Eure Erfahrungen mit Arztberichten

Dieses Thema im Forum "Allgemeines und Begleiterkrankungen" wurde erstellt von Manoul, 6. August 2022.

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  1. Manoul

    Manoul Bekanntes Mitglied

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    Hallo liebe Rheumies,

    mich interessieren eure Erfahrungen mit Arztberichten.
    Viele von euch werden sich bestimmt mehr oder weniger regelmäßig Facharztberichte beim Hausarzt oder auch direkt beim Facharzt ausdrucken lassen und auch lesen.

    Neulich musste ich zum Gutacher wegen eines Wiederrufs gegen die Feststellung meines GdB (Grad der Behinderung). Dafür habe ich mir beim Hausarzt mal alle Arztberichte der letzten zwei Jahre ausdrucken lassen, damit sich der Gutachter ein realistisches Bild machen kann.

    Beim lesen der Berichte viel mir auf, dass sie inhaltlich meist recht geschönt wirken. Teilweise lesen sie sich, als wollten die Ärzte ihren eigentlich eher bescheidenen oder nicht vorhandenen Behandlungserfolg beschönigen. Manche Berichte lesen sich deutlich positiver als mein Zustand zum Zeitpunkt der Behandlung in Wirklichkeit war. Auch fehlen häufig Details, die in meinen Augen bedeutsam sind, z. B. persönliche Einschätzungen, mein Empfinden zur Situation, Feststellung von Bewegungseinschränkungen und Schmerzen, Leistungsminderung, Schlafstörungen, Konzentrazionsstörungen usw.
    Die Berichte sind alle eher kurz, wenig informativ und beschränken sich auf die oberflächliche Beschreibung von wenigen Symtomen und die verschriebenen Medikamente.

    Wie soll sich da ein Gutachter oder auch der Hausarzt ein objektives Bild von meiner gesundheitlichen Situation machen? :aeh:

    Es scheint tendeziell so zu sein, als wenn Ärzte den Zustand der Patienten eher positiver Darstellen als er tatsächlich ist. Wichtige Dinge werden meist garnicht erwähnt und Prognosen, falls es sie gibt, in der Regel positiv bewertet.

    Auch wenn es mir dramatisch schlecht ging, meine Blutwerte übel waren und ich mich vor Schmerzen kaum noch rühren konnte, gaben die Arztberichte das nichtmal ansatzweise wieder. Mein Gesundheitszustand geht seit 17 Jahren bergab und es kamen immer mehr Krankheiten dazu, die sich immer schlechter behandeln lassen. Ich habe aber noch nie in einem Arztbericht etwas gelesen, was diese Entwicklung auch nur mit einer Silbe beschreibt, obwohl ich bei jeder Gelegenheit darauf hinweise.
    Den Berichten fehlt es eigentlich durchweg an Objektivität, Detailtiefe und realistischer Einschätzung.

    Liegt es an der Eitelkeit von Ärzten, dass sie gern ihren Behandlungserfolg gegenüber Kollegen dokumentieren wollen? Ist es Gleichgültigkeit den Patienten gegenüber? Ist den Ärzten überhaupt nicht klar, was sie damit bewirken und dass sie ihren Patienten damit überhaupt keinen Gefallen tun und auch sonst niemandem? :confusedbig:

    Hinzu kommen bei manchen Ärzten noch unübersehbare Sprachbarrieren, sodass mich andere Ärzte schon fragten, was der Kollege denn mit der einen oder anderen merkwürdigen Fomulierung im Bericht wohl meinen könnte.
    Ich hatte schon Arztberichte von Rheumatologen aus einer großen Rheumaklinik, wo man wirklich raten musste, um was es denn in dem Bericht überhaupt geht. Übrigens war der Behandlungstermin entsprechend und völlig vertane Zeit.

    Wie sind eure Erfahrungen zu dem Thema?
    Habt ihr schon mal Berichte korrigieren lassen oder versucht Einfluss auf den Inhalt zu nehmen?

