sind wir zusammengewachsen? tag der deutschen einheit!

Dieses Thema im Forum "Kaffeeklatsch" wurde erstellt von Marie2, 3. Oktober 2006.

  1. Marie2

    Marie2 nobody is perfect ;)

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    .......so richtig zusammengewachsen?

    wessis und ossis werden nicht mehr unterschieden?
    mein persönlicher und darum nicht allgemein gültiger
    eindruck ist, dass ich kaum noch diese bezeichnungen höre.
    und das ist gut so.

    erinnert sich noch der eine oder andere an unsere kommmentare
    zu den äusserungen von edmund stoiber vor der wahl?
    wir waren hellauf empört.
    inzwischen ist viel gras gewachsen, aber wie seht ihr es?
    ist alles gleich geworden oder liegt nur die decke der schweigsamkeit darüber?

    heute ist der tag der deutschen einheit - gruss an alle!
    marie
     
  2. lexxus

    lexxus Aktives Mitglied

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    hallo marie,

    das ist eine durchaus berechtigte frage. so wirklich beantworten kann ich sie leider auch nicht, da ich oft mit mir selbst uneins bin, was diese fragestellung betrifft.
    einerseits: in berlin mischt sich ost und west so sehr, dass es gerade in meiner altersgruppe oft gar nicht auffällt, wer ist ossi wer wessi und auch eigentlich kaum eine rolle spielt.
    andererseits hab ich als zonenkind erfahrungen die ein westkind nicht hat, bzw, es sind einfach andere erfahrungen. ein beispiel: im osten war es was besonderes, wenn es mal joghurt gab (und das war nicht oft). und da das so selten vorkam hat man sich gefreut, wenn man einen ergattern konnte. heute stehe ich vor dem joghurtregal und weiss vor lauter überfluss nicht was ich kaufen soll. die einzigen die neben den zonenkindern solche erfahrungen vielleicht noch kennen sind die nachkriegskinder. die "wessis" können das oft nicht nachvollziehen.
    dann gibts aber noch die generation meiner eltern, die noch ganz klar trennen, weil sie nach der wende im berufsleben nicht als vollwertige menschen anerkannt wurden. mein vater ist ein gut ausgebildeter feinmechanikermeister, der nach der wende ums überleben kämpfen musste, weil die ostfirmen, von denen er vorher aufträge bekam alle eingingen und die wessis dem ossi nicht zutrauten, dass er vernünftige arbeit macht. also hat mein vater die letzten jahre vor der rente als lagerarbeiter verbracht und regale aufgefüllt. dasselbe gilt für meine mutter, die als industriekauffrau etliche fortbildungen mitmachte und trotzdem immer mehrere jobs brauchte und immer noch hat um genügend geld zu verdienen (auf dem lager und als putzfrau). von den überheblichen westkollegen sind sie oft wie menschen zweiter klasse behandelt worden. ich denke sie sind so sehr geprägt von ihren erfahrungen, dass sie zeit ihres lebens deutlich trennen werden. wenn meine mutter sagt "das ist so´n richtiger wessi" dann meint sie einen menschen der überaus arrogant ist.
    aber bitte liebe wessis fühlt euch jetzt nicht angegriffen, ich gebe nur das wieder, was ich bei meinen eltern zum thema ossi/wessi erlebe. beide sind mitte 60 und haben die ddr also vom anfang bis ende erlebt, was schließlich den größten teil ihres lebens ausmachte.

    so und nun bin ich sehr gespannt wie andere das sehen, bzw. wie sie das zusammenwachsen erfahren (haben).

    liebe grüsse und einen sonnigen tag :)
    lexxus

    ps, die bezeichnungen ossi/wessi finde ich an sich auch gar nicht so schlimm. prinzipiell kann man sie als räumliche einordnung auffassen. und mal ehrlich südi und nordi klingt doch doof, oder nicht ;)
     
  3. Albstein

    Albstein Mitglied

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    Deutsche Einheit?

    Nee, Marie, zusammengewachsen ? - glaube ich nicht.
    Aber dies ist m. E. kein primäres Ost-West-Problem mehr, sondern ein allgemeines Problem - wenn überhaupt eines.
    Man kann auch durchaus das Nord-Süd-Gefälle in Deutschland als Beispiel nehmen und fragen, inwieweit denn Schleswig-Holsteiner und Bayern zusammengewachsen sind? Vielleicht bei konkreten Anlässen wie z. B. Fußball-WM, O.K. - aber sonst? Da gibt`s heftige Unterschiede in der Geschichte, auch natürlich in der Mentalität und auch der Wirtschaftsstruktur usw.

