tod

Dieses Thema im Forum "Kaffeeklatsch" wurde erstellt von caliban, 21. Juli 2014.

  1. caliban

    Gesperrter Benutzer

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    Wie macht ihr das? Vor etwas mehr als einem jahr ist meine beste freundin gestorben. Nicht überraschend, weil der Krebs nicht mehr aufzuhalten war. Sie damit auch nicht mehr. Sie hat nicht gehen wollen. Schon wegen ihrer tochter nicht. Aber nicht nur. Meine freundin war schauspielerin. Die meisten von euch haben sie schon mal gesehen. Gegen ende hat sie einen kurzfilm gedreht. Das thema: freundschaft und tod. Ich habe den fehler begangen, mir den film vor kurzem angesehen zu haben. Nach langem zögern. Ein fehler, wie gesagt. Ich habe, glaube ich, kein grosses problem mit meiner eigenen endlichkeit. Aber das Gehen von meinen wichtigsten beziehungen... Nun... Meine katze wird auch bald gehen. Wie macht ihr das. Wie geht ihr mit dem Gehen um?
     
  2. Mupfel

    Mupfel seropositive RA u. Fibro

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    Ich habe vor vier Jahren meinen Vater verloren.
    Sein Tod hat mir den Boden unter den Füßen weggezogen.

    Noch heute versuche ich, den Verlust zu verkraften.
    Ich trauere, immer noch mit meiner ganzen Seele. Ich weine, wenn ich weinen muss und ich versuche, es auszuhalten.

    Und ich verstecke meine Gefühle nicht, wäre auch kaum möglich, da ich schon beim Gedanken an ihn anfange zu weinen. Auch wenn ich mit fremden Menschen zusammen bin.

    Ich schäme mich meiner Gefühle nicht.
     
  3. caliban

    Gesperrter Benutzer

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    Ich weiss nicht, wie alt dein vater war, oder woran er gestorben ist. Und ich denke, beides hat keine grosse wichtigkeit. Und ich denke auch , das Deine gleichgültigkeit was andere denken wenn du weinst, recht gesund ist. Auf englisch sagt man: time is a healer. Ich weiss nicht genau auf deutsch... Zeit heilt? Ich glaube eher das ist eine frage der gewöhnung. Es heilt nicht, aber man arrangiert sich. Das problem bleibt.
     
  4. Maggy63

    Maggy63 Kreativmonster

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    Ironien nahe d. sarkastischen Grenze
    Es heisst: die Zeit heilt alle Wunden...

    Ja, irgendwie schon. Das Leben geht weiter.

    Das Trauerjahr hat seinen Namen nicht von ungefähr.
    Man muss erstmal da durch: Feiertage, Geburtstage, besondere Tage halt - die muss man erst mal für sich quasi neu erleben. Ohne den Partner. Oder Elternteil/Geschwister, Hund oder Katz...

    Der Schmerz wird irgendwann weniger, ganz weg geht er selten. Man erinnert sich und wird wieder traurig.
    Das ist normal und gehört dazu.

    Irgendwann kommt dann der Moment, an dem man sich erinnern kann, ohne weinen zu müssen.
    Und irgendwann erzählt man gern Anekdoten aus der gemeinsamen Zeit.
    Mit und ohne Wehmut.

    Ganz wichtig - du musst die Trauer zulassen. Nur dann bist du in der Lage, den Verlust zu verarbeiten und weiter in die Zukunft blicken zu können.

    Das gilt für alle Verluste. Und wenns der geliebte Goldfisch ist.

    Ich hab schon öfter gehört: ach, wegen dem 'Viech', oder: war doch 'nur' ne Arbeitskollegin...
    Egal.
    Jeder, der geht, ist es wert, betrauert zu werden.
    Meine Meinung.
     
