Verdacht auf Sakroilitis aus dem nichts.. Und jetzt?

Dieses Thema im Forum "Entzündliche rheumatische Erkrankungen" wurde erstellt von Justdoit18, 8. März 2022.

  1. Justdoit18

    Justdoit18 Neues Mitglied

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    Hallo zusammen erstmal :)

    Mich (M, 29) plagen seit ca. 6 Wochen Schmerzen im Gesäß und in der Hüfte. Es fing erst mit einem kleinen Ziehen im unteren Rücken an, welches für mich erstmal nicht ungewöhnlich wäre, da ich 5x die Woche Kraftsport mache. Dieses Ziehen hat sich in den letzten Wochen zu einem unfassbaren Schmerz in der Hüfte entwickelt, der in meinen Beinbizeps und in meine Waden ausstrahlt. Aufgrund des Schmerzmusters war die erste Vermutung eine Einklemmung des Ischiasnervs und ein damit einhergehender Bandscheibenvorfall. Dazu muss gesagt sein, dass mein Körper nicht so 100% gerade ist und mein rechtes Bein und die Hüfte etwas nach innen rotiert ist, aufgrund einer tarsalen Koalition in meinem rechten Fuß (zwei Knochen sind zusammengewachsen und schränken meine Knöchelmobilität minimal ein). Ich habe mir jetzt orthopädische Einlagen anfertigen lassen und dabei kam raus, dass ich mehr Gewicht auf mein linkes Bein verlagere, als auf mein rechtes Bein (wahrscheinlich als unterbewusster Mechanismus).

    Mein Physiotherapeut und ich haben meinen Gluteus Medius ge-dry-needled (Triggerpunktlösung mit Hilfe von Akkupunktur Nadeln) und seitdem wir genau das gemacht haben sind die Schmerzen auf ein anderes Level gestiegen und sind seitdem dort geblieben. Meine Schmerzen sind ausschließlich auf der rechten Seite. Auf meiner linken Seite habe ich keinerlei Symptome.

    Mein Physiotherapeut und ich haben gemerkt, dass wir mit konservativen Mitteln nicht weiter kommen und daraufhin habe ich ein MRT meiner LWS machen lassen. Dabei kam folgendes raus:

    • Kleine Protrusion (Chondrose) zwischen L5-S1, jedoch ohne Nervenkontakt
    • Alle anderen Bandscheiben problemlos
    • Deutliche Ödemäquivalente Signalveränderung im Os ilium rechts und geringer ausgeprägt in der Massa lateralis des Os sacrum rechts, angrenzend an das ISG, suspekt auf eine Sakroilitis (Entzündung war ziemlich deutlich im MRT zu erkennen)
    Mit dem MRT Befund bin ich zu meiner Orthopädin des Vertrauens gegangen. Diese hat mir dann geraten mich auf Rheuma zu untersuchen lassen. Sie hat mich auch gefragt, ob ich in letzter Zeit von Zecken gebissen wurde und die Antwort ist lustigerweise ja. Letzten Sommer hatte ich nach dem Spazieren gehen ein paar Zecken in meinem Bein stecken, welche ich natürlich sofort entfernt habe. Mit der Überweisung bin ich zum Rheumatologen, wo ich auf die bekannten Rheuma Marker, Gen Veränderungen und Borreliose untersucht werden soll. Ich hab mir Blut abnehmen lassen und muss jetzt zwei Wochen auf mein Ergebnis warten.

    Jetzt kommen wir zu meinen Symptomen und Sachen die (keinen) Schmerz provozieren:
    • Stechende/brennende Schmerzen in der Hüfte beim Gehen und Treppen steigen
    • Schmerzen beim Liegen auf der rechten Hüfte
    • Ausstrahlende Schmerzen in Wade/Beinbizeps
    • Die Schmerzen sind jedoch nie an zwei Orten gleichzeitig, sondern immer nur an einem
    • Ich kann den Schmerz deutlich provozieren, wenn ich meinen Rücken strecke und mein Becken nach vorne drücke (Posterior Pelvic Tilt)
    • Normal ins Auto einsteigen (also erst mit rechtem Bein rein und das linke Bein hinterherziehen) tut weh
    • Mich umzudrehen mit Bewegung des Beckens/der Hüfte kann weh tun
    • Ich kann komplett schmerzfrei Sitzen
    • Nur wenn ich mich beim Sitzen stark nach rechts mit meinem gesamten Körpergewicht auf meine rechte Hüfte lehne tut es weh (der Schmerz strahlt dann bis in die Wade)
    • Das Aufstehen vom Sitzen tut je nach Bewegung weh
    • Ich kann komplett schmerzfrei Stehen
    • Ich kann komplett schmerzfrei Schlafen (ich schlafe auf dem Rücken)
    • NSARs wie Ibuprofen und Naproxen haben meines Gefühls nach kaum eine Wirkung
    • Die Schmerzen sind morgens meist etwas stärker, jedoch kann ich das pauschal nicht sagen. Abends sind sie teilweise auch stark und an manchen Morgen sind sie kaum da.