    Ich finde es gut, dass es überall landsmannschaftliche Unterschiede gibt. Und: Deutschland ist eigentlich ein "Vielvölkerstaat".

    :) Deutsche Einheit (?):
    Schön vor allem für diejenigen, die dies erträumt haben im Osten ("Reisefreiheit"). Ansonsten hätte ich mir von "Deutscher Einheit" mehr versprochen als z. B. nur gekachelte Fußgängerzonen in Leizig usw.

    :mad: Etwas mehr Selbstbewusstsein als Deutsche in der EU und im Ausland, etwas weniger "Musterknaben"-Politik mit teils (in der Wirkung) Menschen verachtendem vorauseilendem Gehorsam gegenüber Machtpolitikern wie Bush (USA) & Putin (Russland) oder Olmert (Israel) & Chirac (Frankreich). Das wäre für mich Ausdruck "Deutscher Einheit".

    Aber so wie es läuft, sind wir ziemlich "blaß" und als Nation deshalb eher national-unansehnliche Erfüllungsgehilfen internationaler Verstrickungen - und inzwischen dazu willfähige, fast schon dümmlich zu nennende Geldgeber für weltweit unnütze Aktionen! Zum Beispiel: de facto Drogenbarone in Afghanistan schützen, 18 Menschen (Soldaten) schon dafür "opfern". Armes Deutschland!
     
  4. Kira73

    Kira73 Uveitispapst

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    zusammengewachsen?

    Also, bei uns ist das so.

    Ich habe noch Familie in MeckPom und mein Mann in Sachsen und Sachsen-Anhalt. Wir sind beide im "Westen" geboren, meine Eltern auch, aber seine Mutter nicht.

    Unsere Familien sind auseinandergewachsen.

    All die Jahre während der Trennung gab es regelmäßigen Kontakt , der sehr liebevoll und bedingungslos war.

    Bereits ein halbes Jahr nach der Wiedervereinigung hörte das auf.

    Meine Familie hat sich ganz zurückgezogen, dass ist mir schon lieber als mir das Gejammer anzuhören wie fürchterlich der Westen ist und warum er soviel Schlechtes gebracht hat.

    Ich werde von der Familie meines Mannes bis heute angegriffen, warum ich
    dieses und jenes so tue wie ich es tu. Warum ich keine schwabbeligen Halbroheier esse, warum ich nicht die Kleider meiner Mutter auftrage, warum ich nicht meinem Mann die Klamotten hinterhertrage und ihm auch sonst den Hintern pamper, warum ich nicht meine Arbeit aufgebe und lieber Kinder bekomme, warum warum warum.

    Ich habe weder die Trennung noch die Wiedervereinigung veranlaßt.
    Ich habe keine Vorurteile. Ich habe nie jemanden als Hinterwäldler bezeichnet. Mich stören weder das Plumpsklo im Garten, noch der Eimer mit Regenwasser um kein Kranwasser zum Spülen nutzen zu müssen. Ich habe den Männern nicht die Arbeit weggenommen und ich verurteile niemanden der lieber Kinder bekommt als zu arbeiten und sich dann wundert wo die Kinderhorts geblieben sind und warum man sich selber um Impfungen etc kümmern muß.
    Hab ich den ne Zielscheibe auf de Stirn? :confused: was bitte ist mein Fehler?
    Ich werde als Wessi verurteilt weil ich immer alles hatte :confused: , hatte ich?
    Ich werde beschimpft, weil ich Arbeit habe, :confused: soll ich mich entschuldigen? Ich fahr auch jeden Tag ans Ende des Märkischen Kreises, weil ich am Wohnort keinen Job bekam. Mein Mann geht mit Mitte 30 wieder zur Uni, weil er sonst keine Arbeit mehr bekäme. Dafür haben wir unseren Lebensstil runtergeschraubt, wie auch sonst soll das gehen, aber wen soll ich deshalb angreifen? Niemand, weil ich bin für mein Leben verantwortlich und niemand sonst.

    HALLO???
    Woher kommt dieser Neid , diese Mißgunst und dieses Verbitterung?

    Ich war Kind verd... nochmal und mich hat keiner gefragt.

    Es sprechen nur noch wenige aus, aber die Mauer steht noch immer in den Köpfen .

    Und um das klar zustellen. Es gibt auch bei unseren Verwandten solche und solche. Es gibt auch die mit denen wir uns sehr einig sind...
    man hat eines bei der Wiedervereinigung versäumt...

