Was ist ein Notfall?

Dieses Thema im Forum "Allgemeines und Begleiterkrankungen" wurde erstellt von Dittmarsche, 15. Oktober 2017.

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  1. Dittmarsche

    Dittmarsche Guest

    Ich würde mal gerne - inspiriert aus einem Nachbarthread - wissen, was eigentlich ein Notfall ist?
    Ab wann ist was ein Notfall?
    Was ist ein rheumatischer Notfall?

    Wie ist da die korrekte Definition?

    In den Medien wird ja auch berichtet und beklagt, dass 1.Hilfe-Stellen blockiert sind von Leuten, die ihre Erkältung oder chronische Sachen da hintragen.

    Nun ging es ja im Nachbarthread wohl eher um "Überweisung in Spezialambulanz", weniger um 1.Hilfe (?). Insofern also eine Sowohl-Alsauch-Frage.

    Ich musste mal in die 1.Hilfe, da ich einen ziemlichen Blutverlust hatte durch Unfall. Soweit war das klar und wohl kein Zweifelsfall. Anderntags und -ort aber z.B. bin ich mal umgekippt in einem Geschäft. Das rief die Jungs vom NRW. Bis dahin war ich aber längst völlig wieder da und wollte eigentlich da nicht mit, die bestanden aber drauf, mich mitzunehmen :).
    Das war mir eher peinlich und ich bin da mit der schwammigen Aussage "Synkope" kurz drauf wieder abgeschwirrt. Ob das nun sinnlos war oder aber Not-wendig, ist dann halt so die Frage.

    Wie also geht man im Zweifels-Fall also vor?

    Und ab wann wird was ein Notfall, der die Überweisung in Spezialambulanz zwangsläufig macht?

    Gerne Links zu sachdienlichen und offiziellen Stellen!
     
  2. autotoxicus

    autotoxicus Mitglied

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    Erstmal muss man "Notfall für Wem?" unterscheiden. Ein Notfall für die 112 ist etwas ganz anderes als ein Notfall für einen Facharzt.

    Als zweites bleibt da Durchaus unklarer Definitionsspielraum.
    Für die 112 sind eigentlich nur lebensbedrohliche Lagen und Unfälle. Zum Beispiel Gallenkoliken sind eigentlich erst ein Fall für sie 112 wenn die Gallenblase bereits perforiert ist, aber woher will man wissen wenn das der Fall ist?

    Wie man da im Zweifelsfall vorgeht, keine Ahnung. Ich war vor kurzen in der Lage schon zum wiederholten male Nachts mich vor Nervenschmerzen gedrängt zu fühlen aus dem Fenster zu springen (hatte ernsthaft Angst vor einer entsprechenden Kurzschlusshandlung, zumal ich 2.OG nicht wirklich als sichere Sache sehe), ich schätze in dem Fall muss ich das erst umsetzen bevor ich die 112 rufen darf.
    Darf ich wenn es mir wieder besser geht deswegen in die Notaufnahme fahren? Kassenärztlicher Notdienst? Hochdruck bei der armen Sprechstundenschwester beim einem entsprechenden Facharzt machen, damit sie eine Entscheidung trifft die sie eigentlich nicht tragen kann? Oder gleich absurder Weise zum Psychiater, der mir dann einen Termin in 8-10 Monaten gibt und ja letztendlich die Folgen behandeln will und nicht die Ursache?
    In solchen Situation soll man sich Hilfe suchen, ja aber wo?

    Das war so ganz klar richtig, in solchen Fällen wenn die Menschen in deiner Umgebung nicht beurteilen können was mit dir los ist immer die 112.
     