    Das Ergebnis vom Rheumatologen muss ich natürlich abwarten, aber ich musste das jetzt hier einfach mal loswerden. Meine ganze Welt hat sich auf den Kopf gestellt. In kurzer Zeit bin ich von absoluter Bewegungsfreiheit zu einem Zustand mutiert, bei dem ich auf jede Bewegung aufpassen muss. Das belastet mich mental natürlich sehr. Falls hier jemand ähnliche Erfahrungen gemacht hat, würde ich mich über euren Input freuen.
     
  2. tanto

    tanto Neues Mitglied

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    20
    Hallo Justdoit,
    deine Geschichte liest sich 1:1 wie meine eigene eigene.
    Ich bin 35, m, und mache auch seit meiner Jugend 3x pro Woche Kraftsport und gehe dazwischen auch gern laufen.
    In den 20ern hatte ich kurze extrem heftige Schmerzepisoden im ISG, an schlechten Tagen bin ich schon mal beim gehen auf der Straße buchstäblich zusammengebrochen. Aber nach 2-3 Tagen war es immer wieder verschwunden.
    Ab 30 hat sich das Ganze gewandelt, die Schmerzen waren nicht mehr so heftig aber dafür haben sie mich über Wochen begleitet. Im Röntgen war nie etwas zu sehen, die Orthopäden haben dann einfach immer geraten alles so beizubehalten, es muss eine funktionale Ursache haben, früher oder später waren die Schmerzen dann tatsächlich auch wieder weg.

    Letztes Jahr habe ich mir eine Blasenentzündung eingefangen und war wenig später wegen des Verdachts auf Reaktive Arthritis im Krankenhaus. Die Untersuchungen deuteten aber zunehmend auf einen frühen Bechterew hin, das MRT hat bei mir im ISG aktuelle Entzündungen und alte Spuren gezeigt, zudem bin ich HLA B27 positiv. Im Grunde ist damit die Diagnose auf eine (nicht radiologische) axiale Spondyloarthritis erbracht.
    Das HLA B27 wird stark mit Spondyloarthtritiden in Verbindung gebracht. Zumeist heißt es, dass 90% aller Erkrankten HLA B27 positiv sind. Ohne HLB einen Bechterew zu entwickeln ist zwar auch denkbar, die Wahrscheinlichkeit allerdings deutlich geringer
    Kennst du deinen Status schon?
    Mein Rheumatologe ist Im Verlauf zum Glück sehr beherzt dran gegangen, soll heißen ich habe sehr zügig ein Biologikum bekommen. Nach einiger Zeit haben sich die Beschwerden in den peripheren Gelenken wieder beruhigt, der Rücken hat allerdings seither ständig Aktivität. Ich kann alles machen aber an guten Tagen bin ich auf einer Schmerzskala 1-10 bei 1-2 und an schlechten bei 5.
    In Kürze habe ich ein MRT zur Kontrolle, anschließend wird erwogen eventuell auf ein anderes Biologikum umzustellen.

    Für dich ist jetzt wichtig ruhig zu bleiben und die Ergebnisse beim Rheumatologen abwarten. Wenn der worst case eintreten sollte (was ich dir NICHT wünsche!!), nicht zaudern, "threat hard and early", soll heißen das gesamte Therapiespektrum (ja, insbesondere medikamentös!, schnellstmöglich ein Biologikum bei Nichtansprechen auf NSAR) nutzen, weiter aktiv bleiben, ins Studio gehen und den Gelenken immer das Signal senden, dass sie zwingend gebraucht werden und intensives Dehnen nach dem Training mit einbauen.

    Ich drück die Daumen und wünsch dir alles Gute!
     
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  3. Justdoit18

    Justdoit18 Neues Mitglied

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    Vielen Dank für deine Antwort! Mein Blutbild vom Rheumatologen kommt in 2 Wochen zurück, danach weiß ich mehr. Ist natürlich mäßig geil, jetzt noch 2 Wochen mit Ungewissheit zu leben, aber Kopf hoch und weiter machen!

    Was mir Mut macht ist, dass ich absolut keine anderen Symptome hatte und diese Schmerzen zum allerersten mal in meinem Leben aufgetreten sind. We will see!

    Ich danke dir für deine ermutigende Antwort und wünsche dir viel Erfolg und Kraft auf deinem Weg.
     