  5. Maggy63

    Maggy63 Kreativmonster

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    Ironien nahe d. sarkastischen Grenze
    Was mir z.B. nach 7 Jahren immer noch sehr weh tut ist der Tod von meinem Finchen.
    Als Katzenbaby von mir mit der Flasche aufgezogen (Tag und Nacht und im Büro) und mit knapp 3 Jahren von irgendeinem Riesenarschloch überfahren und liegengelassen worden.
    Direkt vor unserem Haus.
    Ich hab 'mein Kind' tot von der Straße geholt.
    Ja, das war mein Kind und mein Herz tut heute noch unsäglich weh...
     
  6. Ducky

    Ducky † 3.2.22

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    hallo maggy,

    kann das gut nachvollziehen.

    mein "kleiner " kaya war auch noch nicht alt.

    ich habe früher ratten gehabt und die leben nicht wirklich lange und die schnellen abschiede waren nicht gut.

    katzen hatten wir früher zu hause und so fanden 2 bei mir ein zu hause.
    leider starb der eine schon nach 5 jahren :(
    das war 2012
    jährt sich im nächsten monat :(
    ich wollte damals eine collage basteln. genügend fotos habe ich auch ausgedruckt aber irgendwie...
    keine ahnung.
    habe noch viel bilder auf meinem handy


    caliban,
    einen partner zu verlieren oder einen "mir" nahen angehörigen habe ich bisher, gott sei dank, nicht erleben müssen.
    es sind zwar auch nahe verwandte gestorben, aber irgendwie hm, war es nur kurz traurig für mich.

    euch beiden alles liebe

    manchen helfen ja rituale
     
  7. tina71

    tina71 Mitglied

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    Hallo, Caliban und alle,

    eines ist nunmal gewiss - das Leben ist endlich. Wir alle müssen irgendwann sterben.
    Schmerzhaft ist es, einen geliebten Menschen beim Sterben zusehen zu müssen, vor allem, wenn es sich über einen längeren Zeitraum hinzieht.
    Besonders leidvoll ist es, wenn es Menschen sind, die eigentlich noch viel zu jung zum Sterben sind und "mitten im Leben stehen", die kleine Kinder hinterlassen, in deren traurige Augen man blickt.
    Eltern zu verlieren ist der letzte ganz große und - meistens - sehr schmerzhafte Schritt - erwachsen zu werden.

    In den letzten sechs Jahren sind meine Mutter ( 68 ), meine drei Onkel ( 58, 71, 68 ), zwei Tanten ( 70, 78 ) und mein Cousin ( 39 ) gestorben. Niemals war der Tod leicht...

    Ich habe festgestellt, dass es leichter ist, den Tod zu akzeptieren, wenn ein Mensch ein "gelebtes Leben" hatte, nicht nur, aber auch, an Jahren.
    Mit dem frühen Tod meines Cousins, mit dem ich zusammen in einer Großfamilie aufgewachsen bin, komme ich immer noch nicht zurecht. Das kam völlig unerwartet ( Heilig Abend 2012).

    Wie gehe ich damit um ?
    Ich versuche, für meine beiden "Nichten" Ansprechpartnern, Vertrauensperson zu sein, Ihnen Liebe und Verständnis zu geben. Mein Cousin kommt nicht zurück, das ist das einzige, was ich in seinem Sinne tun kann - für seine Kinder da zu sein.

    Meine Mutter fehlt mir, aber nach sechs Jahren ist es nicht mehr die tägliche Traurigkeit, sondern es sind sehr viele liebevolle Gedanken und Erinnerungen, die ich mir lebendig erhalte. Ich hätte sehr gern noch etwas mehr Zeit und gemeinsame Erlebnisse mit ihr gehabt.

    Mein Vater ist der einzig "übrig" gebliebene aus seiner Generation und ich wohne mittlerweile neben ihm und sehe ihn täglich - dennoch fürchte ich den Tag, an dem ich ihn gehen lassen muss.

    Der Tod gehört zum Leben - aber schön ist er nicht.

    Lieben Gruß von Tina
     
  8. Sinela

    Sinela Bekanntes Mitglied

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    Sterben bedeutet loslassen müssen und das tut immer weh. Ich habe Ratten als Haustiere und diese werden nur 2-3 Jahre alt, es heißt also öfter Abschied nehmen. Wie gesagt, es tut weh, der Schmerz ist jedesmal sehr groß, aber mir hilft mein Glaube beim trauern. Für mich ist nur der Körper tot, die Seele lebt weiter und ich weiß, dass mich meine Tiere immer wieder besuchen. Ich fühle ihre Gegenwart. Und die Liebe, die ich für sie empfinde, wird nie sterben!
     
