entspannt, im Gegensatz zu früher.
     
  16. kukana

    kukana in memoriam †

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    Das Leben auf der Erde war schon immer multikulturell. Alle von uns haben ihr Aussehen nur dem Zufall zu verdanken.

    Piercing, Tattoo und bunte Haare sowie Kleidung benutzt man ja um sich abzugrenzen von der Masse. Der Mensch dahinter bleibt der Selbe.
     
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  17. allina

    allina Bekanntes Mitglied

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    Und wenn man es genau betrachtet, gibt es die größte Ablehnung gegenüber "fremdes Aussehen" dort wo die wenigsten Nicht-Biodeutsche leben. D.h. je weniger Kontakt man zu "Anderen" hat, desto größer ist die Furcht und die Ablehnung.

    Das ist aber auch keine neue Erkenntnis folgt man den zig anthropologischen, ethnoligischen, soziologischen, verhaltenbiologischen Studien zu diesem Thema.
     
  18. Taz Devil

    Taz Devil Bekanntes Mitglied

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    Ich bin der Meinung, das sollte nicht so pauschalisiert werden; damit ist jeder wieder bei einer anderen Art Schubladendenken.

    Hier in Rothenburg / Mittelfranken ist es so, daß ältere Semester noch so verhalten auf "bunte" Vögel, Motorradfahrer, … alles, was aus der "Reihe" fällt, reagieren.
    Sobald sie mir (im schwarzen Reitmantel und schwarzen Reitboots) mit dem "bösen" Dobermann öfter begegneten, sahen sie es auch viel entspannter.
    Da kamen zwei alte Damen mit Dackel auf uns zu, eine tuschelte, sah uns skeptisch an (Rick lief an der "unsichtbaren Leine").
    Ihre Begleiterin meinte laut: "Ach, da brauchst Dir keine Sorgen machen! Ich kenn die beiden, das ist ein soo braver Hund!"

    Die heutige Generation sieht das alles nicht mehr so und geht damit viel lockerer um.
    Das hat aber nichts mit der Rasse zu tun. ;)
     
  19. Resi Ratlos

    Resi Ratlos Guest

    Heike, das stimmt; ich stimme Chrissi trotzdem auch zu, dass sich da etwas getan hat.
    Ich erlebe das im beruflichen Umfeld täglich - da herrscht Multikulti vom Feinsten, und schlechtes Benehmen zeigt sich glücklicherweise nicht so oft, wenn, dann aber durch alle Schichten und Kulturen und auch gegenüber denselben.

    Dass sich die Wahrnehmung inkl. Ausgrenzung von Menschen, die irgendwie "anders" sind, wieder umdreht, macht mich allerdings auch besorgt.
    Ich denke, wir müssen als Gesellschaft aufpassen, dass wir nicht in den eigentlich für tot erklärten, schleichend institutionalisierten Rassismus zurückfallen....
     
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  20. Maggy63

    Maggy63 Kreativmonster

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    Ich erkläre mir das so: vereintes Europa, vernetzte Welt, alles wird irgendwie gleichgemacht (ich weiß jetzt grad nicht wie ich das richtig formulieren soll), da kommen Ängste um die eigene Identität auf. Dann kommen immer mehr Menschen aus anderen Ländern hier her und wenn man durch die Innenstadt seines Heimatortes geht, versteht man kein Wort mehr.
    Das sind in meinen Augen Verlustängste - Ängste um den Verlust der Heimat und der Wurzeln...

    Ich versuche, allen Mitmenschen erst einmal unvoreingenommen entgegen zu treten, aber ganz ehrlich - es funktioniert immer seltener.
    Ich will auch nicht jeden willkommen heißen, ich will nicht auf jeden zugehen - alles auch Forderungen aus der Politik an uns alle... Ich liebe auch nicht alle meine Nachbarn, noch nicht einmal alle Mitglieder meiner weitläufigen Verwandtschaft!
    Ich möchte einfach nur merken dass ich noch in meiner Heimat bin, aber das wird immer schwieriger, weil s.o....Ich gehe durch die Stadt oder sitze im Wartezimmer oder bin wo auch immer, und verstehe kein einziges Wort! Das finde ich verdammt anstrengend!
    Ich bin KEIN Rassist, ganz sicher nicht, aber mittlerweile ist bei mir das Limit dessen erreicht, was ich noch er- und vertragen kann.
    Und von daher kann ich das schon verstehen wenn sich Unmut regt.
    Ich will keinesfalls extremes Verhalten einzelner rechtfertigen, das finde ich auch ganz schlimm, aber es schwelt in der ganzen Bevölkerung und die Politik täte gut daran, auch mal genauer hinzuhören, was das Volk denkt und spricht.
     
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