Der wieder aufflammende Sommer ist für uns SLE ´ler schon eine rechte Plage. Stört er doch unser Schattendasein empfindlich durch fröhliches Kindergeschrei und den Geruch von gegrillten Würsten. Ein Blick aus dem Kellerfenster bestätigt: Der Feind,… Das Böse ist zurückgekehrt um uns endgültig zu Vernichten. Uns dem Organversagen, dem nicht mehr schmerzfrei Bewegen können, auszuliefern. Vorbei die schattigen Tage in denen wir selig im Rhytmus dicker saftiger Regentropfen auf dem Kellerfenster unseren aromatisierten Nierentee schlürften. Und doch, plötzlich erfasste mich ein lange vergessenes Bedürfnis. Völlig verwirrt, entschloss ich mich meinem Asseldasein zu entfliehen und meinem Leben eine neue Richtung zu geben. Mich dem Feind zu stellen. Nun hieß es einen klaren Kopf zu behalten und das weitere Vorgehen gut zu planen. Sonnencreme erschien mir als wichtiger Aspekt in meinem gewünschten Leben. Ich durfte mich entscheiden zwischen LSF 30 bis LSF 120, zwischen riechen wie eine vergammelte Aprikose oder einem zungenerstarrendem Geruch von gut parfümierten Pumafett. Meine Wahl fiel auf LSF 60 – halbvergammelte Birne aber leichtem sandigem, körnigem, süßlichem Abgang. Also gut gerüstet trat ich dem Feind entgegen- Aug in Aug. Erst blendete das Licht mich, schien mich aber zu suchen. Meine Bemühungen Ihm auszuweichen auf meinem Weg hinunter zum Elbstrand waren nur teilweise von Erfolg gekrönt. Immer wieder erwischte mich ein gnadenloser Sonnenstrahl. Aber ich kämpfte, wollte mich nicht kampflos ergeben. Sprang von Schatten zu Schatten. Schattenkind. Am Strand jedoch wurde ich überwältigt. Meine nackten Füße im warmen Sand, Kinderlachen, sich übertönende Musik aus unterschiedlichen Recordern, freundliche Blicke und der betörende Geruch von gegrillter Wurst zeigten mir, ich bin noch da und werde nicht vergehen. Windschatten fluteten still vorbei durch den aufgeregten Morgenfrieden, nach See hinaus, wohin ich aus wohlig warmen Sand mich rekelte. Landwärts und weiter draußen weißte sich der Wasserspiegel, gespornt von lichtbeschuhten Füßen. Die weiße Brust der blassen See. Ja hab ich gedacht, ja ich will. Ja , habe ich gedacht und sie gebeten mich noch einmal zu fragen ob ich will und mit pochendem Herz und verrückt nach dem Leben hab ich ja gesagt ja ich will ja. Nun nachdem ich zurück in meinem Keller bin, fällt mir auf das James Joyce wohl Vater der Gedanken ist. Und ich werde wohl meine Cortisondosis wieder auf 75 mg erhöhen müssen. Aber ich war listig. Ich habe der Sonne einen Platz in meinem Herzen angeboten. Und sie hat ja gesagt ja ich will ja. Isegrim
c. verneigt sich ... ... und hofft auf mehr. Ein bisschen Poesie hat noch nie geschadet! Egal übrigens, wer Pate steht ! c.
danke... ja der platz im herzen sollte immer mit sonne versorgt werden....damit genug licht und wärme platz finden können.... liebelein
Isegrim - Du bist wunderbar!!!! Aber ist es nicht auch so, dass wir unserem heulenden Wolf ruhig noch öfters die Zähne zeigen, zurückfletschen, knurren und vor allem die Erdhöhle verlassen sollten? Genießt Du nicht auch die Wärme, die die müden und lahmen Knochen zu neuem Lebenswillen und längst vergessenen Aktivitäten reizt? Ja Sonne, ja Sommer, ja Wärme - ich will!!! Dick bekleistert mit LS 1000, mit Sonnenschirm aus Iso-Folie bewaffnet und Kamillentee in der Kühltasche... Also von mir aus darf es ruhig so bleiben, und dann langsam wärmer werden.... Sehen wir uns am Strand?? Ich bin das weiß-gestylte Cremegespenst, mit den oben genannten Utensilien ausgerüstet liebe Grüße Maggy
Lieber Isegrim! Vielen Dank für die Poesie! Du hast es so wunderbar geschrieben, dass ich meinen Molkereifacharbeiterinnen-Körper und Dasein besser ertragen kann! Ganz liebe Grüsse Emma
Hallo Isegrim, ich muß Dir ein Lob aussprechen. Ich habe die Geschichte genossen von der ersten bis zur letzten Zeile. Ich hoffe, dass es Dir jetzt, wo die Sonne sich wieder rar macht, etwas besser geht. Es ist schade, dass man die Sonne meiden muß, wo gerade das Sonnenlicht einen positiven Einfluß auf unsere Psyche hat. Lieber liebe Grüße aus NRW