  9. Bernstein

    Bernstein Aktives Mitglied

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    Hallo,

    ich glaube es macht fast keinen Unterschied, ob ein geliebtes Tier oder ein geliebter Mensch von uns geht. Sie haben uns ein Stückchen auf unserem Weg
    begleitet und ich denke IMMER an die schönen Stunden. die ich mit ihnen verbringen durfte.

    Vor kurzer Zeit habe ich auch ein sehr liebe und langjähre Freundin verloren, mir helfen Bilder von ihr - Gespräch "mit ihr" und das Gebet.

    Auch wir leben mit unseren Hundis zusammen und ich musste schon so einige traurige Abschiede spüren. Im Herzen sind sie alle noch bei mir, und ich
    vergesse auch nach Jahren keinen Einzigen.

    Das Leben ist endlich, wir schieben es immer sehr weit nach hinten, wenn wir daran denken, dass wir auch nur Gast auf dieser Erde sind, aber bei einem
    Verlust spüren wir, wie schnell alles zu Ende geht.


    Liebe Grüsse von Bernstein
     
  10. kaufnix

    kaufnix Mitglied

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    Mag jetzt "analytisch" und "emotionslos" rüberkommen, aber der Tod ist seit der Geburt vorprogrammiert. Wie die Geburt zum Leben gehört, gehört auch der Tod dazu.

    Wo haben wir unserer "Problem" (sorry für den Ausdruck, aber mir fällt nichts anderes ein)?

    Ist nicht Trauer auch ein Stück Egoismus?

    ICH kann mit dem geliebten Menschen nicht mehr sprechen, mich nicht mehr freuen.... MIR fehlt der geliebte Mensch. Du gehst MIR ab. ICH bin traurig, dass du gegangen bist.
    Dem Verstorbenen ist es egal. Er kann nicht sagen, ICH bin traurig, dass ich gestorben bin.

    Also unabhängig von dem Verstorbenen, was er hätte noch erleben können und, und, und, ist das Hauptthema, der Verlust bei den Lebenden. Klar ist auch, dass in der emotionalen Phase des Verlustes, die Logik über diese natürlich bedingte Unausweichlichkeit auf der Strecke bleibt. Aber i-wann muss den Lebenden dies wieder bewusst werden.
    Der Tod gehört zum Leben dazu und MEIN noch reelles Leben, hat auch weiterhin seine guten und schlechten Seiten, über die ich mich weiterhin freuen werde oder nicht.

    Und ich weiß von was ich spreche, ich habe viele Jahre akut betroffene Angehörige und Hinterbliebene in den unterschiedlichsten Todessituationen begleitet. Die oben geschilderte "ICH-Reaktion" war immer die selbe.
     
  11. caliban

    Gesperrter Benutzer

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    Ja- trauer IST egoismus. Natürlich. Und loslassen ist das schlüsselwort
     
  12. Heike68

    Heike68 Moderatorin

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  13. Ducky

    Ducky † 3.2.22

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    eine gesunde portion egoismus, muss ja nichts schlchtes sein ;)
     
  14. PiRi

    PiRi IG-Mitglied

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    Vielen Dank, jetzt weiß ich doch endlich Bescheid.

    Grüße von einer seit 15 Jahren egoistischen Witwe
     
  15. Kalip

    Kalip Guest

    Meine Gedanken dazu

    Je mehr man einen Menschen liebt, desto mehr vermisst man ihn. Ich bin bei meiner Oma aufgewachsen - das Beste, was mir passieren konnte. Sie war und ist für mich der liebste Mensch, der jemals gelebt hat. Als sie im gesegneten Alter von 99 Jahren starb, war es für sie eine Erlösung. Ich habe mir für sie gewünscht, daß sie gehen kann - aber sie fehlt mir heute noch jeden Tag. Ich rede in Gedanken mit ihr, schaue mir Bilder an und frage mich häufig, wie sie in gewissen Situationen entschieden hätte. Sie ist immer bei mir und wird immer bei mir bleiben - nur der Gedanke, daß sie von ihrem Leiden erlöst wurde, lässt mich die Trauer ertragen. Sie ist seit vier Jahren tot - aber wenn ich von ihr erzähle, habe ich häufig noch Tränen in den Augen.
    Menschen, die man geliebt hat, bleiben für immer und passen auf uns auf.
     