  3. nordlicht hb

    nordlicht hb Mitglied

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    Hallo,
    im letzten Jahr hatte ich zum ersten Mal ganz schlimme Bein (Nerven)-Schmerzen. Das war dann so schlimm, dass ich bei der Arbeit umgekippt bin. Mein Arbeitgeber hat sofort den Notarzt gerufen, obwohl ich auch schon wieder bei Sinnen war. Der Notarzt hat mir dann nur noch empfohlen, direkt zum Hausarzt zu gehen. Das habe ich auch gemacht, habe ihm von den Beinschmerzen erzählt. Sein Kommentar dazu war nur "davon stirbt man nicht" und er hat mir eine Überweisung für einen Neurologen ausgestellt. Habe im Umkreis von 60 km einen Neurologen gesucht, der nicht erst einen Termin in 9 Monaten hat! Vergebens! Nach einer schlaflosen, schmerzhaften Nacht habe ich am nächsten Tag eine Klinik mit Neurologie im Internet rausgesucht und bin dort einfach in die Notfallambulanz. Dort sagten mir die Ärzte, es war absolut richtig zur Notfallambulanz zu kommen, denn denen ist bekannt, dass man kurzfristig nirgends einen Neurologietermin bekommt. Ich wurde dann ein paar Tage später stationär in die Neurologie aufgenommen.
    Ach ja, meinen Hausarzt habe ich gewechselt, jetzt habe ich einen ganz tollen, verständnisvollen Hausarzt:)
     
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  4. moi66

    moi66 Aktives Mitglied

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    Als Notfall gilt jede (unvorhergesehene) Situation, in der eine drohende Gefährdung für Sachen, Tiere oder die körperliche Unversehrtheit von Menschen eintritt.
    ...
    Als medizinische Notfälle gelten im Rettungswesen insbesondere solche Fälle, bei denen es zu einer bedrohlichen Störung der Vitalparameter Bewusstsein, Atmung und Kreislauf oder der Funktionskreisläufe Wasser-Elektrolyt-Haushalt, Säure-Basen-Haushalt, Temperaturhaushalt und Stoffwechsel kommt. Ohne sofortige Hilfeleistung sind erhebliche gesundheitliche Schäden oder der Tod des Patienten zu befürchten. Im Mittelpunkt der Ersten Hilfe steht die Sicherstellung der Vitalfunktionen (Bewusstsein, Atmung und Kreislauf).
    Im weiteren Sinne fasst man auch psychische Notsituationen wie beispielsweise Selbsttötungsabsichten oder Psychosen sowie Gewalt unter den medizinischen Notfall-Begriff (siehe auch: Psychiatrische Krise)....
    (Quelle: Wikipedia)
    Das definiert für mich, wofür 112 gerufen werden sollte. Nach dieser Definition gibt es aber keine Notfall-Überweisung zu einem Facharzt - soviel Zeit hätten wir dann nämlich nicht mehr.
    Die Entscheidung, wann man in eine Notfallsprechstunde geht, ist da schon viel weniger klar. Für mich ist es ein Zustand, den ich nicht bis zur nächsten regulären Sprechstunde ertragen kann. Und das kann für mich ganz anders aussehen als für andere.
    Nochmal Wikipedia:
    Ärztlicher Notdienst (ÄND), auch Allgemeinmedizinischer Bereitschaftsdienst, Ärztlicher Bereitschaftsdienst, Ärztenotdienst, in Deutschland auch Kassenärztlicher Notdienst oder Kassenärztlicher Bereitschaftsdienst (KAB), in Österreich Ärztefunkdienst (ÄFD), im internationalen Sprachgebrauch standby duty genannt, ist eine Vertretung des behandelnden Arztes oder des Hausarztes außerhalb der üblichen Sprechzeiten und ist für Erkrankungen gedacht, deren Behandlung nicht bis zum nächsten Werktag warten kann.

    Der Ärztliche Notdienst behandelt Patienten, deren Erkrankung zu dringend ist, um bis zur nächsten regelmäßigen Sprechstunde eines Arztes zu warten, aber nicht so dringend, dass die Benachrichtigung des Rettungsdienstes nötig wäre. Oft wird der ärztliche Notdienst von niedergelassenen Ärzten geleistet.
     
