Antibiotika

Dieses Thema im Forum "Sonstige Medikamente und Schmerztherapie" wurde erstellt von allina, 27. Februar 2019.

  1. allina

    allina Bekanntes Mitglied

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  2. josie16

    josie16 PsA

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    Ihr Lieben!
    für Antibiotika der Gruppe der Fluorchinolone existiert jetzt ein Roter Hand Brief, es wird darauf hingewiesen:
    "das BfArM schreib: Betroffen seien vor allem Sehnen, Muskeln, Gelenke und das Nervensystem, starke Schmerzen können auftreten Nachzulesen unter T-Online.de oder unter .bfarm.de/SharedDocs/Risikoinformationen/Pharmakovigilanz/DE/RHB/2019/rhb-fluorchinolone.html
     
  3. lieselotte08

    lieselotte08 Bekanntes Mitglied

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    Kati, du sprichst mir aus der Seele....
     
  4. josie16

    josie16 PsA

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    Es geht in diesem Fall nicht darum, ob man Antibiotika gut oder schlecht findet, sondern eine Bundesbehörde informiert, dass eine bestimmte antibiotische Wirkstoffgruppe, nämlich die Fluorchinolone, schwerwiegende und anhaltende, die Lebensqualität beieinträchtingende und möglicherweise irreversible Nebenwirkungen hat.
    Ein roter Handbrief ist eine Information an verschriebene Ärzte und Apotheker, diesen Wirkstoff nur nach einer ausgeprägten Abwägung einzusetzen wenn keine alternativen Medikamente zur Verfügung stehen und der Patient ohne diesen Wirkstoff erhebliche Schäden davonträgt, also mehr Schäden als die entscheiden auftretenden Nebenwirkungen/Kosten/Nutzenabwägung.

    Das hat also überhaupt nichts mit Verschwörungstheorien zu tun, sondern ist als Information für alle Interessierten gedacht, es gibt genug Menschen, sie Antibiotische Medikamente in ihrem Arzneimittelschrank haben und die sich in diesem Fall überlegen sollten, ob sie die Fluorchinolone besser verwerfen
     
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  5. allina

    allina Bekanntes Mitglied

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    Hallo kati,

    ist die Lungenentzündung ausgeheilt und der Husten besser?

    Liebe Grüße

    allina
     
  6. Resi Ratlos

    Resi Ratlos Guest

    Just my two pence:

    Die potenzielle Nebenwirkung von Fluorchinolonen - nämlich schwer wiegende Schäden vor Allem an Sehnen - ist seit Jahren bekannt. Die Gabe ist dennoch bei korrekter Indikation gerechtfertigt.

    Zum Thema Abstriche:
    1. Abstriche dauern im Akutfall zu lange. Niemand möchte mit einem akuten Harnwegsinfekt, vor Allem bei Mitbeteiligung des Nierenbeckens, bei fieberhafter Mandelentzündung oder sonstigen akuten Infektionen einen "Abstrich" abwarten - das wäre auch unethisch - und somit ist eine so genannte "kalkulierte" Antibiotikatherapie (also ohne detaillierte Kenntnis der ggf. einzelnen Keime, wohl aber nach Wahrscheinlichkeit!) oft unvermeidlich. Dass in bestimmten Fällen nach Erhalt eines Antibiogramms (dauert mindestens 2 Tage, manchmal länger) ein Präparat gewechselt werden muss und kann, ist korrekt, aber eine andere Baustelle.

    Deshalb sind
    2. Abstriche vor so mancher Antibiotikagabe sowohl entbehrlich (nämlich dann, wenn die kalkulierte Gabe wirksam ist - z. B. bei Lungenentzündung) als auch nicht immer trivial.
    Für die Behandlung diverser Erkrankungen mit Antibiotika existieren Leitlinien, an die sich jeder Arzt, der seine Zulassung wegen nicht vorhandener "Leichtfertigkeit" nicht zurückgeben sollen möchte, halten kann.

    Die Entscheidung für oder gegen eine mikrobiologische Diagnostik, zu der u.a. Abstriche gehören, obliegt nicht der Entscheidung durch die kranken Kassen, sondern der des behandelnden Arztes oder Krankenhauses.


    Dass dennoch Antibiotika zu häufig, zu häufig falsch und oft ohne vernünftigen Grund eingesetzt werden, ist ein Thema mit vielen Facetten, dessen Diskussion hier definitiv zu weit führen würde und wozu uns hier wohl kollektiv auch die Hintergrundfakten nicht zur Verfügung stehen.
     
    #6 10. April 2019
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 10. April 2019
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  7. allina

    allina Bekanntes Mitglied

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    "Antibiotika seien die „wichtigste Waffe zur Bekämpfung bakterieller Infektionen“, so Professor Joachim Szecsenyi, Geschäftsführer des aQua-Instituts auf der Veranstaltung zum Kampagnenstart in München. Sie müssten aber zurückhaltend genutzt werden. Sonst drohe die Verbreitung von immer mehr multiresistenten Keimen, gegen die kein Antibiotikum mehr wirke."

