Hilfe es ist zu viel! Paartherapie? Erfahrung?

Dieses Thema im Forum "Austausch für und mit Angehörigen" wurde erstellt von Barika, 21. Oktober 2018.

  1. Barika

    Barika Neues Mitglied

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    21. Oktober 2018
    Beiträge:
    9
    Liebe Lisa,
    Ich weiß genau was du meinst. In der Theorie ist es ganz klar. Ich sagte ja bereits in meinem ersten Post, dass ich ein enormes Abgrenzungsproblem habe. In diesem Fall ;)
    Er ist für mich keine Belastung und wird es auch niemals sein. Weißt du, ich bin wiklich kein sehr romantischer Mensch aber dieser Mann ist mir unendlich wichtig und ich liebe ihn sehr.
    Es ist auch keine übertriebene Fürsorge. Er sagt, wie ich es mache ist es für ihn perfekt.
    Ich merke nur wie es mich immer mehr aufwühlt ihn leiden zu sehen. Zu sehen was diese Krankheiten aus meinem stolzen Mann machen. Allein schon wenn ich sehe welche Schmerzen er beim Aufstehen hat, wie er nachts vor Schmerzen anfängt zu zittern oder aufgewühlt in der Wohnung von links nach rechts rennt. Sich den halben Tag vor Schmerzen erbricht und zur Zeit nicht mehr feste Nahrung zu sich nehmen kann, da sein Kiefer vom aktuellen Schub betroffen ist. Das ständige Spritzen von Händen und Füßen. Er ist Mitte 40 und geht innerhalb von 2 Jahren am Stock!! Im wahrsten Sinne! Ich bin die Frau die ihn liebt und mir sei dieser Schmerz bitte erlaubt. Trotz allem ist er nicht weniger attraktiv für mich. Auch wenn er sich schämt wenn er wie ein Rentner mit Stock neben mir laufen muss.
    Aber diese Verzweiflung wenn er weint und alles und jeden wegstößt, sich selbst nicht mehr liebenswert findet... das ist für mich kaum aushaltbar. Ich weiß nicht ob das übertriebene Fürsorge ist. Oder einfach nur menschlich.
     
    #21 22. Oktober 2018
    Zuletzt bearbeitet: 22. Oktober 2018
  2. teamplayer

    teamplayer Bekanntes Mitglied

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    Norddeutschland
    Zu den anderen Aspekten wurde schon viel gesagt, aber dieser Punkt blieb außen vor. Dabei finde ich ihn sehr wichtig. Wenn Du jemanden brauchst, der Dich nach einem anstrengenden Tag auffängt und mit dem Du abstressen kannst, ist das momentan natürlich schwierig bis unmöglich. Du kommst nach Hause und findest dort noch einen schwerkranken Menschen vor, der ebenso bedürftig ist, wie Deine Patienten.

    Ich würde jetzt schauen, wie ich dieses Defizit ausgleichen kann. Bei wem kannst Du auftanken? Machst Du ausreichend Supervision?

    Doch, Du kannst etwas ändern: Dich und Deine Sicht der Dinge.

    Dein Partner braucht von Dir das selbe, wie Du von ihm. Jeder kann nur für sich selbst schauen, was veränderbar ist. Für ihn da zu sein, ist alles, was Du für ihn tun kannst. Wenn Du jetzt damit ankommst, ihn ändern zu wollen, also ich würde komplett dichtmachen, denn Veränderungen gab es schon genug, durch die Erkrankungen. Kämpfe hat er auch schon mehr als genug.

    Alles, was Du tun kannst, ist gut für Dich selbst zu sorgen, um genug Kraft fürs Bleiben zu haben. So sehe ich das.

    Edit
    Doppeltes Zitat gelöscht.
     
    #22 22. Oktober 2018
    Zuletzt bearbeitet: 22. Oktober 2018
    Mara1963 gefällt das.
  3. Mara1963

    Mara1963 Guest

    Ich schließe mich teamplayers Worten an!

    Ich denke, da solltest du ihn dann auch in Ruhe lassen.
    Ich hatte einen Partner, der auch immer Angst und Sorge um mich hatte, seit ich diese Krankheit habe und selbst davon vollkommen erschöpft und mitgenommen war.
    Ich konnte das nicht mehr ertragen und habe mich von ihm getrennt.
     
  4. Barika

    Barika Neues Mitglied

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    Gibts es denn hier auch eigentlich Angehörige?