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  5. Mara1963

    Mara1963 Guest

    leider wird der ärztliche Notdienst zu oft missbraucht; das ist verantwortungslos gegenüber Patienten die wirklich eine Not haben.
    Es kommen halt auch Leute in die Notfallambulanz, denen das grad mal einfällt wegen kleiner Beschwerden und es werden immer mehr und deshalb gibt es dort Engpässe.
     
  6. O-häsin

    O-häsin Guest

    Mara, es werden auch ein paar Leute dabei sein, die Symptome nicht mehr länger aushalten wollen/können und keinen zeitnahen Termin bei Hausarzt bekommen.
    Sicher gibt es auch welche, die ihr Verhalten nicht hinterfragen und nicht daran denken, dass sie die Ambulanz für wichtigere Anliegen anderer blockieren.
    Vor zig Jahren lag ich mal im KH mit einem seit Tagen geröteten, dicken Strang am Bein und bekam nachts ganz schlimme Schmerzen im Oberschenkel. Der Arzt hatte gemeint: Thrombose? Das kriegen nur Korpulente. Und dazu gehörte ich ja nicht. Damals dachte ich mir also, den Arzt nicht deswegen von den Kranken wegzuholen. Am nächsten Tag stellte man eine tiefe Bein- und Beckenvenenthrombose fest. Das würde ich heute -aus Erfahrung des Alters;-) anders machen.
    Vor Jahren hatte ich einen durch MRT gesicherten Bandscheibenvorfall und konnte vor Schmerzen nicht sitzen, stehen oder liegen bleiben, und bekam einen Termin in 4 Wochen, um Schmerzmittel zu bekommen. Das war schon der schnelle Termin für Privatversicherte, wovon man immer im TV hört.
    Da kann ich manchen verstehen, der sich zum Ärztlichen Notdienst begibt.
    Aber Du hast natürlich recht, es denken alle (in diesem Falle manche) nur an sich -nur ich denk an mich;-))
    LG o-häsin
     
    #6 15. Oktober 2017
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 15. Oktober 2017
  7. kukana

    kukana in memoriam †

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    Hallo,
    notfallmässig kann man bei seinen Fachärzten auch ohne Termin aufschlagen, muss dann halt warten. Bei meinem Orthopäden oder Augenarzt kann man generell vor 8Uhr ungeplant in die Sprechstunde. Bei einem Radiologen bekam ich einen Notfalltermin für den nächsten Tag zwecks Spritze unter einem CT.
    Bei Schmerzen die man die Woche über hatte und die am Wochenende schlimmer wurden- da frage ich mich warum man nicht eher zum Arzt gehen konnte?
    Bei Unfällen 112 anrufen ist richtig. Bei Wegeunfällen auf dem Weg zur Arbeit ist man sogar dazu gezwungen seitens der Berufsgenossenschaften, bei denen sind Wegeunfälle und evtl. daraus resultierende Rentenansprüche abgedeckt.
    LG Kukana
     
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  8. autotoxicus

    autotoxicus Mitglied

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    Hausarzt sollte im Normalfall ja nicht das Problem sein, da kann ja im Normalfall auch unagemeldet ankommen, aber im Zweifelsfall hat der gar nicht die Möglichkeiten einem zu helfen und man braucht schon einen Facharzt.

    Ja, wenn das in der Praxis so einfach wäre. Wenn man bisher bei keinen entsprechenden Facharzt in Behandlung war schicken die einen weg mit "Waren sie schonmal bei uns? Nein? Dann gehen sie bitte zu einem anderen Arzt.". Ich hatte vor 14 Jahren mal Metallspäne im Auge feststecken (mehrere Tage warten ist da natürlich nicht drin, denn das würde sich entzünden), zwei Augenärzte haben mich weggeschickt "Ich solle es woanders versuchen", wenn der dritte auch abgesagt hätte hatten wir dann schon geplant dann halt die Notaufnahme zu fahren, man kann ja nicht zig Ärzte anfahren denn irgendwann schließen die ja auch.

