Wie sieht mich meine Umwelt

Dieses Thema im Forum "Ich bin neu!" wurde erstellt von Norchen, 7. Januar 2019.

  1. Norchen

    Norchen Bekanntes Mitglied

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    Oh ja da habe ich auch Erfahrungen gemacht, mit dem was sende ich aus.. .Vor vielen Jahren saß ich bei meiner damaligen Rheumatologin, hatte bis dahin seit einigen Jahren keine Basis, da sagte ich dann nur den Satz...ich kann nicht mehr die Schmerzen zermürben mich...da sagte sie zu mir...warum haben Sie mir das bisher noch nie sooo deutlich gesagt, ich dachte immer es ist noch alles im Rahmen... ich bin bisher immer davon ausgegangen, das der Arzt weiß das es mir nicht gut geht, sonst wäre ich vermutlich ja auch nicht da...aber ein Arzt kann eben auch nur bis vor die Stirn schauen...
    Letztens bei mir meinem jetzigen Rheumatologen, ich stehe draußen und die Arzthe.ferin unterhält sich mit mir und irgendwas brachte uns dann beide zum lachen, exakt in diesem Moment steht der Arzt hinter mir und sagt, es freut mich das es ihnen schon so viel besser geht. Drinnen sagte ich dann was los ist und nur weil ich mein Glas halb voll betrachte, heißt das ja nicht das es mir immer sofort richtig gut geht. Das Verstand er dann auch, so viel zu dem was ich sende...mein Mann meint dann so aus Scherz, das nächste mal trete ich dir mal kurz vorm Arztbesuch vor das schienbein, dann lachst du nicht und er sieht das es dir schlecht geht...
    Auch das war ne Erfahrung für mich...lachen, heißt es geht dir gut....egal wie schlecht es dir geht...
     
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  2. Chrissi50

    Chrissi50 Bekanntes Mitglied

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    Womit wir wieder bei den Farben sind. Wenn ich grün werden würde, tät mir vielleicht mal einer glauben, wie es mir geht.
     
  3. Tusch

    Tusch Bekanntes Mitglied

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    Moin
    Norchen.. genau so ist es.
    Mir geht das nicht nur beim Arzt so, sondern auch auf der Arbeit.
    Ich bin (fast) immer gut gelaunt, habe für jeden ein offenes Ohr und lache viel und gerne.
    Deswegen wussten viel Kollegen und Chefs auch nicht, dass ich sehr oft unter Schmerzen arbeite und Nur durch die Medikamente meine Frau stehe.
    Das die Medikamente auch Nebenwirkungen haben, Müdigkeit, Konzentrationsschwäche usw. Überspiele ich gerne.
    Zumindest weiß ich langsam, dass es so ist und ich so ticke und kann viel eher die Reissleine ziehen.
    Ich habe z.B. In der letzten reha viel zu wenig „gejammert“ . Das geht dann leider nach hinten los und man wird viel besser eingeschätzt, als es eigentlich ist.
    Wie du schon schreibst, kein Mensch, auch kein Arzt, kann raten, wie es einem wirklich geht.

    Dazu gehört auch, dass ich mich jetzt krankmelde, wenn es nicht geht. Noch vor einem halben Jahr bin ich zum Job, obwohl alle Gelenke dick und schmerzhafte waren. Auch mit Migräne bin ich hin. Sumatriptan macht es schon. Was ich meinem Körper damit an tue, habe ich erst jetzt erkannt.

    Ich wäre sehr dafür, dass jeder chronisch Kranke eine Schulung für den Umgang mit der Erkrankung bekommt, und somit den Rücken gestärkt bekommt.
    In einer Gesellschaft, in der Fitness, Leistung und Gesundheit im Vordergrund steht, ist es so schwer, sich zu gestehen, dass man da Abstriche machen muss.

    Dazu kommt sicher auch, dass ich zu der Generation gehöre, in der krank sein zu Faulheit gezählt wurde. Zumindest in meiner Familie.

    Dazu kann man natürlich unterschiedliche Meinungen haben.

