ein etwas anderes Weihnachtsgedicht...

Dieses Thema im Forum "Kaffeeklatsch" wurde erstellt von merre, 18. Dezember 2014.

  1. merre

    merre Bekanntes Mitglied

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    Berlin
    ...hat mich zum Nachdenken angeregt:

    STILLE NACHT, HEILIGE NACHT

    Über die stille und heilige Nacht,
    da hab´ ich mir oft schon Gedanken gemacht.
    Doch komme ich dabei nur stets zu dem Ziel,
    von “Stille und heilig”, da ist nicht mehr viel.
    Denn was ist an Stille, und was noch an Frieden,
    uns heute auf diesem Erdball beschieden?

    Früher, da hat uns die heilige Nacht,
    im kältesten Winter noch Wärme gebracht.
    Und gerne und oft träum´ ich auch noch heut´
    von den Heimlichkeiten der Vorweihnachtszeit.

    Mit einfachsten Mitteln verstanden die Alten
    die Weihnachtszeit heiter und froh zu gestalten.
    Ein Jedermann hatte das feste Bestreben
    dem Ander´n nur Freude und Liebe zu geben.

    Da wurde gesägt und gefeilt und lackiert,
    was an Spielzeug entzwei war noch schnell repariert,
    die Mutter stach Herzen und Plätzchen aus
    und nach Mandeln und Nüssen roch es im Haus.

    Ganz untätig war´n auch die Kinder nicht,
    sie lernten noch schnell ein Weihnachtsgedicht
    und dazu dann noch ein ganz neues Lied,
    weil das Christkind doch alles hört und auch sieht.

    Am Abend da saß dann zu dämmriger Stunde,
    die ganze Familie in vertrauter Runde.
    Man erzählte und hörte, man sang und man spielte
    und man wusste genau, was der andere fühlte.
    Man hatte noch für den anderen Zeit
    und war innerlich für die Weihnacht bereit.

    Man saß in der Küche und hat aus dem Herd
    das Zischen von Bratäpfeln wieder gehört.
    Die Wohnzimmertür war seit langem schon zu,
    denn der Raum war für Kinder und Eltern tabu.

    Die Tür wurde erst wieder aufgemacht
    am ersehnten Abend der heiligen Nacht.
    Und riefen zur Christvesper abends die Glocken,
    dann blieb damals niemand zu Hause hocken.
    Die heilige Nacht ohne Kirchgang? - Auf Ehre,
    das war was, was niemals gegangen wäre!

    Man sah überm Altar den leuchtenden Stern
    und hörte die frohe Botschaft des Herrn.
    Viel schöner und heller erschienen die Kerzen,
    sie strahlten hinein in geöffnete Herzen
    und dazu erklangen, wie jedes Jahr wieder,
    die alten innigen Weihnachtslieder.

    Und ein ganz tiefer Frieden stellte sich ein,
    trat man hinaus in den Sternenschein.
    Man war fest überzeugt: “Wir sind nicht verloren,
    denn Christus, der Heiland, ist wieder geboren!”

    Eine Bilderbuch-Weihnacht, so werdet ihr sagen,
    doch möcht´ ich euch dazu nur folgendes fragen:
    Habt ihr noch die Zeit, euch mit euren Kleinen
    auch gemeinsam um einen Tisch zu vereinen?
    Singt ihr noch die Lieder der heiligen Nacht?
    Habt ihr schon mal selber ein Spielzeug gemacht?

    Eilt ihr nicht ins Kaufhaus und sucht mit den Händen
    Geschenke, in längst schon durchwühlten Ständen?
    Ihr sucht und ihr hastet und seid ganz geschlaucht
    und ihr kauft irgend etwas, was nie jemand braucht.
    Doch das ist nicht wichtig, wichtig ist jetzt,
    dass man keinen vergisst, dass man keinen verletzt.

    Und so rennt ihr denn weiter, total überlastet,
    doch man achtet nicht drauf, es wird weiter gehastet.
    Und wirklich, am heiligen Abend dann,
    kommt ihr mit den letzten Geschenken dann an.