    Mara, solche Sätze machen mir wirklich Angst. Ich finde es wirklich schwierig sich da „einfach“ so rauszuziehen. Ich bin ein mitfühlender Mensch. Und habe mich hier angemeldet um mir Hilfe zu holen.. nicht um noch in meinem Gefühl bestärkt zu werden dass ich es sowieso nicht oder schwer richtig machen kann. Ich bekomme hier bei manchen antworten eher das Gefühl, dass eine Trennung vllt doch besser wäre -um nicht noch eine zusätzliche Belastung zu sein. Aber ich bin ja ein Freund offener Worte ;)
    Wie lange warst du mit ihm zusammen? Hat er sich externe Hilfe geholt? Kannst du beschreiben wie diese „belastende Sorge“ aussah?
    Liebe Grüße
     
  5. Mara1963

    Mara1963 Guest

    Ich schreibe aus meiner Stiuation Barika und wie ich das empfunden habe, runterziehen möchte ich dich nicht.
    Ich war mit meinem Freund 7 Jahre zusammen. Vor ca. zweieinhalb Jahren habe ich mich von ihm getrennt.
    Vor 5 Jahren bekam ich die Diagnose Sklerodermie. Schon damals war es für ihn (glaube ich) noch mehr Schock als für mich. Er war meist so "weich" und leidend und mitfühlend und mitleidend. So hat sich das für mich angefühlt.

    Wir hatten das oft besprochen. Einmal sollte er mich ins Krankenhaus in eine etwas weiter entferntere Stadt fahren, da wars ihm vor Aufregung so schlecht morgens, dass er sich übergeben hat. Ich hätte mir gewünscht, dass er mich vielleicht hätte beruhigt oder eben der Stärkere in dem Moment hätte sein können.
    Das fand ich schlimm, am liebsten wäre ich alleine gefahren, das wäre mir leichter gefallen, auch wenns mir zu diesem Zeitpunkt nicht gut ging.
    Da waren mehrere Vorfälle, die mich mit der Zeit einfach nur noch nervten, das hat sich summiert.

    Ich hätte mir einen Mann an meiner Seite gewünscht mit einer starken Schulter, der mich mal aufmuntert oder mich einfach sein lässt wies mir eben geht und damit auch klar kommt, einfach eben ganz normal soweit das möglich ist. Klar konnte ich plötzlich nicht mehr alles so machen wie früher und war nicht mehr so fit.
    Ich konnte mit dieser Weichheit nicht mehr umgehen, das zog mich zusätzlich runter, ich brauchte meine Kraft für mich selbst und trennte mich auch im Hinblick auf die Zukunft; da es ja durchaus sein kann, dass es mir wieder schlechter geht, ich hoffe natürlich, dass es mir weiterhin so "gut" geht wie momentan, keiner weiß das genau wie der Verlauf der Krankheit ist. Diesbezüglich habe ich ihm das dann gar nicht mehr so genau mitgeteilt, das war mein persönlicher Entschluss für mich selbst, weil ich wusste es geht mir ohne ihn besser, auch wenn es weh tat, Gefühle waren klar noch da auch wenn ich viel mit mir selbst beschäftigt war.

    Barika, das ist meine persönliche Geschichte, das kann bei euch vollkommen anders sein. Teamplayer hat ja schon viel Gutes geschrieben, schau auf dich selbst und sei deinem Partner eine Partnerin wie früher eben auch in Liebe und Stärke, alles Gute wünsche ich für euch!
    Mara
     
  6. Barika

    Barika Neues Mitglied

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    9
    @Mara1963
    Das kann ich gut verstehen und würde es auch als belastend empfinden.
    Ich finde es gut. dass du das so deutlich schreibst. Niemand möchte das Gefühl haben eine Belastung zu sein. Weder der Kranke, noch der Partner. Die Kunst ist wohl nicht vor lauter Belastungsangst wirklich zur Belastung zu werden. Ich denke wir sind auf einem guten Weg die Krankheit als Teil unseres Lebens zu akzeptieren. Ich habe aber auch verstanden dass ich mir für diesen Prozess Hilfe holen muss- ich allein. Ihr habt Recht, eine Therapie zusammen wäre im Moment zu viel. Ich hatte ja auch nie vor meinen Partner zu ändern... ich dachte halt es wäre nochmal eine gute Möglichkeit sich ZUSAMMEN als Paar Beratung zu holen. Aber das ist wohl wirklich zu früh. Also Nerven behalten und vertrauen. Ich versuchs :)

    Mara, hast du denn mittlerweile Jemanden mit dem es besser passt?

    Liebe Grüße
     
    Mara1963 gefällt das.
  7. Mara1963

    Mara1963 Guest

    Nö Barika, die Krankheit hinterlässt ihre Spuren, so eine junge frische Hübsche bin ich nun mal nicht mehr, wobei ich dennoch (glaube ich) nett aussehe ;-) mit meinen 55 J. Für mich passt mein Leben so wie das gerade ist, ich habe einen Vollzeitjob, meine beiden erwachsenen Töchter, die Familie, meine Freundinnen; da ist nicht viel Zeit und Raum. Ich lass mich mal überraschen, eine neue Liebe wäre, wie ein neues Leben :D.
     
  8. Lisa4720

    Lisa4720 Guest

    Mara du sprichst mir aus dem Herzen:girl:.
     
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