Wie ist das nun mit der Belastung der betroffenen Gelenke?

Dieses Thema im Forum "Entzündliche rheumatische Erkrankungen" wurde erstellt von aleha, 21. August 2014.

  1. aleha

    aleha Neues Mitglied

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    Hallo zusammen,

    Ich würde gerne wissen, wie es euch geht, wenn ihr gerade wenig Schmerzen in den Gelenken habt und die Belastung erhöht, weils gerade gut läuft.

    Will heißen: Es geht gerade ganz gut mit meinen Händen und da ein paar Aufgaben am Haus zuletzt liegen geblieben sind, habe ich mich voller Tatendrang daran gemacht, mal wieder alles in Ordnung zu bringen. Gestern habe ich ziemlich lange geackert und konnte gestern Abend vor Schmerzen fast nicht einschlafen. Heute morgen war dann wieder alles ok, ein bisschen Zwick und ein bisschen Zwack, aber ich hatte nicht das Gefühl, dass es die gleichen Hände sind, die ich mir gesten am liebsten abmontiert hätte. Heute habe ich weiter gemacht (heute Abend ist mein MTX dran gewesen) und meinen Händen geht es heute Abend gut. Ich muss allerdings auch sagen, dass ich mich gestern den ganzen Tag "krank" gefühlt habe, wie bei einem Schub eben. Heute war wieder alles normal.

    Irgendwie verstehe ich meine Krankheit nicht. Auf der einen Seite habe ich das Gefühl, die Schmerzen kommen und gehen, wie sie wollen, egal ob ich mich nun wenig belaste oder voll Gas gebe. Auf der anderen Seite habe ich Angst, dass ich dem Verschleiß Vorschub leiste, wenn ich unvernünftig bin. Und Schmirgeln und Polieren gehen einfach auf die Fingergelenke. Ganz ehrlich: Ich will mich einfach nicht einschränken lassen. Ich habe meine Diagnose noch nicht so lange und bin nicht bereit, Abstriche zu machen. Zumindestens nicht solange ich die Schmerzen aushalten kann.

    Wie macht ihr es? Mutet ihr euch alles zu und schaut dann, wie es euch bekommt oder akzeptiert ihr einfach, dass es über ein gewisses Level einfach nicht mehr hinaus geht. (Oder beides?) Und: Wie ist es nun mit dem Verschleiß bei der RA? Ist der eine Folge der Entzündung, ist die Entzündung "nur" eine Begleiterscheinung der RA, bei der die Gelenkinnenhaut eh kaputt geht? Wird die Entzündung durch Belastung verschlimmert und muss man sich jetzt im Schonwaschgang des Lebens waschen?

    Wie ihr seht, schwanke ich zwischen Wut und Resignation. Allerdings spüre ich ja selber, dass ich mit meinen Füßen nur noch schlecht barfuß im steinigem Flußbett laufen kann. Da sterbe ich ja schon wärend das Fußmarsches vor Schmerzen. Aber soll ich deshalb jetzt nur noch am Sandstrand baden gehen?
    Das ist doch ...suboptimal, oder?:confused:

    Vielen Dank
    aleha
     
  2. ron80

    ron80 Neues Mitglied

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    Hallo,

    ich nehme leichte Rücksicht auf Stöße oder "straken" Druck, das heist wenn man laufen geht nur noch Vorfuß, beim Radfahren lieber in nem tieferen Gang. Aber an sich muss ich sagen, das ich das Gefühl habe, wenn man viel macht, ist es tendentiell besser.
    Problem ist halt wie stark die schmerzen sind, morgends ists bei mir eher schlecht zu laufen, ebenso wenn es zu kalt wird. dann muss man abends raus.
    Also Handschuhe an und dicke Socken, damit die betroffenen Stellen schön warm sind und dann versuchen mit leichter Bewegung gegen den Schmerz angehen ;)
    Gruß

    Ron
     
  3. aleha

    aleha Neues Mitglied

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    26
    Danke

    Lieber Ron, das hilft mir sehr, weil Sport bei mir echt auch ein Thema ist. Ich kann ohne Sport nicht leben. Da werde ich unausgeglichen und gehe meiner Famile an die (sprichwörtliche) Gurgel. Wahrscheinlich hast du recht: Beim Radfahren gehts auch mit nem niedrigeren Gang, das ist sowieso besser. Und bei den Gewichten im Studio werde ich wohl auch erst wieder mal zurückschrauben und langsam steigern. Schwimmen geht auch gut und Laufen, naja, das konnte ich eh nie gut :)
    Danke, aleha
     
  4. Nachtigall

    Nachtigall Bekanntes Mitglied

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    @ aleha:
    Natürlich sollte man große Belastungen vermeiden, wann immer es geht. Aber oft ist es nicht möglich, wenn man z. B. Haus und Garten und Familie hat oder wenn im Beruf viel gefordert ist. Man merkt es selber, wie belastbar man ist.