    Ich bin sehr gespannt auf eure Antworten. :biggthumpup:

    Liebe Grüße und gute Besserung wünscht Manoul ;)
     
    #1 6. August 2022
    Zuletzt bearbeitet: 6. August 2022
  2. Adolina

    Adolina Bekanntes Mitglied

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    Hallo Manoul,
    das mit dem beschönigen der Befunde-berichte kann ich nicht bestätigen. Im Gegenteil.
    Bei mir war immer alles gut erklärt und dadurch verständlich. Die medizinischen Fachausdrücke konnte ich immer bei Google übersetzen. Mein HA hat mir auch einiges erklärt.

    LG Adolina
     
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  3. Chrissi50

    Chrissi50 Bekanntes Mitglied

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    Bei mir standen teilweise echte Unwahrheiten drin. Die streiche ich durch und berichtige.

    Bei 42 Puls sollte ich die volle Dröhnung Betablocker nehmen. Hab ich verweigert.
    Und drin stand, dass ich mich der Medikation widersetzt habe.

    Am Operationstag sollte ich Eliquis(Blutverdünner) nehmen, hab ich verweigert. Ging bis zum Chefarzt. Hab ich auch vermerkt.

    Ich mach in dem Fall Anmerkungen auf der Kopie, damit ich die kritischen Sachen nicht vergesse und jeden Arzt drauf hinweisen kann.
    Auch falsche Dosierungen im Medikamentenplan, oder falsche Angaben in der Anamnese werden markiert und berichtigt. Mit dem Zusatz, dass ich die Berichtigung der Fehler vorgenommen habe.

    Seit 6 Jahren bin ich angeblich Diabetikerin. Auf diesen Fehler weise ich immer wieder hin. Aber nein, ich bleib Diabetikerin.
     
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  4. Manoul

    Manoul Bekanntes Mitglied

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    @Chrissi50 ,ich finde es sehr mutig von dir, wie vehemend du auf die Richtigstellungen bestehst. Meiner Meinung nach ist das auch dein gutes Recht und es ist das Mindeste, dass Falschaussagen und fehlende Angaben berichtigt bzw. ergänzt werden.
    Sicherlich macht man sich damit bei den Ärzten nicht sehr beliebt, aber es ist ja schließlich meist der Fehler der Ärzte und nicht der Patienten.

    In der Kürze der Zeit bis zum Gutachtertermin war es mir nicht mehr möglich rückwirkend noch Einfluss zu nehmen und bei einigen Ärzten bin ich auch inzwischen nicht mehr in Behandlung. Um so wichtiger scheint es, dass man da immer auf dem Laufenden ist und sich jeden aktuellen Arztbericht anschaut.

    LG Manoul ;)

    Edit= Ergänzung und Tippfehler
     
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  5. Clödi

    Clödi Bekanntes Mitglied

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    Ich kann mich nur bei Adolina anschließen. Meine Arztberichte finde ich nicht beschönigt, sondern im Großen und Ganzen dem Zustand entsprechend. Was ich persönlich von meinem Zustand halte, gehört da in meinen Augen auch nicht herein. Es ist ja ein Arztbericht, der sich auf Befunde stützt (Röntgen, Blutwerte, Ultraschall usw.) und nicht meine persönliche Sicht der Dinge.

    Einmal wurde ich 10 Kilo schwerer gemacht (Tippfehler) und einmal nach einer Bauchspiegelung gab es einen groben Fehler.
    Da wurde geschrieben "Zustand nach Appendektomie", dabei ist mein Blinddarm noch jungfräulich und wurde nie entfernt. Mein Gynäkologe schüttelte nur mit dem Kopf, weil er mich eigentlich in ein anderes KH als das örtliche schicken wollte, was ich aber abgelehnt hatte. Sein Kommentar: "Nächstes Mal hören Sie dann aber auf mich, ja?"
     
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  6. Manoul

    Manoul Bekanntes Mitglied

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    Hat von euch denn schonmal jemand einen ..... hmmm ... nennen wir es zusammenfassenden Gesamtbericht vom Hausarzt bekommen oder so etwas ähnliches wie einen Statusbericht?

    Beim HA laufen die Berichte der Fachärzte ja alle zusammen und er kennt den Patienten doch eigentlich am besten. Dadurch müsste der HA eigentlich den gesundheitlichen Gesamtzustand und die entsprechende Entwicklung inklusive der Behandlungsansätze sehr gut beschreiben können.

