.... oder, wo die grossen Peruaner tanzen..... (Anm. diesmal on time. Bin jetzt in Uyuni auf 3600m, hab meine 4-Tages-Tour durch den Salar de Uyuni = Salzseen gebucht und freu mich, dass es in der Salzwueste so schoen warm ist..... atti) Muchachos! Wir sind jetzt in La Paz, Bolivien, und es schuettet was es kann. Wie gut, dass der Schuhputzerjunge in Puno meine Meindls mit Schleifpapier "geputzt" hat. Jetzt zieht das Leder Wasser, und meine Zehen sind eiskalt. Ich hoff, dass ich hier irgendwo Impraegniermittel auftreiben kann... Eigentlich wollten wir schon zwei Tage frueher in La Paz sein, aber justamente als wir abreisen wollten, beliebten die Bolivianer zu streiken. Es gab keine Moeglichkeit in Bolivien irgendein Verkehrsmittel aufzutreiben. Da wir aber in Puno ganz gute Kontakte zur dortig hiesigen Gastronomie geknuepft hatten, fiel uns das Warten dann doch nicht SO schwer Ausserdem hatten wir dann noch Zeit die floating Islands der Uros und ein nettes Doerfchen mit frueh-conquistadorischen Kirchen anzukucken - war also schon ok. Irgendwie. Aber der Reihe nach. Als wir zurueck in AQP waren, sind Alex und Ralph gleich fuer vier Tage zusammen mit Kim und Juan Carlos zum Cañon del Colca aufgebrochen, wo ich im November schonmal wandern war. Da ich mir das nicht nochmal geben wollte, bin ich erst zwei Tage spaeter nach Cabanaconde nachgereist, um dort ein bisschen oberhalb des Canyons zu reiten. Mein Auftrag von Juan Carlos, der Land und Leute im Canyon bestens kennt, war "geh zum Posada del Conde und treff dich mit El General, der weiss dann schon", den hab ich da auch gefunden, und wir haben ein Pferde- Date fuer den naechsten Morgen ausgemacht. Als ich da dann fruehs um halb acht auf der Strasse stand, fand ich ein huebsches, weisses, gesatteltes Pferd und daneben einen kleinen Peruaner namens Rodolfo. Das Pferd war seines, und er hat auch nochmal eines....aber das wollte er nicht reiten, er meinte er laeuft lieber nebenher. Naja....das ist schon ein bisschen komisch gewesen. V.a. dann beim Gallopieren, wenn so einer neben dir herspringt. Das war letztendlich aber garkein Problem, da Rodolfo einer von der ganz zaehen Sorte Peruaner war, die sowieso jeden Morgen ein bisschen den Canyon rauf und runter rennen ... weils Spass macht. Wir sind also erstmal zum Canyon geritten, haben runtergekuckt und uns gefreut, dass er so schoen ist. Danach sind wir noch ca. 5 Stunden durch die Pampa geritten, was wirklich toll war. Peru ist rund um Cabanaconde so, wie man`s sich in Deutschland vorstellt. Gruene Berge mit Terassenfeldern, Esel, Bauern auf den Feldern mit Kuehen und Schafen, ein paar Eukalyptusbaeume (ja!), viele Kakteen, im Hintergrund Schneegebirge .....wirklich schoen. Am naechsten Morgen hab ich mich dann im Posado del Conde mit den anderen getroffen, und als Juan Carlos breitgrinsend aus der Kueche kam und mir mitgeteilt hat, was Rodolfo ihm grad erzaehlt haette, bin ich schier abgebrochen! Er meinte: "Sie hat ja wirklich einen geilen Arsch. Gott sei Dank war der linke Steigbuegel kaputt, da konnt ich ihr dann immer hochhelfen. Meinst du sie hat heut Muskelkater in den Schenklen? Vielleicht darf ich ja dann massieren..." Erwartet man sowas vom netten, zurueckhaltenden Bergvolk?? Danach sind wir dann noch nach Chivay in die Aguas Calientes zum Entspannen gefahren - ueber 38C warmes Wasser, ganz leichter Nieselregen, ein Pisco Sour - so richtig zum Wohlfuehlen. In unserem Hotel sind wir dann noch auf ein kleines, suesses, 5 Tage altes Lama-Baby gestossen, das von seiner Mutter verstossen worden war und deshalb in der Hotelkueche untergekommen ist. Mei, war das suess! Und hatte schon so ne richtig suesse kleine Spuckschnute! Und so weich! ..... abends waren wir dann Alpaca-Cordon Bleu essen *grins*. In Steakform issas dann nicht mehr suess, aber sehr lecker! Zurueck in AQP haben sich Ralph und Alex dann geruestet um den Chachani