Ängste wegen Arbeit und finanzielle Befürchtungen

Dieses Thema im Forum "Arbeit und Allgemeines" wurde erstellt von Finn89, 27. Mai 2017.

  1. Finn89

    Finn89 Bekanntes Mitglied

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    Guten Tag ihr Lieben,

    ich bin auch im Forum 'Bechterew' angemeldet, lese hier aber sehr gerne und habe schon viel Hilfestellung erhalten. Dafür danke ich euch ganz herzlich.
    Bei mir wurde Morbus Bechterew diagnostiziert, ist noch ganz frisch seit dieser Woche.

    Ich habe jetzt so ca. 2 Wochen auf der Arbeit gefehlt, ich weiß, dass ist nicht viel aber ich mache mir große Sorgen, wie es arbeitstechnisch weitergehen wird. Ich habe eine körperliche Arbeit, stehen, sitzen im Wechsel, immer in Bewegung, muss aber auch mal tragen und heben, jetzt keine großen gewichte bis 10 Kg). Ich kann hier nicht schreiben, wo ich arbeite, damit meine Anonymität gewahrt bleibt. Ich bin unbefristet eingestellt, seit einigen Jahren dort tätig.
    Mein Arzt sagte, ich könne erstmal weiterarbeiten, denn ich solle ja sowieso den verlauf beobachten, wie alles wird. Das kann man noch gar nicht vorhersagen und bisher ist auch nur ein gelenk im rücken betroffen, das ISG (Entzündung).

    Ich habe kein Arbeitsverbot in dem Sinne und möchte auch meiner Tätigkeit nachgehen, evtl. noch den Bereich wechseln, aber da weiß ich nicht ob das möglich ist. Große Gedanken mache ich mir, ob man mich jetzt einfach so kündigen kann. Sorgen mache ich mir auch, wie ich etwaige Arzttermine terminieren soll, sodass es auf der Arbeit so wenig wie möglich auffällt. Ich arbeite leider zu Zeiten, in denen die Ärzte davor oder danach geschlossen haben und dazu muss ich noch mit den Öffentlichen fahren, um zum Arzt zu können. Also werden wohl auch Termine in die Arbeitszeit fallen.
    Jetzt kehre ich bald wieder und habe Bauchschmerzen...ich weiß gar nicht ob ich was sagen soll auf der Arbeit, was ich sagen soll...

    Ich könnte auch nicht einfach so meine Stunden reduzieren, da ich auf das Geld absolut angewiesen bin (Alleinverdienerin, liiert) und dazu auch noch dinge abbezahle. Ja...wie soll alles weitergehen?

    Habt ihr Tipps bezüglich meiner Arbeit?
    Ich habe übrigens studiert...aber inzwischen habe ich das Gefühl, dass mir das auch nicht weiterhelfen wird. Natürlich habe ich schon über Umschulungen nachgedacht, aber wie wäre das zwischenzeitlich mit dem Geld? Fragen über Fragen

    Vielleicht hat ja jemand eine Idee.
    Danke fürs Lesen
     
  2. josie16

    josie16 PsA

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    2.345
    Hallo Finn!
    Ich kann zwar deine Ängste nachvollziehen, aber Du solltest das nicht überhand nehmen lassen.
    Im moment ist dein Rheumatologe sogar der Ansicht, daß er dir noch keine Basismedikamente verschreiben will.

    Ich würde dir erstmal raten, einem Sozialverband beizutreten, oder deinen Rechtsschutz zu überprüfen, ob er den Sozialrechtsschutz mit beinhaltet, falls nicht, wäre der Sozialverband eine Alternative.

    Dann solltest Du dir überlegen ob Du beim Versorgungsamt eine Schwerbehinderung beantragst, da kommt es vorallem darauf an, wie stark Du im Alltag und Beruf eingeschränkt bist, danach wird der GdB festgelegt, bei 30% Schwerbehinderung kannst Du eine Gleichstellung beantragen, wo dann auch ein Kündigungsschutz mit beinhaltet ist, bzw das Integrationsamt wird dann mit eingeschaltet.
    HIer erstmal zum nachlesen:

    http://www.betanet.de/betanet/soziales_recht/Rheuma---Beruf-987.html

    http://www.betanet.de/betanet/soziales_recht/Rheuma---Schwerbehinderung-519.html
     
  3. käferchen

    käferchen Guest

    Hallo Finn,

    Deine Ängste sind sicher nachvollziehbar, aber wie Josie schreibt, sich da jetzt verrückt zu machen bringt eher das Gegenteil.