    Hoppla, dies ist mein fünfhundertster Beitrag hier. Ich hoffe ich konnte bis hierher inhaltlich ein paar Akzente setzen. Mal sehen ob es noch einmal 500 werden. :dance2:

    LG Manoul ;)
     
    #6 6. August 2022
    Zuletzt bearbeitet: 6. August 2022
  7. Chrissi50

    Chrissi50 Bekanntes Mitglied

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    Ich war in einem Jahr 11 mal stationär in 5 unterschiedlichen Kliniken.
    Da wurde viel geschrieben.

    Sogar bei der Katheterablation innerhalb von 6 Wochen nach der Herzklappen-OP, wurde trotz meines Hinweises, wie abgesprochen die linke Leiste zu nehmen, weil rechts gerade die Herzklappe rein kam, doch die rechte Leiste genommen.

    Gegen Nachmittag des nächsten Tages platze in der nun doch doppelt genutzen Leiste die Arterie, und gottseidank war gerade Chefarztvisite, und gemeinsam wurde ich gerettet.

    Der Bericht war auch geschönt/verharmlost.
     
  8. Mizikatzitatzi

    Mizikatzitatzi Bekanntes Mitglied

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    Ja, da kann ich auch ein Liedchen von singen.

    Als ich eine Bauchoperation hatte wäre ich um ein Haar verblutet im OP. Das wurde schlichtweg unterschlagen. Es gibt nichts schriftliches über diesen Vorfall der mich fast getötet hätte.

    Der operierende Arzt hat es mir nach der OP erzählt wie es zu dieser starken Blutung kam. Ich wurde auch gut danach behandelt.


    Leider habe ich erst 10 Jahre nach dieser OP den Bericht angefordert wegen einer erneuten Bauch OP. Daher weiss ich, dass es einfach mal so weggelassen wurde. Wahnsinn! . Den operierenden Arzt konnte ich nicht mehr dazu befragen, denn er praktizierte zu diesem Zeitpunkt nicht mehr. Warum? Weiss ich nicht.
     
    #8 6. August 2022
    Zuletzt bearbeitet: 6. August 2022
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  9. stray cat

    stray cat Bekanntes Mitglied

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    Mir geht es ähnlich wie @Chrissi50.
    Anfangs las ich sofort und ging sofort hin, um darauf hinzuweisen, dass Rheumaklinik und Traumaklinik nicht dasselbe sind, dass Typ 1 und Typ 2 Diabetes sehr verschieden behandelt werden und dass man nicht automatisch adipös ist, wenn man Diabetes hat, dass Größe und Gewicht in vertauschten Zeilen stehen (wie man plötzlich die Form verändern kann :) ) u.v.m.

    Neulich staunte ich, als im Krankenhaus- Entlaßbrief, die ja für die Weiterbehandlung ziemlich wichtig sind, schon in der Einleitung 10 Fehler in 3 Sätzen waren. Da es um meinen Lieblingsmenschen ging, bin ich postwendend nach dem Lesen zur Ärztin marschiert und sie schrieb es um. Der Beginn, die Symptome vor dem Anruf bei 112 waren einzig zielführend und somit entscheidend für die Diagnosefindung.

    Ansonsten tue ich das für mich nicht mehr, denn nachdem der Rheumadoc mich von der Aortenklappenstenose frei sprach und der Kardiologe erst herzlich lachte und dann stirnrunzelnd fragte, ob er mal telefonieren soll, ist es mir einfach zu doof geworden. Ich habe festgestellt, dass meine Berichte ohnehin niemand liest und merke, dass ich den Status Quo, um den es ja meistens geht, selbst ganz gut beschreiben kann und auch ungefähr weiß, wie lange das letzte bildgebende Verfahren her ist.
    Nur die Blutbilder nehme ich noch mit, damit Werte nicht unnötig oft oder zu selten geprüft werden und besser gedeutet werden kann, ob ein Wert außerhalb der Referenz eine Ausnahme ist oder dem Arzt etwas sagen möchte.

    Und ja, lieber @Manoul, als eine Gesamtdarstellung mal wichtig war, hat dies mein housedoc übernommen. Er war ein besonderer Arzt und kannte mich außerdem sehr gut. Ich würde Deinen einfach mal fragen. Es ist leider viel Arbeit für ihn, aber ich wünsche Dir Glück, dass er es dennoch übernimmt.