    Ich habe erstmal nur zwei erreicht die mir bloß die Auskunft gegeben haben, dass sie keine Neupatienten mehr annehmen würden. Am nächsten Morgen nach einer sehr wenig Schlaf und vielen Stunden Wachliegen direkt nach dem Aufstehen (potentiell zum Glück entsprechen verpeilt und fertig) beim nächsten Neurologen angerufen und da gab immerhin Termine eigentlich Termine ab Januar (also reichlich 3 Monate, schonmal gut) und sogar Anfang November einen Termin gekriegt. Zu dem Zeitpunkt war ich zwar sehr dankbar dafür aber auch nicht so sicher ob ich das durchhalte, aber mittlerweile vermeide ich möglichst jeden Stress (auf Dauer auch nicht so wirklich ein Zustand) und hab auch noch Helmkrautextrakt (pflanzliches Beruhigungsmittel was scheinbar ganz gut hilft) und bin so jetzt doch zuversichtlich das es geht. Falls nicht weiß ich ja jetzt immerhin, dass die Uniklinik eine mögliche Option ist.
     
  9. Dittmarsche

    Dittmarsche Guest

    Vielen Dank für Eure Antworten und die rege Beteiligung.
    Man merkt ja doch schnell, dass das mit dem "Notfall" keine so einfache Sache ist, zumal für den Laien. Zeigt sich ja sehr anschaulich an der Beschreibung mit dem Bein bei @O-häsin.

    Kukana, vielleicht genau deswegen, weil man etwas nicht einschätzen kann und dann - z.B., weil man eben nicht unnötigerweise eine 1.Hilfe aufsuchen möchte und diese blockieren für vermeindlich wichtigere Fälle - erst einmal abwartet, wie sich das entwickelt. Dann wird eben Vieles besser, aber manches halt auch schlimmer. Bis es dann eben irgendwann nicht mehr geht. Und Verläufe müssen ja nun auch nicht geradlinig sein.

    Ich habe übrigens auch einmal in einer 1.Hilfe angerufen, um genau das von denen einschätzen zu lassen. Da ging es darum, ob die Symptomatik vom Herz herrührt oder anderswo her (Speiseröhre). Natürlich haben die gesagt "wenn Sie sich unsicher sind, kommen Sie vorbei", haben mich aber bereits am Telefon schon ziemlich beruhigen können, dass das sich eher nicht nach Herz anhört (andere Symptome abgefragt). Letztlich bin ich zuhause geblieben.
    Da stelle ich mir die Frage, ob nicht genau solch ein ärztlicher Telefondienst (oder mit anderen Fachkräften) evt. im Vorfeld schon mal bisschen "vorsortieren" könnte. Manchmal hilft ja auch schon die reine Beruhigung, damit die Symptomatik sich nicht durch Panik weiter verstärkt oder der Hinweis -am bestenmit direkter Weiterleitung - an andere Dienste wie z.B. den ärztlichen Bereitschaftsdienst. (Frage: gibt es eigentlich neben den Telefonseelsorgen auch einen mobilen seelischen/psychiatrischen Bereitschaftsdienst?)

    Wie das aber dann so mit der rechtlichen Frage aussieht, ist ja wieder eine ganz andere Sache. Würde mich dann übrigens auch mal im Falle "Arzt schickt nicht weiter in Fachambulanz" interessieren. Was, wenn sich der Fall dann letztlich doch als etwas herausstellt, was in einer Fachambulanz besser aufgehoben wäre?
    (Ich bin mir z.B. absolut sicher, dass mein Hausarzt mich nie mit meiner Urtikaria in eine solche überwiesen hätte, die Hautärztin hat's aber getan. Und ohne das wäre ich heute nicht bei "Mischkollagenose"! - ok, ob das nun gut oder schlecht ist, lassen wir an dieser Stelle mal eine nicht weiter zu vertiefende philosophische Frage sein :) )

