Ich habe die Diskussion heute mal meinen Kindern (14, 18, 20 - aber bald alle ein Jahr älter) gezeigt und sie gefragt, was/wie sie davon halten/dazu stehen und wie das in ihrem Freundeskreis aussieht.... Keines meiner Kinder oder deren Freunde "gendert" bei der Sprache, weil sie das umständlich und künstlich finden. In Schule und Uni gibt es ganze zwei Professoren, die explizit darauf achten (es gibt anscheinend wesentlich mehr, die die Aussage treffen "wem es nicht passt, dass ich nicht gender, kann gerne gehen"). Trotzdem sind die jungen Leute aufgeschlossen, sexuelle Orientierung, Transgender etc stellen für sie per se null Problem dar. Ich fand es von meinen Kindern eigentlich recht gut erklärt..."wenn wir bei jedem darauf hinweisen, dass er anders ist, ist es doch kein Inklusionsgedanke mehr, bei dem niemand wegen einer "Andersartigkeit" ausgegrenzt werden soll...". So sehe ich es auch. Je mehr man auf Unterschiede hinweist, desto größer ist doch die Möglichkeit, dass man daraus ein Problem macht. Mir fällt, ehrlich gesagt, auch keine andere Nation ein, die sich mit derartigen "Problemen" befasst. Dabei meine ich, haben wir momentan in Deutschland, in Europa und auf dem gesamten Globus weit größere, herausfordernde Probleme, die in naher Zukunft einer Lösung bedürfen. Nur damit es nicht falsch verstanden wird - ich bin ein absolut toleranter Mensch, der auch sämtliche Weltanschauungen respektiert. Ich verstehe nur einfach nicht, dass aus Mücken immer gleich Elefanten gemacht werden müssen. Wir leben in einem Teil der Welt, in dem wir (im Großen und Ganzen) so leben und lieben können, wie wir möchten. Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern, ein Traum. Frauen und Männer haben die gleichen Rechte - noch nicht sooo lange selbstverständlich - und in anderen Teilen dieser Welt nicht einmal annähernd vorstellbar. Noch kurz zu den Toiletten (braucht man eine diverse Toilette)...wie sagte meine Große dazu..."ich weiß nicht, wenn wir ausgehen und vor der Mädels Toilette ist ne ewig lange Schlange, geh ich auch aufs Männer WC... stört die Jungs nicht und mich auch nicht.. " Ich gestehe bei diesem komplexen Thema jedem seine eigene Meinung zu - genau so erwarte ich aber, dass auch meine akzeptiert wird. Damit bin ich dann auch schon wieder raus . LG
@kekes Mein Sohn hat von seiner Uni Ähnliches berichtet. Der neue Prof hat sich vorgestellt, alle Studierenden männlich, weiblich und divers ausdrücklich begrüßt und dann gesagt: ab jetzt werde ich nicht mehr gendern. Weder in der Vorlesung, noch in den Klausuren oder in bereitgestellten Informationen. Alle sind willkommen, sich ab jetzt mit den Inhalten zu beschäftigen. Die Zeit zum Gendern haben wir hier nicht.
Bei meiner Nichte an der Uni wird gegendert, es gibt in den Arbeiten bei Nichteinhaltung auch Punktabzüge...... Ihr kommt es ganz normal von den Lippen. Sie hat auch Freunde in ihrem Bekanntenkreis die divers sind. Letztes Jahr hat sich einer ihrer Freunde umgebracht, weil er sich nicht anerkannt gefühlt hat...... von der Familie, Gesellschaft! Die Tochter unseres Freundes promoviert zu diesem Thema und betreibt eine Art Sorgentelefon für junge Menschen die auf der Suche sind....... auch sie berichtete von der hohen Zahl an Suiziden, weil viele keinen Rückhalt in ihrem Umfeld bekommen.
Das ist wirklich eine Katastrophe, aber ob sich an der Akzeptanz selbst was ändert, nur weil jetzt die Sprache verändert wird? Entscheidend ist doch das, was die Leute im Kopf haben und wer da ignorant ist, ändert auch seine Haltung nur wegen anderer Sprachformen nicht. So schlimm es auch ist, aber es ist so. Ich habe viel miterlebt, wenn ich mit meinem geistig behinderten Bruder unterwegs war. Dass die Leute stehenbleiben und sich den Hals verdrehen, dass laut gelästert wird oder dieser Spruch kam 'früher hätte man solche ***..... Gottseidank ist zumindest diese Bemerkung mittlerweile fast ausgestorben, aber die Haltung ist trotzdem dieselbe geblieben. Oder auch die Akzeptanz gegenüber anderen Nationalitäten - wir wollen keine Ausländer als Nachbarn, aber jetzt haben wir keine Zeit, wir sind zum Essen beim Griechen verabredet.... (selbst so gehört. Da packt man sich auch nur an den Kopf). @kekes Meine Kinder sagen genau das gleiche. Ich denke, wir sollten auch mal mehr auf unsere Kinder hören, die sind schließlich die Zukunft und müssen mit unseren Entscheidungen und Moden noch ein bisschen länger leben. Was ja schon fast Realsatire ist, das ist die Auffassung der Profs - einerseits durch die Sprache alle einbeziehen, aber andererseits in der Tat dann denjenigen mit Rausschmiss drohen, die dabei nicht mitspielen (und dadurch ja dann auch 'anders' sind)... Man kann sich mittlerweile so oft an den Kopf klatschen, dass man die Hand eigentlich gleich im Gesicht lassen kann.