    Was die Hände betrifft, solltest du schon aufpassen, denn die kleinen Fingergelenke gehen viel schneller kaputt. Die Entzündungen können durch schwere Belastungen gereizt und verstärkt werden. Bei mir sind von den Entzündungen bei 5 Fingern schon Sehnen geschädigt, also gespalten, so dass das Gelenk durchrutscht, und einmal hatte ich einen Strecksehnenabriss. Gewisse Sachen sollte ich nicht mehr machen, aber ich mache sie, weil sie notwendig sind. Nichts mehr tun geht halt auch nicht.
    Der Verschleiß kann eine Folge der rheumatischen Entzündung sein, kann aber natürlich auch von schwerer Belastung kommen.

    Ich würde dir deshalb unbedingt Ergotherapie empfehlen, der Ergotherapeut sollte eine zusätzliche Ausbildung für Handrehabilitation haben. Da lernt man, wie man die Hand- und Fingergelenke schonend einsetzen kann, welche Hilfsmittel es gibt, mit welchen Übungen man die Finger lockern und kräftigen kann.
    Das Wichtigste ist aber immer noch eine gute und ausreichende medikamentöse Behandlung.
     
  5. DesperadoGirl

    DesperadoGirl Mitglied

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    Bayern
    Hallo aleha,

    mir geht es ebenso...ich will mich von der Schei.krankheit nicht einschränken lassen. Deshalb halte ich es so, dass ich mache, was ich will und wie ich es gerade noch aushalten kann. Manchmal hat es keine Folgen und manchmal bezahle ich tüchtig dafür mit mehr Schmerzen. Da ich das bereits seit 7 Jahren so handhabe kann ich aus Erfahrung sagen, dass trotzdem keine weiteren zerstörten Gelenke dazu gekommen sind, weshalb ich, zumindest in meinem Fall, davon ausgehe, dass zum einen die Therapie mit MTX sehr gut greift und andererseits eine zeitweise Überanstrengung bei mir nichts anderes zur Folge hat als vermehrte Schmerzen.
     
  6. Martin1969

    Martin1969 Neues Mitglied

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    Gladbeck
    Hallo, von einem recht neuen CPler, seit 1 Jahr Habe ich jetzt die Diagnose.

    Letztes Jahr um diese Zeit konnte ich weder eine 1 Liter Wasserflasche halten noch alleine aus dem Bett aufstehen, und das mit gerade mal 44 jahren:(

    Jetzt geht es mir dank MTX/Cotison wieder besser, danke dafür an meinen Rheumadoc und die Schulmedizin!

    Ich "trainiere" meinen Körper möglichst alle 2 tage mindestens 30-40 Minuten.
    Anfangs um wieder Muskeln zu stärken bzw. die Gelenke wieder biegsamer zu bekommen, jetzt weil mir Sport bzw. Bewegung wieder Spass macht!

    Ich habe meinen Körper immer bis in den leichten schmerz trainiert, anfangs war das sicher noch kein Sport, sondern kleine Bewegungen, und viel Dehnung /Zugübungen, inzwischen bin ich wirklich glücklich das ich alle 2 tage wieder durch leichten Sport/ Bewegung wieder alleine ins schwitzen komme.
    Meine Gelenke werden beweglicher und ich spüre wöchentlich mehr Kraft und Ausdauer.
    Ich achte aber immer darauf das meine Muskeln noch genug Reserven haben um die Gelenke zu stützen, also "auspowern" geschieht wenn überhaupt, bei mir nur noch auf einem Fahrradergometer.

    Aber eines steht für mich fest : Auch wenn ich mit schmerzen "Spazieren" gegangen bin, die Bewegung tat mir im Nachhinein immer gut!