    @autotoxicus: aber genau das ist doch eines der Probleme bei der Notfallfrage, nämlich dass die Einschätzung, ob man nun einen Facharzt oder gar ein Spezialambulanz braucht, bei Patient und Arzt ziemlich auseinanderliegen kann! Wobei mir wichtig ist, diese jeweilige Einschätzung nicht zu werten.
    Der Arzt hat natürlich mehr Fachwissen, aber der Patient ist derjenige, der in seinem Körper drinsteckt. Also viel "näher dran" am Geschehen - was gut und schlecht zugleich ist.

    Also mit Metall im Auge wäre ich wahrscheinlich schon zu einer Notfallsprechstunde oder -ambulanz! (Meine Augen sind mit heilig. Und da schon das nächste Thema: jeder Mensch ist an anderer Stelle individuell ängstlich.)

    Es ist und bleibt wohl nicht so leicht mit dem "Notfall". Vor allem bei chronischen Geschichten.
     
  10. Maggy63

    Maggy63 Kreativmonster

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    Das halte ich für gefährlich. Nicht Jeder ist in der Lage, konkret zu benennen, was sein Problem ist. Gerade ältere Menschen neigen dazu, gesundheitliche Probleme herunterzuspielen und ich denke, da würde dann so mancher Herzinfarkt zuhause liegen bleiben.
     
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  11. Maggy63

    Maggy63 Kreativmonster

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    Ich denke, für Einen selbst ist ein Notfall die Situation, in der man sich selbst nicht mehr zu helfen weiß.
    Bei uns gibt es den ärztlichen Notdienst, der ist direkt neben der Notaufnahme angesiedelt. So kann direkt schon vorsortiert werden, welcher Anlaufpunkt für den Patienten der Richtige ist. Dadurch wird dem Notdienst Luft gemacht für diejenigen, die auch wirklich Notfälle im Sinne von lebensbedrohlich sind.

    Man sollte auf keinen Fall auf den Notdienst verzichten in der Meinung, Anderes hätten Wichtigeres und man selbst würde deshalb die Zeiten mit seinen Wehwehchen nicht blockieren wollen. Man selbst kann nicht immer abschätzen, ob es wirklich ein medizinischer Notfall ist oder nicht.
    Als Beispiel nur mal der weibliche Herzinfarkt. Der stellt sich oft nur als 'Magenproblem mit Übelkeit' dar. Wer da das Wochenende abwartet, hat unter Umständen schon verloren.

    Was die Leute betrifft, die wegen Schnupfen die Notaufnahmen bevölkern, da gibt es zweierlei. Die Einen, die keine Lust haben, auf einen Termin zu warten und diejenigen, die aus ihrer Heimat den niedergelassenen Arzt nicht kennen, weil es dort nur Ambulanzen gibt. Da fehlt meiner Meinung nach die Information, für wen die Notaufnahmen eigentlich gedacht sind.
     
  12. Resi Ratlos

    Resi Ratlos Guest

    moi66 hat es mit offiziellen Definitionen (was nichts Anderes als Festlegungen heißt) eher neutral dargestellt.

    Maggy hat dazu m. E. schon viel Richtiges gesagt, kukana übrigens auch.

    Ich würde - stark vereinfacht - differenzieren in subjektiven Notfall (das ist immer dann, wenn jemand das Gefühl hat, es bestehe akute Not) und medizinischen Notfall.
    Das ist bei Weitem nicht das Gleiche.

    Es gibt z. B. medizinische Notfälle, die subjektiv gar nicht als solche oder zumindest als gänzlich anders gelagerte wahrgenommen werden.
    Es gibt gefühlte Notfälle, die hochdramatisch wahrgenommen werden und letztlich einer einfachen Lösung zugeführt werden können; abgesehen davon gibt es riesige Unterschiede in der Wahrnehmung von Schmerzen, die zu einer großen Diskrepanz zwischen real brisanter Situation und geringem Leidensdruck oder umgekehrt real ungefährliche Situationen mit hohem Leidensdruck und großen Ängsten führen.
    Dazwischen ist viiiiiel Raum für Variationen.....