    Ich bin weiterhin sicher, dass objektive Befunde und das eigene Befinden sehr wohl zusammen gehören. Der eine bricht bei einem sehr niedrigen Eisenwert und entsprechendem Hämoglobin zusammen und braucht dringend Infusionen, der andere läuft fröhlich umher, sodass es ausreicht, beim Essen auf eisenhaltiges Gemüse....oder Fleisch zu achten. Um nur mal ein relativ harmloses Beispiel zu nennen.
     
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  10. Manoul

    Manoul Bekanntes Mitglied

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    @Adolina und @Clödi ,ich habe gehofft, dass es zu dem Thema auch positive Beitäge gibt. Es ist bei mir auch nicht so, dass ich jeden der Arztbericht kritisiere. Einige sind auch ok, aber viele geben leider den jeweiligen Status zu meinem Nachteil nicht ausreichend wieder.

    Insgesamt ist das ja auch garnicht von so großer Relevanz, wenn es aber um Gutachten geht, z. B. Für Erwerbsminderungsrente, Schadenersatzansprüche, Anerkennung des GdB, Reha-Anträge usw., werden Arztberichte ziemlich wichtig.

    Es ist auch verständlich, dass die Schreibarbeit für manche Ärzte eher lässtig ist und das Schreiben an sich liegt ja auch nicht jedem. Da sind Ärzte sicher keine Ausnahme, jedoch ist das Verfassen von Berichten schließlich ein wesentlicher Teil des Berufes und sollte meiner Meinung nach auch von entsprechender Qualität sein.

    LG Manoul ;)
     
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  11. Manoul

    Manoul Bekanntes Mitglied

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    Das empfinde ich ganz genauso liebe stray cat! :biggrinflip:
    Wir möchten doch sicher alle nicht auf Laborwerte und MRT-Bilder reduziert werden.
    Auch wenn der Ansatz der gesamtheitlichen Behandlung noch immer kaum eine Rolle spielt, besteht ja ein kranker Mensch nach wie vor nicht nur aus einem Krankeitsbild. :biggthumpup:

    Liebe Grüße Manoul ;)
     
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  12. francop

    francop Aktives Mitglied

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    Bei mir sind die Arztberichte bisher auch immer sachlich nüchtern und dem Bild grob entsprechend.
    Manchmal ist die Qualität nicht gut und teils fachlich fehlerhaft, bin da mittlerweile auch so drauf, dass ich dann um Änderung "bitte"

    Ich hab gerade eine Bericht vom Neurologen, wo das SEP Ergebnis "insgesamt gut" bewertet wurde, wo ich allerdings eine andere Einschränkung wahrnehme.
    Einerseits verstehe ich, da gibt es exakte Werte...aber was ich empfinde ist anders. Der Arzt hat dann mein Empfinden auch aufgenommen.

    Kann mir aber auch gut vorstellen, das manche Ärzte für ihr Ego eine Erfolgsgeschichte brauchen....sicher keine "alternativen Wahrheiten" aber zumindest aus einer anderen Brille

    Aber insgesamt bin ich mit der Dokumentation meiner Ärzte sehr zufrieden
     
  13. Maggy63

    Maggy63 Kreativmonster

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    Ironien nahe d. sarkastischen Grenze
    Manchmal habe ich den Eindruck, dass die Texte irgendwo schon vorgefertigt sind und nur die persönlichen Daten eingefügt werden.... Inhaltlich oft oberflächlich bis völlig falsch. Und Einer schreibt beim Anderen ab. Ich nehme auch keine Berichte mehr mit, wenn ich zu einem neuen Arzt muß.
    Geändert wird überhaupt nichts, und wenn man irgendwo drauf hinweist, dass dieses und jenes nicht stimmt, hat man seinen Stempel gleich weg.
    Ich habe wenig Berichte, die der Realität entsprechen, und das sind genau die Berichte von den Ärzten, die persönlich zugewandt sind, zuhören und sich Zeit nehmen. Alle anderen Berichte kann man sich im Grunde sparen, das einzig aussagekräftige sind da die Laborwerte.

    Ich wünsche dir viel Erfolg für deinen Termin beim Gutachter!

    Ich ja. Eher zufällig eigentlich. Da steht teilweise auch interessantes drin, sowohl positiv als auch negativ...
     