    Niemand weiß, wie seine chronische Erkrankung verlaufen wird, und eine solche Erkrankung zu haben bedeutet nicht gleich, ab jetzt keiner Tätigkeit mehr nachgehen zu können.

    Wenn sich Deine Beschwerden verschlimmern, sollte der behandelnde Arzt erstmal versuchen, Dich medikamentös einzustellen. Im Moment scheint es für ihn ja noch keinen Anlass zu geben.

    Als Arbeitnehmer hast Du das Recht, Arztbesuche während Deiner Arbeitszeit wahrzunehmen, sofern es keine andere Möglichkeit gibt, den Termin in Deiner Freizeit durchzuführen. Die Zeit der Abwesenheit musst Du entsprechend nacharbeiten. Natürlich bist Du nicht verpflichtet, Deinen Arbeitgeber über Deine Diagnose zu informieren, doch sind Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen oder sonstige Bescheinigungen idR mit entsprechendem Arztstempel versehen und daraus lässt sich häufig die Fachrichtung ableiten und der Arbeitgeber kann so das Erkrankungsfeld eingrenzen.

    Jetzt schon darüber nachzudenken umzuschulen??? Auf was und wer wird das finanzieren, wenn Du gar nicht weißt, ob Du nicht doch Deine Tätigkeit weiter ausführen kannst....Oftmals gibt es innerhalb einer Firma die Möglichkeit zu einer besser geeigneten Stelle zu wechseln, wenn es im alten Bereich nicht mehr möglich ist.

    Wie Josie schreibt, die Beantragung auf einen GdB ist sicherlich sinnvoll, jedoch entgegen mancher "Weissagungen " im Netz keine absolute Sicherheit vor einer Kündigung, der Arbeitgeber hat es nur schwerer.

    Sicherlich hat Dir Dein Arzt Informationen über Deine Erkrankung an die Hand gegeben und ggf. auch eine Verordnung zur Physiotherapie.

    Du schaffst das schon

    Viele Grüße vom
    Käferchen
     
  4. Finn89

    Finn89 Bekanntes Mitglied

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    Danke für eure aufmunternden Worte.

    Mit der Schwerbehinderung werde ich mir überlegen und eine Versicherung zum Rechtsschutz habe ich bereits.
    Ich denke, dass ich auf kurz oder lang schon den Bereich in meinem Beruf wechseln muss, da ich das Gefühl habe, dass ich damit einer Verschlimmerung vorbeugen könnte und schließlich will ich ja alles tun, damit es nicht schlimmer wird.

    Schmerzen habe ich noch ein wenig, bewegungsabhängig im ISG und Gesäß aber ich kann seit der Diagnose irgendwie besser mit den Schmerzen leben bzw. umgehen. Sie sind normal für mich geworden. Ich habe noch ein TENS-Gerät verschrieben bekommen und werde es täglich anwenden. Am schwersten wird es mir fallen das Gespräch zu suchen, da ich mir damit eingestehen muss, dass ich eben fortan ein wenig eingeschränkt bin und ggf. auf Hilfe angewiesen bin. Da ich noch unter 30 Jahre alt bin fällt mir das schwer. Und ich mag meinen Beruf sehr gerne und möchte darin bleiben. Ich hoffe, dass mein Betrieb das genauso sieht und mir eine Chance gibt. Ich denke, dass ich alles getan habe, was ich konnte und dass jetzt auch das Schicksal darüber entscheidet, wie es mit mir weitergeht.
     
  5. käferchen

    käferchen Guest

    Warum? Bist Du denn seit Deine Beschwerden einen Namen haben plötzlich eingeschränkter als vorher?

    Irgendwie habe ich das Gefühl, Du bekommst zwar keine Medikamente aber Du erwartest, spätestens nächstes Jahr im Rollstuhl zu sitzen, keine Tasche mehr heben zu können und mindestens Pflegegrad 3 zu bekommen

    Es gibt massig Patienten mit Deiner Diagnose, die voll im Berufsleben stehen, ihren Alltag meistern und Freude am Leben haben.

    Freu Dich, dass Du noch keine langfristigen Medikamente brauchst (vielleicht brauchst Du sie auch nie, kann keiner wissen) und somit auch Zeit hast, in Ruhe zu überlegen, ob Du vielleicht innerhalb der Firma auf eine andere Position wechseln kannst ohne, dass Du das auf Deine Krankheit beziehst.

