Die Changsen standen gar nicht schlecht für ein geruhsames Weihnachtsfest. Das Frühstück, es war fast normal, doch was dann folgte, war katastrophal. Nähen, stopfen, Hose flicken, schnell die Socken fertig stricken. Wäsche waschen und noch bügeln, die Arbeitswut ist kaum zu zügeln. Rasch noch Lebensmittel kaufen und auch noch zum Metzger laufen. Den Staub noch wischen und schnell saugen, dieser Streß ist kaum zu glauben. Scheuern, wischen, Gläser spülen, nicht vergessen, den Wein zu kühlen. Plätzchen, Stollen, Kuchen backen und nebenbei schon Nüsse knacken. Geschenke packen, Kärtchen schreiben und trotzdem ganz ruhig bleiben. Baumschmuck suchen, Baum aufstellen, der Hund muß heute ständig bellen. Die Lichterkette ist verschwunden, zufällig in der Garage gefunden. Sehr schön ist diesmal unsere Tanne, der Karpfen schwimmt lustig in der Wanne. Den Karpfen schlachten und panieren, zwichendurch die Suppe rühren. Kartoffeln und Gemüse schneiden, ich seh den Karpfen förmlich leiden. Höchste Zeit den Tisch zu decken, wo sind nur wieder die Servietten? Gläser, Teller und Besteck, das Tischtuch hat, o Schreck,'nen Fleck. Blumen, Kerzen, goldene Bänder, wo ist jetzt der Kerzenständer? Ab ins Bad unter die Dusche, schnell Make-up und Wimperntusche, ein Blick auf die Hände, keine Frage, Nagellack die fünfte Lage. Schnell noch durchs Haar mit einem Kamm. Die Backuhr fängt zu läuten an. Gerade mal wieder so alles geschaft, mit Mühe an den Tisch gerafft. Familie mäkelt am Menü, am Tisch gestoßen , rechtes Knie. Bei Weinöffnen nur Korkenteile, ich überlege, ob ich weine. Doch dann denke ich für mich, der schöne Baum entschädigt dich. Das Dessert war köstlich und fein, Lichterkette in die Steckdose rein. Nichts passiert-ich halt's nicht aus: Kurzschluß ist im ganzen Haus. Nun sitz ich traurig und allein unterm dunklen Baum, bei Kerzenschein Elise Hennek