  16. caliban

    Gesperrter Benutzer

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    Oh PiRi, das ist absolut nicht wertend gemeint. In sofern hat Ducky doch recht. Ich bin mir meines Egoismus bei Trauer durchaus bewusst. Oder ist es eher Egozentrik? Das ist doch eher ein enormes Lob, (ich finde jetzt kein anderes Wort) für den Verstorbenen, dass das ûbriggebliebene ICH ihn vermisst. Aus eigennützigen Gründen. Und wieder wertfrei!
     
  17. kaufnix

    kaufnix Mitglied

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    Der reine Begriff "loslassen" klinkt mir persönlich zu hart.

    Unsere Psyche ist so aufgebaut, dass sie einfach nichts vergisst. Alles Erlebte ist und wird Bestandteil unserer psychischen Biografie. Auch das Erlebte mit einem verstorbenen Angehörigen. Dies ist auch gut so und soll so bleiben.

    Die Frage ist nur, was mache ich daraus? Hier spielt natürlich im Trauerprozess der Faktor Zeit eine entscheidende Rolle.
    Die Trauerphase sollte sich im Normalfalle dahingehend entwickeln, dass Gedanken kommen, dies und das war damals mit der Person XY schön oder nicht so schön. Also als ein kleiner Baustein in meiner gesamten persönlichen psychischen Biografie. Genau so wie Bausteine (Gedanken) an noch lebende Menschen oder einem neuen Partner. Dies ist sicherlich ein schwerer Prozess und wird bei jedem Menschen unterschiedlich vonstatten gehen.
    Vielleicht kann man das i-wann im persönlichen Leben mit "den Frieden mit dem Erlebten" bezeichnen. Also die innere Ruhe, dass man es akzeptiert.

    Drum hat bei mir "loslassen" den negativen Tatsch in Richtung "vergessen". Und nichts wird vergessen, nur der Umgang mit den Dingen sollte sich ändern. Das für mich in die richtige Richtung weisende Wort wäre: "akzeptieren".
     
    #17 22. Juli 2014
    Zuletzt bearbeitet: 22. Juli 2014
  18. Marie2

    Marie2 nobody is perfect ;)

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    trauer ist immer individuell.

    die letzten jahre musste ich viele gehen lassen.
    begriffe werden unterschiedlich empfunden, loslassen können hat für mich nichts mit vergessen zu tun, sondern mit einem befreienden gefühl und besser ertragbarer trauer. es hat lange gedauert bis ich einen bestimmten tod verarbeitet hatte und loslassen konnte. seitdem geht es mir besser. egoismus ist ein sehr negativer begriff, den ich für meine trauer nicht verwenden möchte. das verlustgefühl, momente nicht mehr teilen zu können, das ist ein gefühl für das mir irgendwie das richtige wort noch fehlt ..... aber darauf kommt es wohl auch nicht an.
     
  19. Heike68

    Heike68 Moderatorin

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    Ja, Marie, Trauer und auch Trauerrituale sind sehr individuell.
    Stimme Dir zum "Loslassen" völlig zu. Allerdings ist für mich Egoismus nicht so negativ besetzt, wie für Dich. Ich musste z.B. Egoismus erst sehr schmerzhaft erlernen.
     