    Viele Grüße vom
    Käferchen
     
  6. Finn89

    Finn89 Bekanntes Mitglied

    Registriert seit:
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    Hallo käferchen,

    ich bin nicht eingeschränkter, aber seitdem weiß ich, dass meine Schmerzen nicht nur psychisch bedingt sind. Ich bin erleichtert, dass meine Krankheit einen Namen hat und gleichzeitig schockiert darüber. Ich befinde mich noch sehr im Wechselbad der Gefühle, ich weiß noch nicht so recht, wie ich mit der Krankheit umgehen soll.
    Ich werde mir nun Hilfe suchen, damit ich meine Freude wieder entdecken kann. Ich denke immer vorausschauend und plane sehr viel und deshalb macht mir die Arbeit auch Sorge. Jetzt ist eine Situation eingetreten, die ich nicht planen kann, da der Verlauf ungewiss ist.

    ich bekomme nur Ibuprofen und Novalgin gegen die Schmerzen, erstmal dauerhaft. Als Bedarfsmedikament wenn es ganz schlimm wird auch ein leichtes Opiat.
    Vielleicht bin ich auch einfach mürbe von den monatelangen Schmerzen, die ich lange ohne Schmerzmittel aufgehalten habe, da alles auf meine Psyche geschoben wurde.
     
  7. käferchen

    käferchen Guest

    Finn,

    meinen Beitrag habe ich daher auch mit zwinkernden Smilys versehen.

    Du schaffst das schon, Du wirst verstärkt auf Deinen Körper hören, denn er zeigt Dir, was machbar ist und wo Deine Grenzen sind.

    In jungen Jahren eine langfristige Diagnose zu bekommen ist immer schwer, zumal man gerne sein Leben planen möchte, nicht nur in finanzieller Hinsicht.

    Du hast einen Arzt, dem Du vertraust, dass ist für eine chronische Erkrankung sehr wichtig.

    In Foren und Gruppen bekommst Du viele Informationen und nimmst für Dich das für Dich wichtige mit! Dann wird das schon

    In den seltensten Fällen wird man mit chronischen Erkrankungen geboren, man bekommt sie im Laufe des Lebens und lernt mit Ihnen zu leben.

    Lass die Krankheit ein Teil von Dir sein, und nicht umgekehrt!

    Viele Grüße
     
    #7 27. Mai 2017
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 27. Mai 2017
  8. Mni

    Mni Bekanntes Mitglied

    Registriert seit:
    30. April 2003
    Beiträge:
    2.474

    Das ist der ideale Beruf bei dieser Erkrankung!

    ich habe die gleiche Diagnose wie Du, fast den gleichen Job und bin ü50 und bitte Dich:


    lebe!!! Hör auf, Dich mit Sorgen zu belasten!

    Der Weg- auch Deiner! entsteht im Gehen, und was morgen sein wird, kann niemand wissen...

    also lebe heute! :)
     
  9. moi66

    moi66 Aktives Mitglied

    Registriert seit:
    23. März 2014
    Beiträge:
    557
    Finn,
    ich kann Mni nur unterstützen - Deine Beschreibung Deiner Tätigkeit hört sich an wie vom Arzt verordnet ;)
    Insofern: erst mal ruhig bleiben.
    Ich habe meine Diagnose (auch MB) erst Mitte 40 bekommen, weil die Beschwerden auch erst dann wirklich meinen Alltag beeinträchtigt haben. Jetzt, Anfang 50, geht es mir deutlich besser, und da ich wegen der Diagnose auch sportlich endlich wieder aktiv geworden bin, vielleicht sogar besser als wenn ich kein Rheuma bekommen hätte und dafür auch nix für mich getan hätte.
    In meinem Job bin ich gut damit gefahren, einfach offen mit der Krankheit umzugehen und zu sagen, dass ich Arzttermine wahrnehmen muss und deshalb mal eher gehe, mal später komme (und dann nacharbeite).
    Ich weiß aber nicht, ob das tatsächlich überall so gut funktioniert.
    Und außerdem - so oft will Dich der Rheumatologe vermutlich gar nicht sehen :)
    Wegen des Rheumas gefehlt habe ich einmal 2 Wochen, weil ich in einer Rheumaklinik war...sonst gar nicht mehr seit Beginn der Therapie.
    Guck doch mal, ob es in Deiner Nähe MB-Gruppen gibt (Sport und Selbsthilfe). Dann kannst Du Dich direkt mit anderen austauschen und auch gezielt was für Dich tun!
     
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