    LG
    Tusch
     
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  4. Resi Ratlos

    Resi Ratlos Guest

    So ist es, Tusch - und es sind auch die "Anderen", die nicht sehen (wollen? können?), dass und wo es fehlt. Und da sind wir dann neben der Selbstfürsorge auch schon wieder bei der gegenseitigen Für-Sorge und Achtung auf und für Andere ;)
     
  5. Tusch

    Tusch Bekanntes Mitglied

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    Resi.. du bringst es auf den Punkt.
    Ich finde auch das ist ein Phänomen unser Zeit. Alles muss schnell gehen, jeder hetzt hinter irgendwas her. Sich die Zeit für Achtsamkeit (für sich selbst und für andere) zu nehmen fällt oft hinten drüber.
    Schade. Mit mehr Achtsamkeit, Fürsorge und Verständnis wäre es sehr viel einfacher und schöner.
     
  6. Resi Ratlos

    Resi Ratlos Guest

    Tusch, das stimmt wohl - aber ich fürchte, das ist heute nicht mehr so drin, wie u.a. wir beide es uns vielleicht vorstellen.
    Der Fisch stinkt ja nicht zuletzt vom Kopf; unsere Gesellschaft belohnt andere "Werte".....
     
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  7. Tusch

    Tusch Bekanntes Mitglied

    Registriert seit:
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    Genauso sehe ich das auch.
    Trotzdem versuche ich persönlich immer so zu leben und handeln. Achtsam und emphatisch.
    Erwarten von anderen? Das tue ich kaum nicht.
    Der stinkende Fischkopf ist leider oft sehr egoistisch
     
  8. Resi Ratlos

    Resi Ratlos Guest

    Anders dürfte es in unseren Berufen kaum gehen; ich habe nicht zuletzt meine Stelle gewechselt, weil ich mir meine "Werte" nicht abkaufen oder kaputtmachen lassen wollte...genau dafür steht aber die zunehmende Fokussierung auf das überwiegend kaufmännische Management im Gesundheitssystem.
    Ich habe kürzlich ein sehr spannendes Symposium dazu besucht: "Die Marginalisierung des Menschen im modernen Gesundheitswesen" - und es ging dabei sowohl um die Hilfsbedürftigen mit oder ohne soziale Absicherung als auch um die Helfer......

    P. S.
    @Susi Schatz: bitte entschuldige den Exkurs - ich habe jetzt fertig und bin ab sofort stumm :azzangel:
     
    #8 7. Januar 2019
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 7. Januar 2019
  9. Ni.Ka

    Ni.Ka Aktives Mitglied

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    Aber dennoch ein spannendes Thema: Wie man sich gibt und wie man sich fühlt. Privat wie beruflich. Ich bin auch jemand, der gerne verdrängt, Hans Dampf in allen Gassen, doch leider muss ich jetzt nach 10 Jahren auch die Reißleine ziehen und habe beruflich erstmal meine Stunden reduziert.
     
  10. O-häsin

    O-häsin Guest

    zur Erinnerung: https://forum.rheuma-online.de/threads/ein-plaedoyer-fuers-jammern.68048/

    Doch auch ich komme eher sachlich-erzählend rüber und kann überdies auch noch lachen, zumal nicht aufgesetzt. Als ich dann mal auf Anraten mit etwas "brüchiger" Stimme sprach, nachdem mir Rituximab wegen PML abgelehnt wurde, Arava mittlerweile jedoch wirkungslos schien, bat ich den Arzt erneut darum. Er möge aber vorher nach dem JC-Virus im Blut suchen, ich würde noch eine Lumbal-Punktion veranlassen. Gute Idee, sagte der Arzt. Er rief das Labor an, welches Röhrchen er dafür nehmen soll. Er nahm also Blut ab .... doch ich bekam weder ein Ergebnis, noch eine Rechnung. Schön wär´s gewesen, er hätte mir mitgeteilt, was ihm dieses -Uni-Labor dazu gesagt hat. So fühlte ich mich, verständlicherweise, nicht ernst genommen, und mein "Schauspiel" war umsonst. So kann´s einem auch gehen:)
     
  11. Tusch

    Tusch Bekanntes Mitglied

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    Danke Resi.
    Gesundheit / Krankheit ist definitiv ein Geschäft.
    Das erleben ich jeden Tag. Sehr frustrierend.
     