  20. Nachtigall

    Nachtigall Bekanntes Mitglied

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    Ich denke, jeder hier hat in gewisser Weise recht. Jeder hat seine eigenen Erfahrungswerte damit.
    Nur das Wort Egoismus kann ich nicht nachvollziehen. Sondern je näher man jemandem gestanden hat, desto schmerzvoller empfindet man den Verlust. Es ist, wie wenn einem Baum ein dicker Ast wegbricht oder wenn der Baum z. B. durch einen Blitzschlag in der Mitte gesprengt ist. Da läuft viel Saft, viel Lebensenergie aus.
    Es gehört mit zur Selbstliebe, zur Selbstsorge (nicht Egoismus) dazu, Menschen um sich zu haben, die einem gut tun, die man herzlich liebt und die einen auch lieben, man begleitet sich gegenseitig durch schwere Zeiten und wächst damit noch enger zusammen. Und diese Menschen (oder auch Tiere) soll man nun plötzlich loslassen. Das geht nicht.

    In bin seit vielen Jahren im Hospizdienst tätig, hab also viel mit sterbenden und trauernden Menschen zu tun. Und ich kenne diesen Schmerz des Verlustes natürlich auch. Auch wenn der Tod zum Leben dazugehört und unabwendbar ist, ist es für die Angehörigen schrecklich, Abschied nehmen zu müssen, aber auch für die Sterbenden, die alles zurücklassen müssen. Nur haben letztere ihre Ruhe, die Trauernden müssen aber mit dem Verlust weiterleben. Und es kann nichts Schlimmeres geben, so heißt es, wenn man zum eigenen Kind ins Grab schauen muss. Der Partner stirbt einem von der Seite weg, das Kind vom Herzen. Sowas überwindet man wohl nie, man lernt höchstens, damit zu leben. Man kann das nicht so einfach loslassen.

    In der Trauerbegleitung lernt man, dass jede Art von Trauer individuell ist. Egal, ob sich jemand in die Arbeit stürzt oder sich daheim verkriecht, ob jemand viel weint oder gar nicht weint, alles ist richtig und in Ordnung.
    Rituale helfen, leichter Abschied zu nehmen. Floskeln helfen nicht weiter, lieber sagt man gar nichts zu einem Trauernden. Aber es dauert oft Jahre (nicht nur 1 Trauerjahr), um damit zurechtzukommen und sich neu im Leben zu orientieren. Ich glaube dabei aber nicht, dass die Zeit alle Wunden heilt. Manche Wunden heilen nie.

    Wie es mir in der Trauer geht: Ich bin Eine, die sich eher zurückzieht, die zwar anfangs weinen kann, später aber nicht mehr so. Meine Energie geht verloren, der Schmerz bohrt in mir, der Geist ist total wirr, so dass ich nicht mehr klar denken kann.
    Was mir hilft, ist das Gebet und mein Glaube, dass man die lieben Verstorbenen im Himmel/Jenseits wiedersieht. Und ich denke, dass sie dort, wo sie hingekommen sind, auch für mich beten können, dass sie mich von dort aus unterstützen und mit evtl. auch Botschaften übermitteln können. Oft kann man auch nicht mehr beten, aber man ist trotzdem in der Zuversicht, dass irgendwann alles gut wird. Was mir auch sehr hilfreich ist, sind liebe Menschen, mit denen ich über alles reden kann, die versuchen, mich zu verstehen, die auch mal mit mir schweigen können, wenn der Schmerz es unmöglich macht zu reden.

    Als meine Kinder ihre Tiere betrauert haben, habe ich sie ermutigt, sie zu malen. Wir haben dann die Bilder und Fotos aufgehängt und uns oft an die schönen Zeiten erinnert. Genauso ist es mit den lieben verstorbenen Menschen: Man sollte schon Bilder aufstellen, vielleicht nicht in jedem Zimmer, um einen gewissen Abstand zu haben, und man sollte über sie sprechen, auch wenn es weh tut. Schweigen ist viel, viel schlimmer, damit verdrängt man den Schmerz nur, man verarbeitet ihn nicht.
    Trotzdem muss man dem Trauernden Zeit für alles lassen, man darf ihn zu nichts zwingen, er muss seinen eigenen Weg gehen, den man nur liebevoll begleiten kann.
     
    #20 22. Juli 2014
    Zuletzt bearbeitet: 22. Juli 2014
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