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  14. Clödi

    Clödi Bekanntes Mitglied

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    Nein, Manoul. Das möchte ich auch nicht. ;)

    Aber in meinem Arztbericht steht nicht drin, dass ich beim Laufen vor Schmerzen auf dem Zahnfleisch gehe und nur noch 100m schaffe.
    Da steht auch nicht, dass ich im Alltag deutlich eingeschränkt bin.

    Stattdessen steht da was von starken Erosionen im Gelenk, komplett aufgebrauchter Gelenkspalt mit Zystenbildung und die Patientin belastet den Fuß beim Gehen nur noch über die Außenseite.

    Ein Gutachter dürfte aber durchaus in der Lage sein, daraus ziemlich genau dasselbe herauszulesen. Zumindest nehme ich das an, ohne eigene persönliche Erfahrungen mit Gutachtern in Gesundheitsfragen.
     
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  15. Ich hatte ja vor kurzem einen Gutachtertermin und da wurden genau diese Sachen wie mögliche Gehstrecke, ob ich Gegenstände über Kopf oder vom Boden heben kann usw. abgefragt. Diesen Fragebogen hat mein Rheumatologe mit mir zusammen ausgefüllt. Auch der Gutachter ist darauf sehr genau eingegangen. Dazu Blutwerte und es wurde der Bericht aus dem Krankenhaus mit Röntgenbildern und Szintigraphie heran gezogen. Allerdings waren diese schon ein Dreivierteljahr alt, da die Gelenke ja nicht dauernd untersucht werden. Aber der Gutachter hat sich die Gelenke zumindest sehr genau angesehen. Was ich schwierig finde ist die Fatigue, die gerade bei Kollagenosen bekannt ist. Da kann man nur hoffen, dass der Arzt oder Gutachter einem das glaubt.... Beweisen kann man diese ständige schnelle Erschöpfung ja nicht. Da wird mir der Zusammenhang Körper - Seele /Psyche zu wenig gesehen. Bei uns wird sehr auf das körperlich Beweisbare geschaut und die Erkrankung oft nicht in der ganzen Komplexität gesehen. Und es wird oft so getan, als müsste es uns mit den Medikamenten wieder genauso gut gehen wie gesunden Menschen. Das ist aber nicht der Fall und bei den meisten ändert die Erkrankung das Leben schon grundlegend. Auch dem wird zu wenig Rechnung getragen....

    Viele Grüße
     
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  16. Manoul

    Manoul Bekanntes Mitglied

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    Wenn ein Bericht so ausagekräftig geschrieben ist, finde ich das richtig gut. Mit klaren Beschreibungen und detailierten Angaben, können dann auch andere Ärzte etwas damit anfangen, auch dann wenn sie den Patienten selbst garnicht kennen.
    Genau solche eindeutigen und nachvollziehbaren Aussagen wünsche ich mir, ganz einfach weil es zielführend ist und ein klares Bild zeichnet.

    LG Manoul ;)
     
    #16 6. August 2022
    Zuletzt bearbeitet: 6. August 2022
  17. Manoul

    Manoul Bekanntes Mitglied

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    Ich vermute, wenn bei mir die ganzen Arztberichte aussagekrätiger gewesen wären, hätte ich einen Klageweg und Gutachtertermin wohlmöglich garnicht gebraucht.

    Obwohl ..... alle meine behandelnden Ärzte haben mir bestätigt, dass garkeine Berichte vom Gericht angefodert worden sind. Auch der Gutachter hatte nichts vorliegen. Ich hatte vorsichtshalber noch nachgefragt, aber er meinte er hätte keine Unterlagen bekommen.
    Gut, das ich reichlich und geordnete Unterlagen dabei hatte.
    Wenn das die Regel ist, dass wenn es eigentlich darauf ankommt, die Arztberichte sowieso kaum eine Rolle spielen, dann können sich die Ärzte die Berichte eigentlich zum Teil auch schenken.

    Zum Glück hat der Gutachter sich viel Zeit genommen und in erster Linie mal für mich interessiert, anstatt für Papier.

    LG Manoul ;)
     
    #17 6. August 2022
    Zuletzt bearbeitet: 6. August 2022
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  18. Clödi

    Clödi Bekanntes Mitglied

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    Ich fand den Bericht auch gut und aussagekräftig.