    "Warnungen vor „vor-antibiotischen Verhältnissen“, in denen einfache Infekte tödlich endeten, dürften nicht zu leichtfertig abgetan werden. Allein in der EU würden derzeit 10.000 Tonnen Antibiotika pro Jahr abgegeben. In Deutschland würden 80 Prozent der Antibiotika ambulant verordnet – oft unnötig."

    "Initiiert wurde die Kampagne durch Vertreter von „ARena“, einem Forschungs-Projekt zur Vermeidung von Antibiotikaresistenzen, das derzeit in Bayern und Nordrhein-Westfalen durchgeführt wird. Mit verschiedenen Aktionen wollen die Projektbeteiligten die Öffentlichkeit über einen verantwortungsvollen Umgang mit Antibiotika informieren."

    "Projektpartner sind das aQua-Institut, die Agentur deutscher Arztnetze e.V., die AOKen Bayern und Rheinland/Hamburg, die KV Bayerns und der AOK-Bundesverband."

    Quelle:

    https://www.aerztezeitung.de/politik_gesellschaft/praevention/article/975803/weltantibiotikawoche-gemeinsam-gegen-antibiotika-resistenzen.html
     
  8. allina

    allina Bekanntes Mitglied

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    Stimmt uns fehlen die Hintergrundfakten. Darüber verfügen wohl dieses Forschungsprojekt ARena, dieses aQua-Institut, die Agentur deutscher Arztnetze, Krankenkassen und Kassenärztliche Vereinigungen.
     
  9. Mara1963

    Mara1963 Guest

    Ich vermute der Antibiotikamissbrauch ist im Sinne der Pharmaindustrie, allzu leichtsinnige Verschreibungen von manchen Ärzten sorgen dafür, dass die Bakterien immer schneller resistent werden. So werden immer neue Antibiotika benötigt, die der Pharmaindustrie immer höhere Gewinne bescheren.
     
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  10. allina

    allina Bekanntes Mitglied

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    Welche Ursachen auch immer das haben mag, ist so eine Initiative des aQua-Instituts und dessen Partner wie die Agentur deutscher Arztnetze etc., die sich zum Ziel gesetzt hat, die Öffentlichkeit über einen verantwortungsvollen Umgang mit Antibiotika zu informieren, in jedem Fall zu begrüßen und unterstützungswert.

    Ziel dieser Kampagne ist es eben das gerade auch nicht nur die Fachleute sich darüber bewusst werden, dass Antibiotika nicht in jedem Fall angezeigt sind.

    Mara, oft genug sind es auch die Patienten, die inständig den Arzt um Antibiotika bitten. Aber klar, natürlich gibt es auch Ärzte, die schnell Antibiotika verschreiben. Alles nachzulesen in den abstracts dieses Forschungsprojekts (siehe oben).

    Und in Spanien z.B. ist es noch schlimmer. Da kann jeder, obwohl offiziell verschreibungspflichtig, vollkommen selbstverständlich ohne ein Rezept Antibiotika in der Apotheke kaufen. Das ist da der Normalfall. Also zumindest war das so bis 2011.
     
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  11. Resi Ratlos

    Resi Ratlos Guest

    Und wieder grüßt das Murmeltier......:angel:
     
  12. Resi Ratlos

    Resi Ratlos Guest

    allina, das stimmt - nur muss aus dem ersten von Dir genannten Satz ja nicht zwangsläufig der zweite folgen. Jeder Arzt hat eine Wahl: keiner MUSS Antibiotika verschreiben, es sei denn, der Wunsch des Patienten ist ihm Befehl.......ob das (immer) sinnvoll ist, mag jeder selbst entscheiden - ich habe dazu eine klare Meinung ;)
     
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  13. josie16

    josie16 PsA

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    Hallo Kati!
    Das gleich vorab, ich habe das nicht gesagt, daß Du Verschwörungstheorien aufgestellt hast, ich hatte eher das Gefühl, daß das mir unterstellt wird, das ist eben der Unterschied, von geschriebenen und gesprochenen Worten, die Auffassung ist manchmal unterschiedlich und in einem Gespräch kann das gleich ausgeräumt werden.
    Da bin ich ganz bei dir und ich sehe es in meinem Umfeld, wie schnell das Rezept ausgestellt ist, aber wie schon geschrieben wurde, es ist oft auch die Erwartung der Patienten, die der Meinung sind, daß ein bißchen Bettruhe und auskurieren zeitlich nicht machbar ist, allerdings bin ich auch der Meinung, daß das ärztlich seits nicht unterstützt werden muß, wenn der Patient der Meinung ist, er hat keine Zeit krank zu sein