zu besteigen. Ralph hatte gleich zu Anfang schon ein bisschen Grippe, und auf 5000m hats ihn dann so richtig gerissen, so dass er garnicht mehr aufsteigen konnte, und im Base Camp geblieben ist. Alex ist dann duenne Luft japsend dem lustig pfeifenden Fuehrer hinterher bis zum Gipfel. Im Schnee, nachts, ohne Steigeisen - ich stell`s mir ja sehr sehr lustig vor Als die beiden dann zurueck in AQP waren, wollten wir mal so langsam aufbrechen um noch andere Orte zu sehen. Was dann passiert ist, werdet ihr mir eh nicht glauben, und wenn doch, werdet ihr wahrscheinlich denken, dass ich bloede oder besonders naiv bin, aber - ich wurde wieder mal ausgeraubt. Diesmal ganz besonders heftig. Als wir gerade Arequipa verlassen wollten um nach Puno zu reisen, sind wir nur nochmal schnell essen gegangen, und hatten unseren fertig gepackten kleinen Rucksack dabei. Ihr kennt den kleinen Rucksack, der immer all das wichtige Zeugs drin hat, oder? Wir sind also in so eine kleine Klitsche gegangen, und hatten grad bestellt, als und ein Maedel am Nebentisch angesprochen hat. Ich hab schon wieder vergessen, was sie eigentlich wollte. Es war auf jeden Fall nichts wichtiges. In dem Moment steht der Mann am Nebentisch auf, und ruestet sich zum Gehen. Ich dacht mir noch: komisch, jetzt hat er ein Cola bestellt und nur einen Schluck davon getrunken.... Als die beiden dann das Restaurant verlassen hatten, kam der Ober zu mir her und fragte, ob ich eine Tasche oder so haette....ich hab neben mich gekuckt, und naturlich hatte ich keine Tasche mehr. Der Ober ist dann gleich rausgewetzt, Alex und ich hinterher, und der Ober hat tatsaechlich noch den Mann gefangen. Alex ist dem Maedel hinterher, und hat selbiges auch wieder zurueckgebracht - aber der Rucksack war schon weg. Die beiden haben sich ziemlich gewehrt und uns beschimpft, was wir eigentlich von ihnen wollen und so. Es kam dann auch gleich ein Polizist dazu, und zusammen sind wir zur nahegelegenen Polizeistation, wo uns der Polizeichef (in T-shirt und Jeans) empfangen hat. Dort wurde der Mann - ohne zu fragen ob er sich irgendwie verteidigen kann - eingesperrt, das Maedel wurde ins Nebenzimmer verfrachtet. Wir sassen dann mehr als zwei Stunden rum, total uninformiert. El Jefe hat immer nur gesagt, wir sollten warten, und mit viel Glueck und so.... Irgendwann hat mich der Eingesperrte zu seinem Gefaengnisloch gerufen, und sah sehr bedrueckt aus. Er hat gemeint, er koenne meinen Rucksack wiederbeschaffen, es taet ihm ja leid und so. Die beiden waren auch wirklich nicht sehr professionell. Hat mir eher so ausgesehen, als haetten sie grad Geld gebraucht, und haetten deshalb mal versucht was zu klauen. Wir haben da also ziemlich lange rumgestanden, und ich hab mir schon ausgemalt, was ich denn jetzt ohne Pass und Kreditkarte anstell, und hab meiner neuen scheissteuren Digicam nachgeweint, und meinem neuen CD- Player und dem ganzen anderen Zeug...und auf einmal kam der Polizeichef mit meinem Rucksack geschultert wieder zur Tuer rein - das ist schon fast unglaubliches Glueck! Es war alles noch drin - ein bisschen zerwuehlt, aber komplett. Zum Protokoll waren wir dann schon sehr ausgelassen - die Polizei hat sich meine Camera angekuckt (weil sie sich nicht vorstellen konnten, dass eine Camera so teuer sein kann), wir haben ein paar Photos gemacht, und alles war wieder gut Der Mann wird jetzt die naechsten 2 Jahre im Gefaengnis verbringen, wenn nicht sogar mehr, sagte einer der Polizisten. Das Maedchen, die Tochter vom Dieb, wird etwas besser davon kommen, weil der Rucksack wieder zurueck kam. Ich hatte also mal wieder Glueck - und jetzt bin ich noch paranoider als ich`s vorher schon war. Ich trau keinem mehr hier! Danach sind wir dann doch endlich nach Puno gefahren - mitten rein in den Carneval. Eigentlich wollten wir in Puno nur kurz Halt machen - und sind letztendlich doch 7 Tage festgesessen. Einerseits, weil