    Zugegeben ist da die "Vorauswahl" nicht ganz einfach.

    Sicher ist es kein Notfall, wenn jemand nach einem langen Shopping die 112 anruft, weil sie oder er sich nicht mehr in der Lage fühlt, ohne fremde Hilfe den Heimweg zu schaffen (das gibt es!!). Sicher ist es auch kein Notfall, wenn jemand sich das Geld für das Taxi in die Notfallzentrale sparen will und deshalb die 112 ruft (auch das gibt es!).
    Es war zu Zeiten der Praxisgebühr gängig, in der Notaufnahme aufzuschlagen mit hausarzttauglichen Beschwerden und dem kühlen Kalkül, dort die Praxisgebühr nicht zahlen zu müssen. Bei Entlassung führte das sehr oft zu deutlichen Unmutsäußerungen ob des Irrtums......

    Eine telefonische "Körpersorge" (analog zur Seelsorge) mag zunächst eine charmante Idee sein, birgt aber Risiken: durchs Telefon und durch die Hose gibt es keine Diagnose - altes Sprichwort aus eingeweihten Kreisen :D
    Einschränkend: zumindest keine bis dato unbekannte ;)

    Mein Fazit: einen Notfall kann man definieren (mehr oder weniger), aber dennoch bleibt viel Spielraum für Dichtung und Deutung - und da wir das Land der Dichter und Deuter sind und Eigenverantwortung der Betroffenen ebenso wenig gefördert wird wie Prävention, wird sich wenig an der Inanspruchnahme von Notfalleinrichtungen ändern.
    Das Vorgehen dort indes unterliegt gerade - zumindest in meinem Umfeld - einem radikalen Wandel, nicht zuletzt verursacht durch pekuniäre Zwänge, die politisch inspiriert und gesteuert IMMER die Leistungserbringer in die Pflicht nehmen und bestrafen.
     
  13. Rotkaeppchen

    Rotkaeppchen Bekanntes Mitglied

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    In der Medizin wird als Notfall jede Situation eines Patienten bezeichnet, die ohne sofortige medizinische Behandlung zu schweren bleibenden Schäden oder dem Tod führt und oft elementare Lebensfunktionen einschränkt. Zu solchen Notfällen zählen unter anderem Vergiftungen, schwere Verletzungen oder akute Krankheiten.

    In meinem Ehrenamt habe ich öfter mal mit Rettungsdienstlern zu tun, was die manchmal erzählen, da sträuben sich bei mir die Nackenhaare. Beispiel: Eine Patientin mit gepackter Tasche und Krankenhauseinweisung wegen Gallenkoliken rief die 112, weil sich ein Taxi zu rufen ihr zu umständlich und die Taxifahrt an sich zu teuer war.
     
  14. Birte

    Birte Bekanntes Mitglied

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    Also hier in der Notaufnahme der Uni-Klinik ist die Wartezeit enorm, wenn man nicht gerade stark blutet oder deutliche Herzinfarkt-/Schlaganfall-Symptome zeigt. Da muss einem schon sehr langweilig sein, um das ohne Not zu tun.

    Ein Notfall ist für mich, wenn ich an mir oder Personen in meinem Umfeld besorgniserregende Symptome bemerke. Das können lang anhaltende sehr starke Bauchschmerzen sein, neurologische Ausfallerscheinungen oder aber auch eine Verletzung. Ich persönlich kann nach einem Sturz nicht reingucken und weiß auch nicht, ob es jetzt noch bis zum nächsten Tag Zeit hätte. Dass man da zur Sicherheit lieber zum Röntgen in die Notaufnahme fährt als am nächsten Tag zum Hausarzt, Überweisung holen, dann zum Orthopäden, ggf. dann noch weiter zum Radiologen, ist doch verständlich.