    Warum hat man nicht das gute von beiden Seiten mitgenommen in eine gemeinsame Zukunft?
    Warum wurde die DDR weggeworfen und aus den Köpfen getilgt? Warum war der Westen denn der Maßstab aller Dinge?

    Wo sind die Mehrwegmilchflaschen, wo sind die Horts, wo sind die ärztliche und kosmetische Versorgng für alle?

    Ich sehen mich nach sachsener Stockbrotabenden in der Datscha am See wo man über Gott und die Welt sprach und zufrieden war einfach beisammen zu sein und sich zu haben.

    Immer wenn estwas zu schön wird machen wir es uns selber kaputt.

    Kira

    ... und noch mal, bevor hier ein Aufschrei der Entrüstung folgt, ich rede von unserer Familie und ich will NICHT verallgemeinern...
     
  5. Conny37

    Conny37 Guest

    Also ich denke, dass es nicht ausschließlich ein Ost-West-Problem gibt, wenn auch einige Politiker oder "seriöse" Tageszeitungen dies gerne mal anders sehen.
    Ich für mich habe festgestellt, dass es überall solche und solche gibt, egal ob der nun Bayer oder Fischkopp, Preuße oder Schwabe ist. Es ist mir persönlich sowas von egal, ob jemand "Wessi" oder "Ossi" ist, hauptsache er/sie hat das Herz auf dem rechten Fleck.
    Wobei, und da muss ich ich den Eltern von lexxus beipflichten, ich mich auch manchmal ertappe, so zu denken, besonders in Momenten, wo jemand mich ne halbe Stunde zutextet und ich dann überlegen muss, was derjenige mir eigentlich sagen wollte, weil er mit vielen Worten nichts gesagt hat.

    Ich verstehe nicht, was du sagen willst, denn dies hat doch nix mehr mit dem Thema sind wir zusammengewachsen? tag der deutschen einheit! zu tun.


    Schönen Tag noch Conny
     
  6. Albstein

    Albstein Mitglied

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    Einheit heißt für mich Selbstbewusstsein - für die Menschen!

    Tja, Conny, ich will dies aus meiner Sicht gerne erläutern.

    1. Vor der Vereinigung war jeder der deutschen "Teilstaaten" mehr oder weniger "Vasall" (sozusagen ein "Knecht") der jeweiligen Großmacht in West und Ost.

    2. Schon der westdeutsche Kanzler Adenauer redete deshalb teils den amerikanischen Präsidenten "nach dem Munde" und DDR-Ulbricht/Honecker taten dies in gleicher (oder noch schlimmerer Weise) auf der östlichen Seite des sog. Eisenernen Vorhangs und sie waren sozusagen "moskau-hörig".

    :confused: Ich wollte also ausdrücken: Wenn schon "Deutsche Einheit" und "Zusammenwachsen", dann aber (auch nach außen!) selbstbewusst und mit eigenen Interessen zum Wohle der eigenen Bevölkerung und nicht nach den Einfällen der (ehemaligen) Siegermächte in Ost und West - zulasten der gesamten Bevölkerung.

    A. St.
     
  7. Locin32

    Locin32 Immer neugierig

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    Hallo Ihr lieben!

    Ich denke schon das wir so langsam zusammen wachsen.Mittlerweile hat das zusammen gewachsene Deutschland ja auch wieder eine neue Generation hervorgebracht die die Trennung nicht mehr kennengelernt haben.
    Ich war kurz vor dem Mauerfall mit meiner Schulklasse nochmal in Berlin,natürlich auch in Ost-Berlin...
    Das war eine sehr schlimme Erfahrung!Man fühlte sich zu jeder Zeit beobachtet und die Atmosphäre war sehr gedrückt.
    Ich verstehe das viele "Ost-Deutsche" große Probleme mit der Wiedervereinigung haben.Da hat natürlich auch die Politik viel zu beigetragen.
    Ab jetzt sollte es ja keinem schlechter gehen...es war aber schon damals klar das,das nicht umzusetzen ist.
    Die hohen Arbeitslosenzahlen sprechen für sich!
    Ich denke mal das wir einfach das beste aus der Situation machen müssen und nur noch nach vorne schauen dürfen.
    Vergessen dürfen wir natürlich unsere Geschichte zu keiner Zeit!Aber stolz auf uns dürfen wir dann doch schon sein...:)
    Denn ob Ossi oder Wessi,Bayer oder Fischkopp wir sind alle Deutsche und so einig müssen wir uns auch dem Ausland gegenüber präsentieren!
    Jedes Deutschland hatte gute wie auch schlechte Seiten,Neid und Missgunst gibt es in jedem Land und in jeder Kultur.