wir den grossen Faschingsakt am Wochenende nicht verpassen wollten, andererseits, weil die Bolivianer uns danach nicht reinlassen wollten. Der Carneval dort war mal was ganz anderes - es ist eine Mischung aus religioesem Fest und Fasching. Die Masierten verkleiden sich und tanzen zu Ehren der heiligen Jungfrau der Lichter (selbige Jungfrau, die wir auch kennen, bloss halt mit Kerzen und so). Die Jungfrau wird auf Wattebausch-Sahnehaeubchengebilden durch die Strassen getragen, verfolgt von maechtig lauter Blasmusik (hauptsaechlich Rainer-Trommeln, Bariton, Trompete und Sousaphon wen`s interessiert , das geht den ganzen Tag so. Die Panfloeten-Combos gehen dabei meist unter - man sieht, dass sie ihre Lippen bewegen, aber hoeren tut man nicht viel. Staendig zieht also irgendeine dieser Musikkapellen durch die Strassen, gefolgt von verkleideten Tanzgruppen (an die 70 sinds insgesamt, aus ganz Peru). Der Tanz ist bei jeder Gruppe aehnlich, aber fuer uns Europaer doch sehr eigenartig: die Maenner sind grundsaetzlich gross und huebsch (wo sie die bloss her haben!!), haben grandiose, glitzernde Anzuege an, mit riesen Schulterpolstern, und springen, schreien und stampfen was das Zeug haelt. Die Maedels (ebenfalls gross und huebsch) schaun entweder aus wie unsere Lauinger Faschingsgarde und trippeln hinterher, oder sie sind peruanisch stilecht gekleidet (10 Lagen Petticoat in leuchtenden Farben, Schultertuch, Hut und Schepperle in der Hand) und schwingen die Roecke mit den Hueften herum. Das ganze ist echt nett anzusehen, bloss nach ca 30 Gruppen langts einem dann - sie sind doch nicht sehr unterschiedlich, und jede Gruppe hat zwischen 50 und 100 Mann - das dauert! Der Umzug am Montag hat um 7 in der Frueh begonnen, und als sie abends um 9 abbrechen mussten weils zu regnen begonnen hat, waren immernoch nicht alle durch. Da muss man einfach irgendwann aufgeben Im Stadion waren wir auch, sonntags frueh um 7, um den Gruppen beim Wettanzen zuzukucken, das war schon lustig - um 11 haben wir aber auch wieder aufgegeben. Das ging sicher noch bis abends. Leider (?) haben wir dann das Lama-Opfer verpasst, aber das ist sowieso ziemlich widerlich - ein Lama wird gefesselt, dann wird ihm unbetaeubt der Bauch aufgeschnitten, ein Stueck Darm wird rausgeschnitten, das Blut eingefangen und verspritzt, danach ein Stueck Magen oder Leber, letztendlich das Herz. Das Lama zuckt dabei wie bloed, und stirbt so langsam vor sich hin.... Waehrend wir noch da sassen, wurden wir peruanisch sexualaufgeklaert, so wie wir das in den 80er Jahren hatten. Man krigt ein Kondom in die Hand gedrueckt und einen Zettel wo draufsteht, dass man nicht nur 10 Kinder krigen kann, wenn man nicht aufpasst, sondern auch ernsthaft krank werden kann. Drunter stand: Geschlechtskrankheiten werden nicht von Muecken uebertragen! Die Ausrede zaehlt also nimmer Danach wurden wir dann von "Correo" interviewt, was wir vom Fest halten und ob es nicht etwa das beste Fest auf der ganzen Welt ist und so. Am naechsten Tag waren wir tatsaechlich mit Bild in der Zeitung. Namen vertauscht oder vergessen, Texte vertauscht oder erdichtet - aber immerhin Wenn ihr Glueck habt, koennt ihr`s vielleicht noch unter www.correoperu.com.pe finden....es war die Ausgabe vom 9. Februar. Nach dem Fasching sassen wir dann wie gesagt in Puno fest, aber mit Irene`s und Edwin`s Hilfe haben wir`s ueberlebt Irene ist eine griechische Kuenstlerin, die dort im "Inkabar" arbeitet (ein Cafè mit richtigem Kaffee und gutem Essen ohne Pollo, Arroz und Papas Fritas!). Sie hat schon in Amsterdam und New York gelebt, und ist eine richtig nette Person. Vor 6 Jahren kam sie hierher um ein paar Zeichnungen zu machen, hat sich dann verliebt und ein Kind machen lassen. Ein Jahr spaeter wollte sie mit dem Kind wieder gehen - und dann hiess es am Flughafen: dein peruanisches Kind gehoert zu seinem Vater. Entweder du gehst, und laesst