    Das hat nichts mit Angst schüren zu tun, es geht hier um mehr, als um Nebenwirkungen, die im Beipackzettel aufgeführt werden.
    Ich kann mich noch gut daran erinnern, als Musaril und/oder Tetrazepam o.ä Mittel per Rote Hand Brief aus dem Verkehr gezogen wurde und wo es auch keine Alternativen gibt, häufig bei Fibromyalgie das einzige Medikament, das ansatzweise geholfen hat. Sinnigerweise sehen sehr viele Patienten mit dieser Diagnose einen Zusammenhang mit ihrer Erkrankung und mit den Fluorchinolone, die sie zuvor eingenommen haben, über Jahre wurde diesen Patienten mehr oder weniger eingeflüstert, daß da kein Zusammenhang besteht, obwohl es schon längere Zeit bekannt war, daß es Muskel-und Sehnenprobleme/risse gibt, oder neuropathischen Schmerz.
    Trotzdem werden die Fluor..... weiterhin berechtigtweise zum Einsatz kommen, wenn es notwendig ist, aber vielleicht nicht mehr nach dem "Gießkannenprinzip" und dazu gehört auch ein Umdenken bei Patienten
     
  14. allina

    allina Bekanntes Mitglied

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    Apropos Antibiotika. Heute hat mir der Rheumatologewährend des Gesprächs als er las, dass ich allergisch gegen Ciprofloxacin bin, mir erzählt, dass Fluorchinolone vom Markt genommen werden. Ich bin etwas überrascht, bisher war davon noch keine Rede, nur von diesem Rote-Hand-Brief.
     
  15. Resi Ratlos

    Resi Ratlos Guest

    Hier zur besseren Detailkenntnis der Link - der keineswegs alle Fluorchinolone betrifft, sondern eher weniger gängige und in Deutschland nicht zugelassene Substanzen.....

    https://www.bfarm.de/SharedDocs/Risikoinformationen/Pharmakovigilanz/DE/RHB/2019/rhb-fluorchinolone.pdf?__blob=publicationFile&v=3
     
  16. allina

    allina Bekanntes Mitglied

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    Keine Ahnung, mein Rheumatologe meinte heute, dass die gesamte Substanzfruppe vom Markt genommen wird. Ich habe ihn auch nicht darauf angesprochen, sondern er kam darauf, als er las, dass ich gegen Ciprofloxacin allergisch bin. Und er erzählte mir, dass gerade Cirpofloxacin sehr häufig in Deutschland verschrieben worden wäre v.a. gegen Blasenentzündung. Diese Substanzgruppe würde nun in ihrer Gesamtheit vom Markt genommen. Mich hat das sehr überrascht, hatte ich bisher nicht mitbekommen, dass man es vom Markt in Deutschland nehmen will.
     
  17. allina

    allina Bekanntes Mitglied

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    Ach ja und er meinte noch, dass in Deutschland 33 Millionen Tagesdosen Fluorchinolone verschrieben werden.
     
  18. teamplayer

    teamplayer Bekanntes Mitglied

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    • Ciprofloxacin • Levofloxacin • Moxifloxacin • Norfloxacin • Ofloxacin
    Drei oder sogar vier der fünf Wirkstoffe habe ich bekommen, nur Norfloxacin habe ich sicher nicht genommen. Eine Zeit lang mehrfach im Jahr. Ob dadurch meine Probleme mit verursacht wurden/werden, weiß ich nicht. Seinerzeit war die Gabe angemessen. Ich würde mich wieder so entscheiden.
     
  19. allina

    allina Bekanntes Mitglied

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    In der ZDF-Sendung Frontal 21 läuft gerade eine Sendung zum Thema multiresistente Keime und der Antibiotika-Einsatz in der Nutztierhaltung und die daraus entstheenden Folgen. Zudem haben sie Hähnchen aus vielen Discountern in der Uni-Greifswald auf multiresistente Keime untersucht und im Schnitt haben die in 50% des Hähnchenfleisches gefunden. Bei manchen Discountern war 85% des Hähnchens mit multiresistenten Keimen belastet. Das ist auf den massenhaften Antibiotika-Einsatz in der Nutztierhaltung und zwar werden laut dieser Sendung auch die Reserve-Antibiotika eingesetzt.

    Frontal-21 (ZDF) vom 16.04.19:

    https://www.zdf.de/politik/frontal-21/frontal-21-vom-16-april-2019-100.html
     
  20. Maggy63

    Maggy63 Kreativmonster

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    Ironien nahe d. sarkastischen Grenze
    Bei Visite wars auch Thema. Wenn ich das richtig verstanden habe sind die Ärzte wohl jetzt aufgerufen, diese Gruppe Antibiotika bei leichten Infektionen nicht mehr zu verschreiben.
     
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