Mir gefällt der Beitrag von @kekes und würde ihn so Unterschreiben. Schlimm finde ich auch, dass sich ein Mensch aus den hier diskutierten Gründen das Leben nimmt. Hier sind die Eltern bzw. das Umfeld gefragt, die solch einer Person die nötige Sicherheit und den nötigen Rückhalt geben sollen, um mit ihrer vermeintlichen „Andersartigkeit“ umzugehen. Das wichtigste was Eltern ihren Kindern mitgeben können, ist die Gewissheit bedingungslos geliebt zu werden. Und natürlich auch eine gesunde Portion Selbstbewusstsein. Leider hört man aber immer wieder von Defiziten im elterlichen Verständnis. Da bricht für manche Eltern tatsächlich eine Welt zusammen, wenn z.B. die Tochter anstatt zu Studieren einen Handwerklichen Beruf erlernen will. @Maggy63 Man kann sich mittlerweile so oft an den Kopf klatschen, dass man die Hand eigentlich gleich im Gesicht lassen kann. Der war gut !
Hm, gehören wir mit unseren chronischen Erkrankungen nicht auch zu einer Minderheit? Und haben Erfahrungen damit, wie es ist, sich einzufügen in die Welt der Gesunden... Und haben eine Vorstellung davon, wie es sich anfühlt, übergangen zu werden? Ich finde es ein bisschen bitter, wenn sich Menschen diverser Geschlechtlichkeit einfach so fügen sollen. Auch sie haben nur dieses eine Leben und können sich kein anderes aussuchen. Oder sich zusammenreißen... Eine weitere Frage, die ich mir immer wieder stelle, ist, ob wirklich eine veränderte Sprache weiterhilft. Auch mir fällt es schwer, zu gendern. Ich stelle fest, dass ich mich dabei auf Äußerlichkeiten konzentriere: Wie ist die derzeitig akzeptierte Formulierung? Habe ich alle berücksichtigt oder Jemanden nun gerade ausgeschlossen? Wie bekomme ich Sätze zustande, die ich gerne lese und andere auch? Dabei entgleitet mir der eigentliche Sinn des Genderns, denke ich. Aus meiner Sicht wird immer wieder das Licht auf verschiedenste benachteiligte Gruppen der Gesellschaft gelenkt, und die anderen geraten dabei erst recht in den Schatten. Ich wünsche mir, dass es zu einer Kultur werden kann, den Blick generell zu weiten für die Menschen neben sich. Mit Interesse füreinander. Den Anderen und mich selbst als komplexes Wesen sehen, nicht nur als "Normalen", Arbeitslosen, Kranken, Diversen,... Und gleichzeitig müssen noch die Wunden geheilt werden, und es muss über Gefühle und Gedanken dazu gesprochen werden. Die Kinder und Jugendlichen können glücklicherweise "unverbraucht" an dieses Thema herangehen...
Sprache formt unser Denken und manches zu gendern schafft ein Bewusstsein dafür, dass es mehr als zwei Geschlechter gibt. Niemand verlangt, dass beim "Kaffeeklatsch von Oma Hildegard" jemand gendert. Aber in Nachrichten, Anschreiben und anderen öffentlichen Bereichen sollte es in Ordnung sein. Ich finde es einfach menschlich enttäuschend, wenn hier Bequemlichkeit vor Akzeptanz gestellt wird.
mehr als zwei Geschlechter…… für mich gibt es Frau oder Mann. Gefühlsmäßig mag sich der ein oder andere anders fühlen. Letztens habe ich einen Beitrag gesehen, wo sich jemand als junger Fuchs fühlte. Ein anderer war der Meinung er sei ein Wolf. Da musste ich schon bissel schmunzeln. Wo fängt das mit dem „gefühlt“ an und wo hört es auf…..
Du weißt schon, dass es Intersexualität gibt? Und dass das mit "gefühlt" nun nichts zu tun hat, sondern Fakt ist? Und über das Leid, der in frühem Kindesalter Operierten, wo dann entschieden wurde, was besser passen könnte? Geht ja nicht nur um Transsexualität.
Genau, Tris, das Bewusstsein muss überhaupt erst einmal verinnerlicht werden. Und das geht eben bei Menschen häufig über Sprache.