das Kind da - oder du bleibst, bis es 18 ist. Jetzt sitzt sie seit 4 Jahren hier fest, der Vater will von seinem Kind garnichts wissen, gibt aber auch das Sorgerecht nicht her - und die Rechtsanwaelte krigens irgendwie auch nicht gebacken. Schoene Scheisse! Edwin ist der Besitzer vom "Kamizaraky Rock Pub" in Puno, ein grosser Peruaner mit einem breiten, weissen Grinsen, der einen Narren am Alex gefressen hat. Tagsueber waren wir also bei Irene, nachts bei Edwin. Meistens hatte es da dann Live Rock Music, was manchmal ziemlich gut und meistens recht laut war. Ach Aennekin: der Bassist waer`s fuer dich gewesen! Sah aus wie eine peruanische Version von deinem Gonzo mit breitem Laecheln, Gruebchen und maechtig viel Sexappeal Tja...irgendwann haben wir`s dann doch geschafft aus Puno wegzukommen, und sind ueber Copacabana (wo wir nochmal lecker in dem Restaurant gegessen haben, wo ich an Silvester schon mal war) nach Bolivien eingereist. Statt 6 Stunden waren wir 10 unterwegs, weil wir zweimal den Bus wechseln und per Schiff ueber den Titicaca-See uebersetzen mussten - aber irgendwann waren wir dann doch in La Paz, und haben im "Colonial" auf Regi gewartet, die Deutsche, die wir auf der Isla del Sol Anfang Januar getroffen hatten. Seblige hat ein nettes Apartment hier in La Paz, das wir als Base Camp fuer unsere naechsten Touren nutzen duerfen. Von dort aus werden wir demnaechst nach Uyuni aufbrechen, um uns die dortigen Salzseen anzukucken. Danach geht es wahrscheinlich gleich weiter in den Amborò-Dschungel, und danach wieder zurueck nach La Paz. Nadenn, werd ich mal meinen mittlerweile peruanisch doppeltbestaetigten geilen Arsch nach oben ins Cafè bewegen und drauf warten, dass die Jungs vom Geldwechseln zurueck kommen. derweilen: muchos besitas ak
Hallo atti, menno Du hast ja mal wieder einiges erlebt. Ich lese immer wieder gerne Deine Reiseberichte. Lass es Dir weiter gut gehen und ich drücke Dir die Daumen , das Dein Rucksack jetzt entgültig bei Dir bleibt. Liebe Grüße nach Bolivien gisela
hi atti, hab eben ganz gut gegrinst als ich deinen neuen bericht gelesen habe. kein wunder, dass der typ neben dir herrennen wollte viel spass noch weiterhin und pass gut aufs gepäck auf und auch fich besonders gut. gruss kuki
Hi Atti, bist Du sicher, daß Du im Erlebnischaosurlaub bleiben willst...oder lieber doch schnell nach Hause zu den Lauinger Faschingsnarren, deren Umzüge ja berühmt sind! Paß auf Dich auf! Snoopie
noe ... bin mir sicher, dass ich noch nicht heimkomm. Hab meinen Flug sogar noch um 3 Wochen verlaengert, was mich ein Heidengeld gekostet hat, und komm somit Anfang Mai erst heim... Hab gerade die Salzwueste hinter mich gebracht, und es war phantastisch beeindruckend. Die Wueste liegt auf ca. 5000m Hoehe, und man sieht alles, inclusive schneebedeckte Berge. Wirklich toll hier......der Rest kommt dann in einiger Zeit in der naechsten Rundmail. Ich fahr morgen erstmal nach Sucre, danach fuer ganz kurz nach Santa Cruz, und dann ab in den Dschungel! Bis bald ak
Hallo, liebe atti, so ein Leben wie Du, das möchte ich auch mal haben, aber natürlich nur vorrübergehend. Ich hoffe, daß wir von Dir viele Bilder zu sehen bekommen. Welch ein Glück, daß Du Deine Digikamera wieder hast. Noch weiterhin viel Vergnügen Neli
Boah! Hej Atti, das war ja wieder ein superspannender Bericht! Weiterhin viele nette Erlebnisse und komme heile aus dem Dschungel wieder zurück. Pass' auf Dich auf! Liebe Grüsse, Mimmi
neli ... so ein Leben kann jeder haben. Man braucht nicht zu viel Geld, man braucht lediglich Zeit.... und man muss es halt einfach machen. Ausreden lass ich nicht gelten Das mit dem Berge besteigen klappt bei mir ja auch nicht so wundertoll, aber man kann schon so einiges hinkrigen wenn man will. Und: klar krigt ihr Bilder. Bislang hab ich an die 600, ihr werdet eine Auswahl zu sehen bekommen ..... Liebe Gruesse aus Potosi, und bis bald ak