    Rheumatologisch gesehen ist für mich ein Notfall, wenn die Schmerzen so stark wären, dass ich nicht mehr in der Lage wäre, die Toilette und die Wohnungstür zu erreichen und meine Schmerzmittel nicht anschlagen würden. Alles andere hätte meiner Ansicht nach Zeit bis zum nächsten Tag. Ich habe aber auch keine Organbeteiligung - in dem Fall sähe die Sache möglicherweise anders aus.
     
  15. Resi Ratlos

    Resi Ratlos Guest

    Birte, keine Frage, dass starke Schmerzen mit eingeschränkter Mobilität dringend sind - keine Frage auch, dass manchmal nach einem Sturz eine ärztliche Untersuchung erforderlich ist. Ob das immer sofort geschehen und mit Röntgenaufnahmen ergänzt werden muss, darüber kann man geteilter Ansicht sein, entscheidet aber im Ernstfall der betroffene Mensch.
    U.a. deshalb entstehen große Wartezeiten - jeder ist sein eigener "Notfall", es kommt darauf an, was mensch selbst als NOT definiert.

    Natürlich müssen neurologische Ausfälle und neu aufgetretene, anhaltende Bauchschmerzen ernst genommen und ggf. abgeklärt werden.
    Selbstredend kann der Herzinfarkt nicht bis morgen warten - und die Hirnblutung, der Magendurchbruch oder die akute Blinddarmentzündung auch nicht.
    Trotzdem ist nicht jeder gefühlte "Notfall" ein echter - und da liegt der Hase im Pfeffer.
    Das zu differenzieren liegt dann im Auge des (meist ärztlichen) Beschauers.
     
  16. Resi Ratlos

    Resi Ratlos Guest

    Rotkaeppchen,

    wir sind uns einig; das konsequent angewendet (das methodische Vorgehen ist dann schon wieder der Knackpunkt), und die Notaufnahmen sind deutlich leerer.....
     
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  17. kukana

    kukana in memoriam †

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    OK - nun gibt es aber Fälle wie bei mir, nach Wegeunfall auf dem Weg zur Arbeit, dass ich dank der Berufsgenossenschaft und derer Vorgaben weiterhin in der Notfallambulanz behandelt werden muss. D.h. ich sitze zwischen allen die wirklich einen Notfall haben, akute Stürze, gebrochene Beine etc. und warte eben. Habe zwar einen Termin aber akut geht immer vor ambulanten Nachsorgen.

    Da mecker ich auch nicht herum wenn ich dann mal 3-4 Std. dort mit Wartezeit verbringen muss. Auch akute Patienten die dann zum Röntgen geschickt wurden, kommen vor mir dran wenn sie von dort innerhalb des Hauses wieder zurück sind. Hat man das System einmal durchschaut dann holt man sich Termine die weniger belastet sind, denn seltsamerweise knautschte es sich morgens, aber mittags wurde es leerer. Wohl auch weil dann doch mehr direkt zum Hausarzt gingen? Mehr Unfälle eben morgens auf dem Berufs- oder Schulweg passieren?

    Insgesamt war ich 2x pro Woche da am Anfang, später 1x insgesamt fast 8 Wochen bis ich die Erlaubnis bekam wieder zu arbeiten.

    Diese Fälle wo die Berufsgenossenschaften mit involviert sind, sitzen dann auch im Wartebereich und es sieht von aussen so aus als ob die ja gar nichts akut behandelbares haben. Ist aber so Vorschrift.
     
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  18. Dittmarsche

    Dittmarsche Guest

    @Resi Ratlos
    Wie sähe denn aus Deiner Sicht eine gute oder sogar optimale Lösung aus?
    Es gibt ja wohl den hier auch schon beschriebenen Ansatz mit den Notambulanzen (also parallel zu 1.Hilfe, wenn ich das richtig verstanden habe. Ich kenne das selber live noch nicht), wo dann die hin sollen, bei denen das eben kein 1.Hilfe-Fall im Sinne von "lebensbedrohlich" ist.