    Ihr seid zwar erledigt und ehrlich gestresst,
    doch nun kann es kommen, das Weihnachtsfest.
    Und es kommt auch wieder, das ist ja ganz klar,
    denn Weihnachten gibt es nun mal jedes Jahr.

    Doch rufen die Glocken zur heiligen Nacht,
    dann wird nicht im Traum an die Kirche gedacht.
    Was soll man denn da in die Kälte hinaus?
    Die Weihnacht holt man sich per Fernseh´n ins Haus.

    Ein Knopfdruck genügt schon und der Apparat
    hat die perfekte Weihnacht parat.
    Doch was ist ´ne Andacht im Fernseh´n schon wert,
    wenn sie niemand beachtet und keiner sie hört?
    Es sieht niemand hin und es läuft auch kein Ton.
    Was gibt´s da schon Neues? - Das kennt man doch schon!

    Dann kommen die Kinder, sie stehen im Raum
    und schauen hinauf zu dem Plastikbaum. -
    Zwar sieht man auch heut ´ an den Tannenspitzen
    immer noch goldene Lichter blitzen,
    doch bei näherem Hinseh´n erkennt man schon bald,
    dieses Licht wärmt nicht, weil es künstlich und kalt.

    Es blendet das Auge, es wärmt das Gesicht -
    Doch bis in die Herzen, da dringt es nicht!
    Und so stehen die Kinder verlegen und stumm,
    eine ganze Weile wohl noch so herum.

    Es wird nicht gesungen, kein Weihnachtsgedicht,
    auch die Weihnachtsgeschichte - man hört sie nicht.
    Der Kassettenrecorder, der Technik sei Dank,
    beliefert uns laut mit dem Weihnachtsgesang.

    Doch das wird von allen fast gar nicht vernommen,
    man sieht erst, was so an Geschenken gekommen,
    und weiß man es dann und man sieht diesen Haufen,
    dann ist auch die Weihnacht schon ziemlich gelaufen.

    Nun wird´s etwas lauter, die Kinder sie spielen,
    falls sie nicht noch in den Geschenken wühlen.
    Und dazu ertönt dann, wieder und wieder,
    das Weihnachtslied aller Weihnachtslieder.

    Aber heute, das weiß man, da kennt man sich aus,
    gehören die Lieder nun einmal ins Haus!
    Doch gleich darauf gibt´s ein neues Geschrei,
    denn das erste Spielzeug ging schon entzwei.

    Da plärrt nun das Tonband, jedoch nicht viel minder
    ist auch das Geheul der enttäuschten Kinder.
    Doch wird die Geschichte erst richtig perfekt,
    als der Vater `nen Fehler der Mutter entdeckt.
    Die Ärmste, sie hat doch total vergessen,
    einen Tisch zu bestellen, für`s Mittagessen.

    Nun, die Stimmung auf diesem Weihnachtsfest,
    sich wohl allzu leicht nur erraten lässt.
    Die Kinder enttäuscht, die Eltern verzankt,
    und dazu erklingt, dass es jedem nun langt,
    zum vierzigsten Male, mit aller Macht,
    das Lied von der stillen und heiligen Nacht.

    Ich hab` eine Bitte, sie sei nicht verwehrt,
    auch ich möchte schreien, dass jeder sie hört:

    Oh Herr, gib es noch einmal, gib Frieden auf Erden,
    und lass es noch einmal wie einst wieder werden!

    Oh Herr, lass es uns nur noch einmal erfahren,
    was du uns geschenkt hast vor zweitausend Jahren,
    als du die Erlösung, den Frieden gebracht!

    Oh Herr, gib
    “DIE STILLE, DIE HEILIGE NACHT!”

    von Gerhard Mühe


    ...ich bin nicht religiös gebunden, aber erinnere mich doch gern an meine Kindheit, als wir zum Heiligabend in der Kirche waren und anschließend zu hause den geschmückten Baum und einige Geschenke vorfanden. Irgendwie war es vielleicht Alles einfacher, nicht so kommerziell, aber trotzdem...
    Sicher soll man nicht unbedingt Vergleiche zu heute ziehen die irgendwie "hinken", aber meine Familie und auch viele unserer Bekannten meinen öfters, " wenigestens mal einen Tag in Ruhe und etwas Besinnlichkeit nur für uns in diesem Weihnachtstrubel ". Manchmal klappts sogar.