    Liebe Grüße
    Locin32
     
  8. Conny37

    Conny37 Guest

    @ Albstein

    Aha.

    @ Locin32
    So sehe ich das auch.

    Conny
     
  9. Pitschi

    Pitschi Neues Mitglied

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    Ossi oder Wessi??

    :eek: Na mir ists Wurscht ob Ossi oder Wessi. Ich bin Pitschi und wer mich mag dem ist egal aus welchem teil Deutschlands ich komme und andersrum ist es auch so. Also allen einen schönen Feiertag. Eure Pitschi:)
     
  10. Uschi

    Uschi in memoriam † 18.7.18

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    Huhu,

    meine Grosseltern kommen aus "Preussen", meine Eltern aus Berlin und heutigem Polen, ich bin im "sog. Westen von Berlin" geboren - und wir sind alle Deutsche.

    Einigkeit und Übereinstimmung beginnt im Kopf und geht zum Herzen - einige Völker gibt es nirgends, nicht mal die Araber können sich einigen. Solange es Menschen gibt, wird es Unterschiede geben, Kriege und Zankereien.

    Ob jetzt Ostdeutsche, Westdeutsche, Bayern :D oder Norddeutsche - Leute, wir sind Europäer, Deutsche bei Geburt und hoffentlich jeder mit ausreichend Intellenz versehen zu verstehen, daß man niemals alle Menschen unter einen Hut und in eine Richtung bringen kann, es sei denn.................

    "unter Androhung von KZs und Todesstrafe" mit "Fahnenführer" voraus :eek:

    Darüber sollten wir aber nie wieder diskutieren müssen. Wir sind Deutsche und das sollte reichen. Mag man mich nicht, dann ist es doch schnurzpiepwurschtegal woher ich komme, dann mag man mich halt nicht.

    Ich mag euch - so wie ihr seid :)

    Pumpkin, der halbe Ami:rolleyes:
     
  11. Ruth

    Ruth Bekanntes Mitglied

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    hallo!

    - wenn ich in einer stadt in sachsen an einem geschäft das schild lese "sachsen kaufen bei sachsen"

    - wenn ich in berlin (west) höre, klassenausflüge werden nicht ins umland (früherer osten) gemacht, weil dort die sicherheit der ausländisch aussehenden schüler nicht gewährleistet werden kann

    - wenn keine zeltlager mehr in mecklenburg-vorpommern mit "ausländisch aussehenden" jugendlichen aus sicherheitsgründen gemacht werden

    - wenn ich von gemeinden in sachsen und mecklenburg-vorpommern lese, die bis zu 30 % NPD gewählt haben
    - wenn mir dann von einem familienangehörigen und dessen freunden erzählt wird, dass z. b. in sachsen fremdenfeindlichkeit nicht nur bei diesen NPD-wählern, sondern auch bis in die "mitte der gesellschaft" vorhanden ist

    -dann frage ich mich schon : was soll da zusamenwachsen???

    ES GIBT AUCH VIELE MENSCHEN IN DEN "NEUEN BUNDESLÄNDERN" MIT VÖLLIG ANDEREN POLITISCHEN ANSICHTEN- ich weiss, trotzdem finde ich das alles es sehr erschreckend.
    besonders erschreckend finde ich, dass nach so vielen jahren "sozialismus" mit "solidarität, brüderlichkeit, internationalität" etc. soooo wenig übrig geblieben ist. waren das alles nur leere worte???
     
  12. Marie2

    Marie2 nobody is perfect ;)

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    entenhausen
    @ all

    ich danke euch ganz herzlich für eure grossartigen beiträge!
    erkennbar ist, dass es doch noch jede menge aufzuarbeiten
    gibt. aber mit vorhandenem guten willen werden wir das
    schaffen, und ich bin sicher, die generation, die nach dem
    fall der mauer geboren wurde, hat schon andere perspektiven.

    in einer umfrage zum tag der deutschen einheit habe ich gelesen,
    dass rund 80 % meinten, dass dies kein tag zum feiern sei,
    aber mit umfragen........das ist so eine sache.
    für mich ist es ein tag zum feiern! aber einige dinge dürfen
    nicht vergessen werden....

    danke! marie [​IMG]
     
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