Aus gegebenem Anlass - im Forum wurde behauptet, dass junge Leute mehr oder weniger unmotiviert bzw. fehlmotiviert Medizin studieren - hier eine aktuelle Stellungnahme einer Gruppe von jungen Ärzten: https://www.aerzteblatt.de/treffer?mode=s&wo=17&typ=16&aid=202391&s=Junge&s=%C4rzte Deckt sich übrigens mit meinen Erfahrungen.....die Motivation und Empathie sind da und werden oft gnadenlos missbraucht!
Ich habe auch nur positive Erfahrungen mit jungen Ärzten und Ärzten mit Migrationshintergrund gemacht. Ein sehr ju ger Arzt hat mich im Krankenhaus solange durchgecheckt bis meine Diagnose stand. Ich finde es unfair junge Ärzte abzulehnen weil sie nicht so viel Erfahrung haben, immerhin bringen sie aktuelles Fachwissen mit und arbeiten unter enormen Stress um sich zu etablieren. Ich bin froh, dass junge Menschen den Arztberuf noch ergreifen und uns helfend zur Seite stehen. Man sollte nicht nach dem Alter gehen. Mich regt es immer so auf, wenn mit Erfahrung argumentiert wird, diese muss man sammeln und dafür braucht man eine Chance. Besser jung und noch unerfahren als älter, erfahren und verbissen.
Auch ich habe bisher gute Erfahrungen mit jungen Ärzten gemacht, motiviert und bemüht. Ich könnte mir vorstellen, dass diese Erstmotivation mit der Zeit durch die Masse an Patienten und Überlastung und Stress erstickt wird, dem Ärzte oft ausgesetzt sind.
Warum sollten junge Ärzte unmotiviert sein??? Sie stehen am Anfang ihres Berufslebens!!! Die Wenigsten, unabhängig vom Beruf, werden am Anfang ihres Beruflebens unmotiviert sein. Die Rahmenbedingungen für Assistenzärzte im Krankenhaus haben sich zwar in den letzten Jahren verbessert. Aber dennoch sind die Arbeitsbedingungen für junge Ärzte in Kliniken alles andere als gut. Immer noch gibt es 24 Stunden-Dienste (zum glück keine 36-Stunden-Dienste mehr). Sie wuppen meist mit noch einem Assistenzarzt eine ganze Station und es wird nicht gern gesehen, wenn sie "zu oft" den Facharzt oder Oberarzt um Rat fragen. Die Rettungsstellen werden auch fast nur von Assistenzärzten aufrecht erhalten etc. Das sind wahrlich keine guten Arbeitsbediingungen! Pflegekräften geht es übrigens genau so bei weitaus schlechterer Bezahlung! Liebe Grüße allina
allina, hier hatte niemand die Absicht, Ärzte gegen Pflegekräfte auszuspielen. Die Konsequenzen der Arbeit sind zwar unterschiedlich, aber die Bedingungen sind überall schlecht. Dass sich die Arbeitsbedingungen für junge Ärzte wesentlich verbessert hätten, wäre mir neu. Gegen Verbesserungen wurden nämlich zahlreiche Verschlimmbesserungen eingetauscht.....
Ich habe bis jetzt immer die Erfahrung gemacht, dass besonders und gerade die jungen Ärzte sehr engagiert und motiviert an die Sache rangehen. Noch haben sie die Energie dafür... Es ist doch bei den Ärzten wie in anderen Berufsgruppen auch - sind die Arbeitsvoraussetzungen schlecht, leiden Arbeitsklima und Motivation. Also müssen die Voraussetzungen verbessert werden, dann verbessert sich automatisch alles andere. Bei den Ärzten fällt es uns halt besonders auf, weil es da direkt um uns geht. Wie viele Verkäufer möchte man mal in den Hintern treten? Das zieht sich doch durch alle Berufsgruppen.