Tilia, als Frau mit Behinderungen bin ich ganz froh, wenn das Thema nicht andauernd explizit herausgestellt wird. Natürlich ist es wichtig, dass die Teilhabe etc gefördert wird, aber ist es dazu wirklich nötig, immer auf dem Status "Behinderung" (oder dann eben Sexualität usw) herum zu reiten? Tris, ich glaube nicht, dass eine Sprachvorgabe die Einstellung/Inklusion/Teilhabe/Gleichberechtigung fördert. Es ist zwar dann - im wahrsten Sinne des Wortes - in aller Munde, aber an der Einstellung wird das in den meisten Fällen nichts ändern (weder an Gehaltsunterschieden zwischen Mann und Frau, noch an der Betrachtungsweise Intersexueller etc). Was ich mich aber wirklich frage, haben andere Länder auch solche "Probleme"? Bisher habe ich davon noch nichts gehört, lasse mich aber gerne aufklären. Damit komme ich noch einmal auf meinen letzten Kommentar zurück: gibt es nicht wirklich wichtige Probleme auf diesem Globus, die einer Lösung bedürfen? Probleme, die Leben und/oder Existenzen bedrohen? Wer - freiwillig - gendern möchte, dem steht doch nichts im Weg, einem Zwang - auch in öffentlichen Bereichen - halte ich dagegen für falsch . (Eigentlich wollte ich ja nichts mehr dazu schreiben ... manchmal kann ich nicht anders)
Ganz deiner Meinung. Hilfreich wäre dagegen eher Unterstützung praktischer Art und da haperts in jeder Hinsicht gewaltig.
Ich hab keine Ahnung, ob jegliches "Besonderssein" extra betont werden muss. Geistig, körperlich, sexuell, glaubenstechnisch, kinderlos, kinderreich, blind, taub usw..... jeder Mensch ist besonders oder einzigartig. Aber irgendwie konnte bisher jeder hier einigermaßen gut leben. Beispiel: für Blinde gibts nun überall die weißen Rillenplatten an den Kreuzungen. Da bleiben die Rädchen vom Buggy hängen. Gefährlich..... Und so findet jeder irgendwas verbesserungswürdig für den einen, und nicht unbedingt notwendig für den anderen. Es gibt sogar "Miteinanderwege". Schlimm genug, dass man extra drauf hinweisen muss, denn es sollte selbstverständlich sein, dass man miteinander lebt und gegenseitig Rücksicht nimmt, und nicht mit dem Fahrrad in Kleinkinder, Alte und Hunde reinfährt. Und so wenig, wie diese Schilder bei uns auf den Uferwegen das Miteinander verbessern, wird die Sprache irgendwas verändern.
Was Fakten betrifft, da bin ich in den letzten Jahren etwas vorsichtiger geworden. Wundere mich nur, dass vor ein paar Jahren kaum drüber gesprochen wurde. Gab es da solchen „Dinge“ nicht? Warum wird aus alles und allem immer so ein Gewese macht? Jeder so wie er es mag und gut ist…….. meine Meinung…… Gewisse Themen werden zur Zeit einfach mehr gepuscht. Warum auch immer….. vlt um von anderen Problemen abzulenken? Man könnte meinen das wir hier in Deutschland alles besser wissen als der Rest der Welt. Dem ist meiner Meinung nach aber nicht so…..
Doch, das gabs schon immer. Nur wurde sowas nicht in die Öffentlichkeit getragen. Noch vor ein paar Jahrzehnten wurden Behinderte versteckt oder es wurde sogar den Müttern nach der Geburt eines behinderten Kindes angeraten, das Kind nicht zu versorgen, damit sich das 'Problem' von selbst erledigt. Gottseidank ist unsere Bevölkerung in vielen Bereichen offener geworden, der Idealfall wäre jetzt, wenn überhaupt nicht mehr differenziert würde und jede Persönlichkeit gleich angesehen würde. Aber das wirds niemals geben, das hat die Evolution nicht vorgesehen, glaube ich. Allein, wenn man im Tierreich schaut, da wird ein andersartiger Artgenosse gnadenlos 'aussortiert'...
Spanien verbietet seid heute sexistische Werbung! Ich finde das gut, richtig und wichtig! Maggy, um deinen Wunsch zu erreichen muss eine Umerziehung stattfinden...... und Sprache ist ein Weg..... das jeder überall dahin kommt wo er möchte ein weiterer, das niemand ausgegrenzt wird wieder ein weiterer. Es glauben doch tatsächlich noch viel zu viele das Kindererziehung Frauensache ist, weil genetisch bedingt
@Katjes, darf ich fragen wo du das gelesen hast? Eine Bekannte, die viel in Spanien lebt, meinte, das gilt seit dem Frühjahr und lediglich für Spielzeug.