    Gruss Martin
     
  7. Sinela

    Sinela Bekanntes Mitglied

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    Mein Rheumatologe sagte mal zu mir "bewegen ja, belasten nein". Leider ist das eine schmale Gradwanderung, wie wohl jeder von uns weiß. Ich bewege mich, wann immer es geht, versuche es aber nicht zu übertreiben. Damit bin ich in den 14 Jahren meiner RA-Erkrankung gut gefahren.
     
  8. aleha

    aleha Neues Mitglied

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    Hey, euch allen vielen Dank für eure Antworten. Jeder Beitrag ist wichtig für mich, um die Krankheit (und mein Wut darauf) in den Griff zu bekommen. Es hilft mir zu wissen, dass ich mit meinen Gedanken nicht alleine bin. Wenn ich mit Nicht-Rheumakranken spreche, dann fangen sie meistens mit ihren Rückenproblemen, dem kaputten Kniegelenk oder dem Tennisarm an. Also jeder kennt Schmerz, viele auch chronischen Schmerz. Ich habe bislang noch nicht versucht, einem Nicht-Rheumatiker klarzumachen, worin der Unterschied besteht. Das klingt nach jammern. Hier habe ich das Gefühl, ich werde aufgefangen. Vielen Dank dafür. aleha
     
  9. kleine Eule

    kleine Eule Bekanntes Mitglied

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    Hallo Aleha,

    vielleicht ein ganz praktischer Tipp: Es gibt Badeschuhe mit dicken Sohlen, die so fest sitzen, dass man damit auch schwimmen kann. Hat mir gerade gestern eine ebenfalls betroffene Freundin vorgeführt. Denke nun sellbst auch über so ein Paar nach.

    viele Grüße von der kleinen Eule
     
  10. Sabinerin

    Sabinerin Bekanntes Mitglied

    Registriert seit:
    30. April 2003
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    3.234
    Hallo Aleha,

    es gibt selten einen festen Gesundheitszustand, auch keine gleichbleibenden Fähigkeiten, sowie auch keine gleichbleibenden Schmerzen.
    Alles ist veränderlich, im Positiven, wie im Negativen.

    Deshalb finde ich es wichtig, dass man ein gutes Körpergefühl entwickelt. Man muss seinen Körper besser kennenlernen, besser einschätzen lernen. Man sollte in guten Zeiten nicht weit unter seinen Möglichkeiten bleiben und in schlechten Zeiten seinem Körper die notwendige Ruhe gönnen.
    Dazwischen ist alles veränderlich.

    Fühle rein, fühle wie es sich anfühlt, wenn es Dir gut geht, fühle wie es sich anfühlt, wenn es schlecht ist. Lerne frühzeitig zu erkennen, wie Du Situationen vermeiden kann (sofern es möglich ist), die Dir schaden und auch die guten Zeiten frühzeitig erkennen, damit Du aktiver sein kannst.

    Ich persönlich finde es nicht richtig, den Körper dauerhaft zu schonen. Er muss beweglich bleiben, er muss auch mal an seine Grenzen gebracht, ganz vorsichtig, umsichtig und achtsam.

    Was heute möglich ist, ist nicht automatisch morgen möglich.
    Was heute nicht möglich ist, kann nächste Woche aber durchaus möglich sein.
    Lerne diese Unterschiede kennen und resigniere nicht. Die Situation ist wie sie ist und wenn man für sich einen guten Mittelweg findet, dann gestaltet sich vieles positiver.
    Seelische Durchhänger sind völlig normal, sie gehören phasenweise dazu. Wichtig ist dann wieder aufzustehen, zu seinem Mittelweg zu finden und weiterzugehen... :)
     
  11. Lagune

    Lagune Bekanntes Mitglied

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    Hallo Aleha,

    ungünstig sind Stoss und Schlagbewegungen. Wichtig ist die Muskelstärkung, aber mit Bewegungen welche Gelenkschonend sind. Das wäre unter anderem zB. schwimmen, Radfahren.

    Gelenkschonende Bewegung mit Muskelstärkung kannst du auch beim Funktionstraining lernen, an dem ich schon teilgenommen habe.

    https://www.rheuma-online.de/krankheitsbilder/rheumatoide-arthritis.html
     
    #11 23. August 2014
    Zuletzt bearbeitet: 23. August 2014
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