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  4. stray cat

    stray cat Bekanntes Mitglied

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    :D
     
  5. Justdoit18

    Justdoit18 Neues Mitglied

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    Anruf vom Labor bekommen: "HLA-B27 Werte sind unklar. Es liegt ein grenzwertiger Befund vor". Es wird jetzt ein PCR Test gemacht und dann schauen wir weiter.

    Hat jemand ne Ahnung was es mit grenzwertigen Befunden auf sich hat?
     
  6. Katinka7

    Katinka7 Aktives Mitglied

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    Öhm, das ist eine komische Aussage vom Labor. der HLA-B27 wird immer als PCR gemacht, denn es ist ja ein Test auf ein bestimmtes Gen bzw. ein humangenetischer Marker… siehe auch hier: https://www.bioscientia.info/diagnostik-app/de/labortests/hla-b27-pcr/?a=listing&leistung_nr=5611
    Kann es sein, dass die anderen Ergebnisse für das Labor noch unspezifisch waren und sie daher HLA-B27 nun testen?
    Allerdings brauchst du dir keine großen Gedanken machen - der HLA-B27 gibt Hinweise, aber negativ oder positiv sagt nicht zwingend etwas über Rheuma aus. Kannst du hier nachlesen: https://www.rheuma-online.de/rheuma-online/archiv/fua/antworten/fua/hla-b27-positiv-was-heisst-das-fue/
    Meine Psoriasis arthritis ist auch da, trotz negativem HLA-B27. Bei bspw. morbus bechterew ist er häufig positiv, aber wie gesagt: der Marker macht noch keine Diagnose :)
     
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  7. Justdoit18

    Justdoit18 Neues Mitglied

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    Update aus dem Labor :alien:

    Bei mir wurde ein positiver Befund für Borrelien-IgM (p41 & OspC) festgestellt, jedoch negativ für Borrelien-IgG, was laut dem Laborarzt eindeutig für eine frische Ansteckung mit dem Borreliose spricht. Das komische ist, dass ich vor ca 9 Monaten von Zecken gebissen wurde.

    Des Weiteren wurde ich positiv für HLA-B27 getestet.

    Best Case Szenario wäre natürlich, dass ich nach den Antiobiotika für die Borreliose keine Beschwerden mehr habe und alles beim Alten ist.

    Hat hier jemand schon mal ähnliche Erfahrungen gemacht?
     
    #7 16. März 2022
    Zuletzt bearbeitet: 16. März 2022
  8. Katinka7

    Katinka7 Aktives Mitglied

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    Hier :a smil08: ich hatte Borreliose, die mit Antibiotika behandelt wurde, und ca. 8 Monate später wurde meine Psoriasis arthritis diagnostiziert. HLA-B27 aber negativ und es ist natürlich unklar, ob Borreliose und PSA im Zusammenhang stehen.
    Wann hast du wieder Rheumatologen Termin?
     
  9. Hartmut

    Hartmut Neues Mitglied

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    Berlin
    Ich hatte im Juni 2021 einen Zeckenbiss. Die Borreliose wurde Ende Juli 2021 eindeutig durch den Laborbefund festgestellt. Danach wurde ich mit Antibiotika behandelt.

    Seit September 2021 habe ich wechselnde Schmerzen in den Beinen. Seit Anfang 2022 trage ich auch noch Einlagen und eine Sohlenerhöhung, weil bei mir noch Knick-Senk-Spreizfüße und eine Beinlängendifferenz festgestellt worden sind.

    An manchen Tagen kann ich nicht lange sitzen. Zum Teil muss ich einen Gehstock zur Entlastung nutzen.
     
    #9 21. März 2022
    Zuletzt bearbeitet: 26. März 2022
  10. maria_th

    maria_th Aktives Mitglied

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    122
    Ort:
    "ein Nest" in Mecklenburg-Vorpommern
    Hallo justdoit18,

    ich finde das ließt sich nicht nach Rheuma....weil du ja beschreibst das die Schmerzen nur bei bestimmten Besegungen auftreten und auch teilweise kurz bei Entlastung usw. weg sind... ich bin aber keine Expertin...;)

    Ich habe Sakroiliitis und PSA und bei mir sind die Schmerzen IMMER da also umanhängig von bestimmten Bewegungen. Manchmal weniger, aber ich merke immer eine starke Entzündungsaktivität.

    Ich bin gespannt wie es weitergeht bei dir.


    was mich nur gerade beunruhigt ist, dass ich in den letzten 4 Jahren bestimmt 8 Zeckenbisse hatte, vielleicht gehts mir auch deshalb so schlecht? :aeh:

    lg
     
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