Als jemand, der den ganzen Tag mit Leuten spricht und oft Vorträge hält etc., muss ich ganz ehrlich sagen, dass mich das Gendern ganz schön nervt, weil es den Sprachfluss stört und mir auch nach sehr vielen Monaten nicht so geschmeidig über die Lippen kommt - v.a. die Sprachpause vor ...Innen (die bei uns schon erwartet wird). Ich ganz persönlich finde, dass man eine Meinung zu Diversität nicht durch Sprache ausdrücken muss, sondern dass diese im Herzen ist und in der Haltung sowie im Verhalten spürbar wird. Meiner Ansicht nach ist beispielsweise die sexuelle Orientierung oder Identifikation Privatsache. Ich gehe auch nicht ständig damit hausieren, dass ich heterosexuell bin und würde mir wünschen, dass das einfach kein Thema ist, weil eben alles akzeptiert und als "normal" angesehen wird. Und so erlebe ich es bei dem absolut riesigen Teil der Menschen, mit denen ich umgehen, auch - dass die eben keine Vorurteile oder Ablehnung anderen Identifikationen oder Vorlieben gegenüber haben. Den Rest der Leute wird man auch durch erzwungene Sprachregelungen nicht verändern, sondern eher noch in ihrer negativen Haltung bestärken. Ich erlebe gerade, dass mir ein Teammitglied, das sich als "nicht-binär" versteht, dieses Thema ständig unter die Nase reibt - dass sie nicht mehr als Frau angesprochen werden will, dass sie findet, dass man nicht mehr sagen und Kindern beibringen darf, dass es weibliche und männliche Geschlechtsorgane gibt (sondern allenfalls "weiblich gelesene...") - das geht mir gerade etwas auf die Nerven, denn ich finde schon, dass es auch okay ist, dass man einfach "Frau" und "Mann" ist und sich so fühlt und das auch sagen darf - und dass man dabei überhaupt nicht diskriminierend den Menschen gegenüber ist, die sich anders identifizieren... Natürlich ist es wichtig, Minderheiten zu schützen und zu respektieren - aber ständig nur den Focus auf das zu legen, was man vielleicht nicht mehr so sagen darf, kann Kommunikation echt verkrampfen. Beispiel: ich hatte am Freitag eine ganztägige Fortbildung zu Diskriminierung und Rassismus. In deren Verlauf erzählte eine Kollegin, dass sie ganz unbedarft im privaten Kreis erzählt hätte, dass sie in Tansania fasziniert über eine ganz andere Strategie des Öffentlichen Personennahverkehrs gewesen sei. Man würde einfach fahren, wenn der Bus voll ist - der Fahrplan wäre sekundär. Damit hatte sie überhaupt keine Wertung verbunden, sondern es war einfach eine Beobachtung, die sie fasziniert hatte. Da wurde sie von 2 Personen, die wohl ein farbiges Kind (schwarz darf man nicht mehr sagen) adoptiert haben, auf das Übelste angegangen, sie wäre rassistisch, diskriminierend und würde Afrikanern unterstellen, nicht pünktlich zu sein oder zumindest chaotisch. Das hatte sie mit keinem Wort gesagt und wer diese Frau kennt - es gibt keinen wertschätzenderen, liberaleren und liebevolleren Menschen. Sowas finde ich einfach völlig übertrieben und überzogen und in meinem beruflichen Kontext greift das leider immer mehr um sich. Man traut sich überhaupt nicht mehr, unverkrampft zu kommunizieren, weil man könnte ja Gendern vergessen, irgendeine Bevölkerungsgruppe diskriminieren oder angreifen... ohne es überhaupt zu merken. Mir ganz persönlich geht der Blick auf Minderheiten in diesem Sinne zu weit... vorsichtig sein ja - aber Alarm wegen jeder Kleinigkeit, bitte nicht.
Das ist mir auch schon aufgefallen, dass in letzter Zeit sofort die Empörungskeule geschwungen und Diskriminierung oder Rassismus unterstellt wird, was nicht mal im Ansatz auch nur als solches gedacht ist. Man traut sich ja schon bald nicht mehr, frei Schnauze zu reden, weil irgendwas irgendwem quer ins Ohr geht, weil derjenige grad irgendwie empfindlich ist...
Das es drei Geschlechter gibt wird weltweit inzwischen von sehr vielen Ländern anerkannt. Egal ob in Asien, Europa, Afrika oder in Amerika. Dies ist nichts was wir uns "ausgedacht" haben.
Heike,entschuldige ja deine Freundin hat recht......ich hab's heute Morgen im Radio gehört und bei meinem Beitrag wesentliche Informationen unterschlagen..... nicht extra.....bin gerade nicht sonderlich aufmerksam.