    @Maggy63
    nun stelle ich mir vor meinem geistigen Auge vor, wie tausende von Frauen mit "Magenproblemen und Übelkeit" die Notaufnahmen bevölkern.... :)

    @Birte
    wirklich alles, was Du da beschreibst, habe ich ziemlich regelmäßig (abgesehen mal von den starken Rheumaschmerzen, mit denen ich nicht mehr zur Toilette oder Haustüre komme. Das kenne ich nur aus den Schüben. Aber ersatzweise habe ich ja den Menière, der dann im Ergebnis dasselbe bewirkt).
    Die neurologischen Ausfälle ähneln bis gleichen bei mir (leichten?mittleren?)Schlaganfällen. Neulich war ich mal so Probe-Übe-Patientin vor einem Trupp Mediziner, wo ich dann gefragt wurde, ob ich denn damit in die 1.Hilfe fahre. Innerlich musste ich wirklich lachen. Denn wenn ich wirklich jedes Mal damit (oder mit den anderen von Dir beschriebenen Symptomatiken) in die 1.Hilfe fahren würde, hätte ich kein anderes Hobby mehr und das bereits seit Jahrzehnten! Einmal war zufällig ein Bekannter zu Besuch von weiter weg, als so ein Anfall passierte. DER hat mich dann dann zur 1. Hilfe gebracht. Ich versuchte mich zwar zu drücken, was aber in dem jeweiligen Zustand auch ein schwieriges Unterfangen (weil z.B. Sprachstörungen...). Wie auch immer, dort vergingen Stunden, die für mich blanker Horror in dem Zustand sind. ICH weiß ja, dass das meistens sich wieder gibt, ok, manchmal dauerts zwei Tage. Aber gut, es gibt ja im MRT was zu sehen. Was heißt: sehr wohl, wenn ich eben NICHT jedes Mal da irgendwie in eine 1. Hilfe gelange (Taxifahrten in der Häufigkeit kann ich mir unmöglich leisten! Das sei mal zum Thema "Anfahrt" noch erwähnt, wobei ich nicht mal auf 112 käme - u.a. auch, weil dies Nummer in diesem speziellen Bewusstseins-Zustand eh nicht zwangsläufig parat und bereits "Telefonieren" die erste Hürde.), wird mir unter Umständen halt der (nächste?) Schlaganfall "durchrutschen" und unter Umständen dann auch mit nicht "nach 2 Tagen vorbei".
    Und ich fahre grundsätzlich damit NICHT in eine 1. Hilfe. Das beschrieben Mal war eine einzigartige Ausnahme!

    Aber wir haben da ja noch das Thema "NOT-wendige Überweisung zu Fachambulanz". Wo Patient der Meinung ist, ich muss/möchte in eine Klinikambulanz, Hausarzt (z.B.) aber meint, nö, sieht er nicht so. Dann wird Patient ggf. immer panischer wg. Symptomatik und immer unzufriedener mit Hausarzt, weil der nicht das tut, was aber Patient möchte(und "beruhigt"), Hausarzt aber fühlt sich da wahrscheinlich auch nicht gerade wohl.
    Ich denke, es ist einfach auch das alte Lied mit dem "sich nicht ernst genommen" fühle
     
  19. autotoxicus

    autotoxicus Mitglied

    Registriert seit:
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    Also ich kenne das nur so das man nach einem Arbeits- oder Wegeunfall möglichst noch am selben Tag zu einem Durchgangsarzt muss.
     
  20. kukana

    kukana in memoriam †

    Registriert seit:
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    Genau, und der sass bei mir in der Notfallambulanz. War auch in der Firma so ausgeschrieben.
     
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