  12. Maggy63

    Maggy63 Kreativmonster

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    Ironien nahe d. sarkastischen Grenze
    Es gibt aber auch Mitmenschen, die noch zwischen den Zeilen lesen können und wollen. Mein Gastroenterologe sagte vor ein paar Jahren zu mir : Wissen Sie was, Frau Maggy, ich hab Sie richtig gern. Sie haben immer noch einen Scherz auf den Lippen, auch wenn es Ihnen Schei** geht. Das finde ich richtig toll. Andere haben nichts und jammern Einem die Ohren voll...
    Was sollte ich dazu sagen? Alles Galgenhumor!
     
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  13. Eumel2

    Eumel2 Bekanntes Mitglied

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    Ist mir auch schon passiert, Maggy.........während eines Aufnahmegepräches im Krankenhaus...
    ich flachste so rum.......tolerierte sämtliche Untersuchungen...........da sagte die Ärztin auch. ich bewundere Sie..........daß ich trotz de vielen Krankheiten noch so lieb und optimistisch wäre...
    meine Antwort, daß meine "galgenhumorige" Art bei vielen Ärztem den Eindruck erwecken würde,
    es ginge mir doch gar nicht soo schlecht..................antwortete sie................bleiben Sie bitte so,
    wie sie sind......
     
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  14. Ni.Ka

    Ni.Ka Aktives Mitglied

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    Schleswig-Holstein
    Damit bin ich auch gesegnet, ich habe diesen fiesen schwarzen Humor, auch besonders, wenn es um Rheuma geht. Mein Partner ist auch so trocken, meine Kollegen haben sich mir angepasst, insofern bringen wir manchmal Sprüche, die eigentlich recht böse sind, die aber die Realität wiederspiegeln.

    Ja, ich finde das Thema super interessant. Bei mir, zb, weiß fast niemand, das ich Rheuma habe, ich erzähle es auch nicht, wenn ich Leute neu kennenlerne, das ist meine Privatsache. Nur meine engsten Freunde/Kollegen/Familie haben eine Ahnung davon. Deshalb habe ich halt eine ganz normale Außenwirkung, bin fast immer gut gelaunt, nicht gestresst und mache zu 99% alles mit, auch körperlich anstrengende Dinge. Daher gehen alle bei mir aus, das es ja nicht "Schlimm" ist, was ich habe. Das ich allerdings Infusionen oder Spritzen erhalte und das es das chemische Zeug ist, was mich aufrecht erhält, weiß fast niemand. 4-6 Wochen mal die Therapie unterbrechen und die Welt sieht anders aus. Ich denke nicht, das man mich dann wiedererkennen würde.
     
  15. Chrissi50

    Chrissi50 Bekanntes Mitglied

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    Bei mir wissens alle.
    Schwarzer Humor, Ironie und sogar Sarkasmus begleiten mich schon sehr lange. Aber als es mit meiner Pumpe ernst wurde, verließ mich sogar der Galgenhumor.

    Rheuma merkt man mir nicht an, ich bin auch bei Ärzten - bei der normalen Kontrolluntersuchung - sachlich, interessiert, gutgelaunt und frage, wenn ich was nicht verstehe. Vielleicht ist deshalb unser Verhältnis inzwischen so gut. Anfangs wars nicht so, da kannten wir uns ja noch nicht.
    Aber wehe es geht grad an meine Substanz, also wenn ich wieder unter starken neuen Nebenwirkungen leide, die niemand zuordnen kann, und die mir Angst machen..... Da möchte ich an der Hand genommen werden, und irgendwer soll mich (sinnbildlich) büdde büdde aufn Arm nehmen und aus der Situation rausbringen - wobei ich dann trotzdem noch die Richtung vorgebe. Kontrolle ;)
    Sobald ich die Situation "verstehe" bin ich wieder ich.
     
  16. Dittmarsche

    Dittmarsche Guest

    @Resi Ratlos
    Hej, danke, super!

    Und Folgefrage :) - gibt's da auch so eine Art "Mitschnitt", Zusammenfassung, irgendwas Schriftliches zu?
     
    #16 8. Januar 2019
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 8. Januar 2019
  17. Resi Ratlos

    Resi Ratlos Guest

    Leider nein. Das war ja eine kleine, regionale Veranstaltung. Die Referenten waren sehr beeindruckend, v. a. Prof. Trabert.
     
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