Kekes, ich habe uns chronisch Kranke als Beispiel erwähnt, weil es uns sicher auch nicht recht wäre, im Rahmen einer demokratischen Entscheidung zurück zu stecken. Auch ich möchte nicht ständig auf meine Behinderung angesprochen werden. Es ist mir auch sehr wichtig, nicht darauf reduziert zu werden. Und wir sind damit eine Minderheit. Wie sieht das eigentlich beim Gendern aus: Im Grunde übersieht man damit doch auch die individuelle Person und steckt sie in eine Schublade? Die sie sich selbst ausgesucht hat? Die ihr von der wohlmeinenden Gesellschaft aufgedrückt wurde? Es ist sicher nicht so einfach, sich zu dem zu verhalten, was einem fremd erscheint und das man nicht gleich verstehen kann. Man tendiert eher zum Vertrauten. Das ist allerdings auch meiner Sicht ein Grundübel. Und oft erscheint uns das Vertraute nur bekannt und entpuppt sich als etwas Fremdes...
Tilia, ich weiß, wie du das gemeint hast. Ich frage mich nur, ob es nicht zu viel Differieren wird. Wie du und ich, möchte vielleicht auch die Mehrheit der sexuell nicht hetero Orientierten (ich will mit dem Begriff alle einschließen) und annicht, dass die Unterschiede ständig betont werden. Wichtig ist doch, dass man sein Gegenüber so akzeptiert wie er/sie/es ist - und nicht wie man das betitelt. Und da glaube ich eben nicht daran, dass es besser wird, wenn aufs Gendern bestanden wird....ist vielleicht vergleichbar mit "Zig.... Schnitzel" oder "Moh.. Kopf" , das ist politisch auch nicht mehr korrekt, die Mitmenschen benutzen die Worte trotzdem (auch die Jugend...hab gerade bei meinen Kids nachgefragt) und niemand möchte damit jemand ausgrenzen (hoffe ich zumindest). Nur nebenbei: wenn wir Post von Behörden oder den Banken bekommen, steht seit geraumer Zeit "Eheleute kekes" drauf. Das ist pragmatisch und vollkommen in Ordnung.
Super liebe @kekes.... Genau so habe ich es gemeint und auch ich habe mit unseren 4 Mädels (auch die lesbische Tochter) darüber gesprochen, weil ich schon dachte, das wäre ein Generationen - Ding. Aber genau so haben sie auch geantwortet und möchten das ganze gar nicht..... Viel zu künstlich, viel zu aufgebläht und spaltet eher. Danke.... Viele Grüße
Ganz toller Beitrag liebe @anurju.... Und so geht es leider vielen, die im öffentlichen Dienst oder überhaupt viel mit Menschen zu tun haben. Jede Kleinigkeit wird verdreht, aufgebauscht, missverstanden.... Das Verhalten wird immer verkrampfter. Wenn man schon als Nazi beschimpft wird, wenn man jemanden mit Migrationshintergrund sagt, dass es wichtig ist, die deutsche Sprache zu lernen, um hier Arbeit zu finden, dann stimmt was nicht mehr. Das ist aber alles inzwischen leider längst tägliche Realität.... Und ich kann jeden verstehen, der langsam von all dem genervt ist. Viele Grüße
Ich bin auch der Ansicht, dass alle machen und so sein können, wie sie es möchten oder es ihnen gegeben ist. Solange wie es niemandem Schaden zufügt, ist doch alles in Ordnung. Ich bin vor wenigen Jahren noch in einem Geschäft sehr schlecht behandelt worden, weil ich eine Frau bin. Das war aber auch abhängig von der Region oder dem "Hintergrund des Verkaufspersonals". Jetzt war ich in einer ganz anderen Region mit dem gleichen Anliegen wieder in einem Geschäft und wurde extrem respektvoll behandelt und fühlte mich in keinsterweise als Dumm und Dämlich hingestellt. Im Gegenteil war man sehr bemüht meine Wünsche zu erfüllen und den Aufwand für mich so gering wie möglich zu halten. Witzigerweise wurde mir genau das Gerät empfohlen, was ich mir auch selbst im Internet herausgesucht hatte. Solange wie es Menschen gibt, die sich an der Situation oder dem Leid anderen Menschen "stören" und die Denken, dass sie etwas "Besseres" sind, wird es meines Erachtens immer eine Ausgrenzung geben. Wir haben aber alle selbst die Möglichkeit, die Toleranz anderen Menschen entgegen zu bringen, die wir uns sicherlich auch selbst wünschen.