    Eine frohe und besinnliche Weihnachtszeit wünscht "merre"
     

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  2. PiRi

    PiRi IG-Mitglied

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    Danke Merre.

    Trotz allem wünsch ich Dir ein ruhiges, gesegnetes Weihnachtsfest
     
  3. Tusch

    Tusch Bekanntes Mitglied

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    Hallo liebe mere ,
    danke für das Gedicht - ja es macht nachdenklich -

    Tusch
     
  4. Nachtigall

    Nachtigall Bekanntes Mitglied

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    Merre, danke für das Gedicht, es ist sehr berührend. Erst recht, da ich der Umstände wegen viele verkorkste und unheilige Weihnachten erleben musste.
    Ich wünsche uns allen ein wirklich schönes, einfaches Weihnachtsfest!
     
  5. Tusch

    Tusch Bekanntes Mitglied

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    Stade, Niedersachsen
    Hallo Mere,
    ich hab gerade so gedacht - :rolleyes: - es wäre schön, wenn hier noch mehr weihnachtliche Gedichte geschrieben werden könnten - denn auch das kommt heute oft zu kurz - es gibt so viele, aus meiner Kindheit und der meiner Kinder - die einfach vergessen sind... würde mich sehr freuen hier welche wieder zu finden
    Vielleicht könnten wir das ja mal versuchen - allerdings nur, wenn du das hier in deinem Thread auch willst...
    Und ich habe heute noch den anderen Thread mit Gedicht gelesen - es scheint die Zeit der Gedichte zu sein...:vb_confused:

    Ich wünsche allen einen schönen Abend und eine ruhige Nacht .
    Tusch

    und jetzt tue ich es mal einfach - dies ist das Gedicht, was ich irgendwie nie vergesse (warum immer) -aber wenn ich daran denke, sehe ich immer meine beiden Mädchen, als sie noch in der Kindergarten gingen und dieses liebe, kleine Gedicht aufsagten - so eine schöne Erinnnerung.

    Denkt euch, ich habe das Christkind gesehen!
    Es kam aus dem Walde, das Mützchen voll Schnee,
    mit rotgefrorenem Näschen.

    Die kleinen Hände taten ihm weh,
    denn es trug einen Sack, der war gar schwer,
    schleppte und polterte hinter ihm her.

    Was drin war, möchtet ihr wissen?
    Ihre Naseweise, ihr Schelmenpack -
    denkt ihr, er wäre offen der Sack?

    Zugebunden bis oben hin!
    Doch war gewiss etwas Schönes drin!
    Es roch so nach Äpfeln und Nüssen!
    (Anna Ritter)
     
  6. Ameira

    Ameira Neues Mitglied

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    Beiträge:
    29
    Ort:
    Ruhrgebiet/NRW
    Weihnachtsgedicht

    Vorweihnachtstrubel

    Grüner Kranz mit roten Kerzen
    Lichterglanz in allen Herzen,
    Weihnachtslieder, Plätzchenduft,
    Zimt und Sterne in der Luft.
    Garten trägt sein Winterkleid,
    wer hat noch für Kinder Zeit?

    Leute packen, basteln, laufen,
    grübeln, suchen, rennen, kaufen,
    kochen, backen, braten, waschen,
    rätseln, wispern, flüstern, naschen,
    schreiben Briefe, Wünsche, Karten,
    was sie auch von dir erwarten.

    Doch dazu denn hetzen, eilen,
    schöner ist es zu verweilen
    und vor allem dran zu denken,
    sich ein Päckchen "Zeit" zu schenken.
    Und bitte lasst noch etwas Raum
    für das Christkind unterm Baum!



    Für die kommenden Feiertage
    wünsche ich Euch
    eine schöne friedliche Zeit
    sowie einen guten Rutsch ins Neue Jahr.

    Ameira
     
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