diese jungen Ärzte verlieren aber schnell den Enthusiasmus wenn sie am Oberarzt und bei der Chef-Visite vorbei müssen. Im Krankenhaus herrscht eine strenge Hierarchie und weht ein ganz scharfer Wind. Da nützt dann das kleine Nachschlage-Handbuch, was sie in ihrem Kittel tragen dann auch nicht mehr viel. Es werden Rüffel verteilt und das direkt am Patienten. Oder der Einsatz in der Notaufnahme, wo Patienten Stunden liegen und nicht behandelt werden können. Jedenfalls ist das bei uns in der Stadt so. Meine alte Mutter lag da 7 Stunden auf der Trage und das im Durchzug. Dann habe ich auch was gesagt und mich beschwert. LG Lisa
Die Hierarchien im Krankenhaus sind zwischenzeitlich deutlich flacher geworden, und die Oberärzte sind längst entzaubert - oft duzen sie sich mit den jungen Kollegen. Der scharfe Wind im Krankenhaus kommt eher aus der kaufmännischen Ecke, die den Ton und die Marschrichtung vorgibt und Chef- und Oberärzte ganz genau so trifft...
ach du meinst das Resi? Das kann man nur mit Galgenhumor ertragen. Und das alles auf dem Rücken der Patienten. View: https://www.youtube.com/watch?v=PIAXG_QcQNU LG Lisa
Lisa, ich meine das nicht, ich WEISS das. Mit dem Rücken der Patienten hat die Hierarchie im Ärztelager nur sehr indirekt zu tun.
Hier noch ein Artikel zum Thema - der Arbeitsrealität junger Ärzte: https://www.aerzteblatt.de/treffer?mode=s&wo=17&typ=16&aid=202438&s=Nachwuchs%E4rzte
Also ich habe nicht soooo viel Mitleid mit jungen Ärzten. Da kenne ich andere Berufsgruppen... Kann aber auch nicht behaupten, dass ich einen Schaden von ihnen gehabt hätte. Im Gegenteil. Leider gab es in meinem Fall mal den Chefarzt... denn die junge Ärztin hatte die Diagnose "erraten". Die Chefärztin meinte mein Körpergewicht würde die Schmerzen in den Händen verursachen. Andere Klink, mittelalte Ärztin, Diagnose in der Tasche gehabt. Kati
Also zumindest ist es das, was junge Ärzte einem so erzählen, dass im Vergleich zu früher sich die Arbeitsbedingungen schon gebessert hätten. Aber es ist keine Frage, dass die Rahmenbedingungen immer noch sehr verbesserungswürdig sind. Und was bedeutet das konkret flache Hierarchien, man duzt also den Oberarzt. Na ja, aber die meisten Wocheneddienste, Nachtdienste und die Arbeit in den Rettungsstellen leisten imer noch zum Großteil die Assistenzärzte. Liebe Grüße allina
allina, die Dienstverteilung ist nunmal so geregelt. Es kann nicht nur "Bestimmer" geben.... Die flache Hierarchie bezog sich hierauf: Es stimmt einfach heute (überwiegend) nicht mehr, dass der Herr Chefarzt auftritt wie Graf Koks und alle vorauseilend gehorsam sein müssen. Und die Oberärzte sind üblicherweise auch keine grauen Eminenzen und oft nicht viel älter als die fortgeschrittenen Assistenzärzte oder gar die Fachärzte.
Es geht nicht darum, dass es nur Führungspersonal geben sollte. Aber, wenn man so hört was die jungen Ärzte erzählen, werden sie doch noch ziemlich verheizt.
allina, das bestreitet doch kaum jemand.....das liegt aber nicht an der Hierarchie, sondern an der Infrastruktur und dem ökonomischen Diktat (ich hätte beinahe Diktatur gesagt....)
Na ja, es liegt nicht nur, aber auch an der Hierarchie. Aber unbestritten liegt es vor allem am ökonomischen Diktat. Da hast du Recht.
Ich denke auch junge Ärzte sind noch motiviert und frisch, sowie es in anderen Branchen auch ist. Jeder hat so seine Erfahrungen gemacht. Ich hab erlebt, wie Assistenz- und Oberarzt auf einer Augenhöhe diskutierten, sich dutzten und sich austauschten und gleichermaßen motiviert wirkten und Aber auch genau das Gegenteil. Wo sie schon fast ängstlich die Klappe hielten. Ich wurde dabei bemitleidenswert angeschaut, weil Assistenz mehr Dinge in Bertracht zog und mir ne Diagnose liefern wollte, Oberster aber das letzte Wort hatte und nicht weiter suchen wollte. Motiviert war in diesem Fall definitiv der Jüngling. Er konnte aber nix machen, ausser mir in Abwesenheit des Oberarztes noch einen Rat zu geben, EAs ich" draußen " machen könnte.