Ich denke, das ist einfach eine sehr persönliche Erfahrung und hat nichts mit der Region oder weil du eine Frau bist, zu tun.(sonst wärst du als Frau schon nicht eingestellt worden) ... Ist doch ganz normal, dass manche Arbeitgeber oder Ansichten nicht zusammen passen. Das geht auch Männern so.... Aber genau hier wird mir schon wieder zu viel auf die Region oder das Geschlecht bezogen. Es hat einfach nicht gepasst und ist wohl jedem schon mal passiert. Viele Grüße Nachtrag : Und eine Gendersprache hätte an der Situation garantiert nichts geändert....
Ich habe mal ein paar sehr interessante Links zum Thema gefunden : https://www.swr3.de/aktuell/fake-news-check/gendern-bedeutung-umfrage-100.html https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/gesellschaft/mdrfragt-umfrage-ergebnis-deutliche-ablehnung-von-gendersprache-100.html https://www.nzz.ch/meinung/ein-einziger-murks-gendern-ist-auch-keine-loesung-ld.1668929 Das zeigt die ganze Bandbreite der Diskussion. Ich habe jetzt mal wirklich genau hingehört im Fernsehen und festgestellt, dass, je nachdem wie ausgesprochen, es sich nur noch weiblich anhört. Die Mehrzahl von der Arzt wäre die Ärzte, aber plötzlich sind es die ÄrztInnen. Wenn sich da mal nicht die Männer diskriminiert fühlen..... Das groß geschriebene "I" sieht ja keiner. Was soll das??? Auch mal nachdenkenswert... Unsere Plurallösung sprach jeden an. Man muss nicht immer alles verschlimmbessern und das Rad neu erfinden müssen.... Viele Grüße Übrigens fand ich bisher das wertschätzende "Sehr geehrte Damen und Herren" oder "Liebe Kollegen und Kolleginnen" völlig ausreichend.... Wenn sich diverse angesprochen fühlen möchten von mir aus auch den Zusatz "liebe/r Es".... Aber schon ziemlich albern oder?
Ja, das ist eine wirklich schöne Ansicht unserer Gesellschaft... Wäre auch toll. Wie erkennt man, ob es jemand anderem Schaden zufügt? Vielleicht fühlen sich Männer durch das Gendern benachteiligt? Es wird immer jemand geben, der sich durch die Ansicht einer anderen Person benachteiligt fühlt (oder es als schädigend empfindet). Alle glauben, ihre Ansicht und ihren Glauben durchsetzen zu müssen und machen sich da herzlich wenig Gedanken, ob es vielleicht jemand anderes verletzt. Daher ist Demokratie so wichtig, weil dadurch wenigstens der Mehrheit zugestimmt wird.... Das ist die beste Lebensform, die wir zur Zeit haben. Aber wie gesagt, Allen recht machen kann man es nie..... Wenn man hier von Minderheiten spricht, denen allen Gehör und Gesetze geschenkt werden sollten, dann ist das auch sehr gefährlich. Denn da gibt es die Corona - Leugner oder Neonazis.... Sind das auch Minderheiten unserer Gesellschaft, die ja auch ein Recht auf ihre Meinung und Anerkennung haben? Das sind auch ganz normale Menschen, die ihre Ansichten haben. Wenn man das alles mal so betrachtet, bekommt man vielleicht eine Vorstellung davon, wie schwer es ist, zu differenzieren und nicht einfach sagen kann, alle Minderheiten haben ein Mitspracherecht. Und genau das meine ich mit Chaos. Alle machen lassen und alles akzeptieren, kann nicht die Lösung sein. Das ist mir zu einfach.... Viele Grüße
Genau..... Möchtest du auch noch als "liebe /r/es Behinderte /Eingeschränkte angesprochen werden? Das mit den" Minderheiten "greift bei mir gar nicht. Es ist eine Gesellschaft mit einer Sprache.... Da sind für mich alle dabei. Es ist eigentlich so einfach und bedarf keiner" Extrawürste" Bitte stelle doch mal deren Sprachregelung hier ein. Davon habe ich noch nie gehört.... Liebe Grüße Die sexuelle Orientierung oder wie sich wer als was fühlt, geht mich eigentlich gar nichts an. Damit möchte ich nicht bombardiert werden, da möchte ich keine Änderungen unserer Sprache und jeder soll sich fühlen und sexuell machen was er möchte und ihm gut tut. Aber es ist kein gesamtgesellschaftliches Anliegen. Dafür für mich viel zu persönlich....
Und dann habe ich mal eine Frage : Wenn jemand divers ist, wie spricht man diese Person dann im Singular an? "liebe Frau" oder "lieber Herr" geht dann ja wohl nicht.... Wie ist das geregelt? Wenn es im Kern angeblich um Diverse geht, warum wird da nur der Plural verändert? Meine Meinung ist, dass hier sehr hochgebildete Frauen (so auch die Umfragen) ihr Ego berücksichtigt haben möchten. Ein drittes Geschlecht wäre "Es" und keine Weiblichkeitsform.... Viele Grüße
Hab im TV letztens gehört, dass die Anrede dann der volle Name sein soll, also Mathilde Meier oder so. Kein Frau oder Herr davor.
Warum dann nicht einfach nur der Vorname und Du? So wirds in vielen Ländern gehandhabt. Ich mag mich zwar ehrlich gesagt nicht von jedem duzen lassen, aber das wäre mir dann doch lieber als irgendein künstliches Kauderwelsch. Dass durch dieses unsägliche *Innen die Sprache feminisiert und dadurch der Mann 'diskriminiert' (mit Absicht in Gänsefüßchen, echte Diskriminierung ist ja dann doch noch ganz was anderes...) wird, sehe ich auch so. Ich habe vorhin meinen Mann gefragt, der findet das alles auch total doof und überflüssig. Und eigentlich kann es mit der Gleichberechtigung in diesem Lande eigentlich gar nicht so schlecht bestellt sein, wenn ein Mann die Möglichkeit hat, Kanzlerin zu werden...
Wenn du eine diverse Person kennst oder kennenlernst, dann kannst du ja nachfragen, welche Anrede gewünscht ist. So ähnlich macht man es ja auch, wenn man unsicher ist, ob "Sie" oder "du" angebracht ist. Ansonsten je nach Situation Guten Tag, Kim Müller... Oder Hallo, Kim Müller... Oder Herzlich willkommen, Kim Müller...
Ich weiß jetzt nicht genau ob dieser „Aufreger“ Thread nur für Gendern und Geschlechter gedacht ist. Ich vermute mal nicht. Deshalb würde ich auch mal gerne über den Geschlechter-Tellerrand hinausblicken. Klar, Diskriminierung und Rassismus ist ein wichtiges Thema. Aber manche wittern einfach nur Morgenluft und schießen mit ihren Vorstellungen einfach über das Ziel hinaus. Da gab es hier schon so einige Beispiele, die mit realistischem Versand nichts mehr zu tun haben. Da werden Dinge gesehen, die sich nur in der verkorksten Phantasie von einigen wenigen abspielen. Leider, und ich muss wirklich sagen leider bekommen auch die Verstrahlten gehör. Sicher wird mein Beitrag nicht jedem gefallen. Aber das ist halt meine Meinung. Nehmen wir doch mal die ganzen Verschwörungstheoretiker. Die glauben wirklich das der Bill Gates und andere Blut von entführten Kindern trinken um jung zu bleiben. Oder dass Impfungen nur dazu dienen, uns einen Mikrochip einzupflanzen der dann unseren Willen kontrolliert. Da wird auf der Straße demonstriert um zu zeigen wie blöd der deutsche Bürger geworden ist. Dekadenz hat schon manche Hochkultur zum Fallen gebracht. Wo sind denn die Friedensdemonstrationen ? Also die richtig großen ? Ich war 1983 in Bonn. Oder wo sind denn die großen Demonstrationen von den Tierschützern ? Es werden immer noch tausende von Küken geschreddert. Oder die großen Demonstrationen vom Pflegepersonal aus Krankenhäusern oder Pflegeheimen. Oder die großen Demonstrationen von wirklich Kranken ( problematisch ) um ihren Krankenstatus anerkannt zu bekommen. Manchmal habe ich den Eindruck, wir gehen alle wie die Schafe zur Schlachtbank ohne uns über die essenziellen Themen Gedanken zu machen. Oder auch Angst haben wegen diesen Gedanken. Es wurde in diesem Thread schon einmal beschrieben. Wenn du Meinungen außerhalb des Mainstreams äußerst, kannst du schon mal ganz schnell als Nazi beschimpft werden. Von wem kommen solche Nazibeschuldigungen denn ? Und da gibt es ja noch die, die sich überall festkleben und Kunstwerke beschädigen. Da sind jetzt einige unterwegs und stechen die Reifen von SUV´s platt. Und solche, die Drohbriefe an Leute verschicken die zu viel Weihnachtsbeleuchtung an ihrem Haus haben. Und nicht zu vergessen die zunehmenden aggressiven Übergriffe an Polizei und Notarztwagenbesatzungen. Einfach mal überlegen wie weit unsere Toleranz gehen soll, und auch wann wir endlich mal wieder unseren Mund aufmachen gegen diesen allgemeinen Irrsinn.