    Deshalb wurde ich auch inzwischen operiert und der Zustand hat sich deutlich verbessert. Der Bericht ist also schon wieder veraltet und es gibt neuere, obwohl erst 1,5 Jahre vergangen sind.

    Ist schon schwierig da als Gutachter immer den aktuellen Zustand zu sehen. Wenn dann noch andere Baustellen hinzukommen, wird es irgendwann einfach kompliziert.
     
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  19. Manoul

    Manoul Bekanntes Mitglied

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    Aus dem Grund habe ich mir viel Mühe gegeben, alle relevanten Unterlagen der letzten Jahre, themenorientiert und in chronologischer Reihenfolge abzuheften. Ich hab den Ordner mit Registern versehen und die einzelnen Krankheiten dann nochmal am Rand mit farbigen Klebezetteln und Jahreszahlen versehen.
    Der Gutachter fand das sehr gut und hat sich die komplette Akte inklusive CDs (MRTs, Röntgen) von seiner Assistentin kopieren lassen. Die Arme war zwei Stunden damit beschäftigt, hat sich aber auch noch dafür bedankt, dass alles übersichtlich geordnet war.
    Da hat sich meine Mühe für die Dokumentation schon mal mindestens für die Assistentin ausgezahlt. :biggthumpup:

    Ich fand es schon immer wichtig, eine gut aufgeräumte Dokumentation meiner Krankengeschichte zu führen.
    Klingt vielleicht übertrieben, aber ich schreibe sogar 2 bis 3 mal im Jahr Statusberichte. Da trage ich dann übersichtlich den kompletten Medikamentenplan ein und hebe Veränderungen mit Begründung und Datum farbig hervor. Eine Liste der Krankheitsbilder, eine Liste aller betroffenen Gelenke mit Einstufung der Schmerzintensität und eine kurze Beschreibung meiner Befindlichkeit, der sich ergebenden Einschränkungen mit Beispielen und ein Statement zu meiner sonstigen Verfassung.

    Das ist immer mal ein wenig Arbeit, aber Ärzte finden das meist ziemlich gut und heften meine aktuellen Statusberichte gern zu ihren Unterlagen, weil alle wichtigen Informationen übersichtlich zusammengefasst sind.
    Ich hatte auch noch Verlaufskurfen der letzten zwei Jahre von meiner Rheuma-App ausgedruckt. Da werden jeweils für ein Kalenderjahr Krankheitsaktivität, Schmerzintensität, Köperfunktion, Morgensteifigkeit, Lebensqualität und Krankschreibungen einzeln als Kurven dargestellt. Der Gutachter fand das ziemlich aussagekräftig, daher war es wohl keine so schlechte Idee.

    Ich bin gespannt, ob sich die Mühe auch im Gutachten wiederspiegeln wird. :naughty:

    An dieser Stelle schon mal herzlichen Dank für eure Antworten zum Thema. Das war bis hierhin schon recht aufschlussreich und ich bin immer wieder überrascht wie schnell eure Statements kommen. :biggthumpup:
    Über weitere Beiträge würde ich mich auch sehr freuen. :glotz:

    LG Manoul ;)

    Edit = Tippfehler
     
    #19 6. August 2022
    Zuletzt bearbeitet: 6. August 2022
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  20. Majorhealey

    Majorhealey Bekanntes Mitglied

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    Mal so und mal so.

    Am Anfang meiner Krankheit, als ich eigentlich noch gar nicht wusste was mir passiert und auch mein behandelnder HNO-Pfuscher ( Entschuldigung ) nach zwei Monaten nicht im entferntesten wusste was mit mir los ist hat er irgendwann mal einen Arztbrief losgelassen. Es ging da um eine Cortisontherapie, die er zwar angesprochen hat, aber nicht wirklich für notwendig gehalten hat.
    Im Arztbrief hieß es, ICH hätte diese Therapie abgelehnt.
    Nach zwei Monaten hat er nicht gesehen das Eiter hinter dem Trommelfell war.
    Mein Hausarzt ? Wo war der ? Keine Ahnung.

    Dann, in den ganzen Klinikaufenthalten wurden Operationen und umfangreiche Untersuchungen durchgeführt. Zuerst in Lüdenscheid. Da wusste die Assistenzärztin noch nicht mal meine Entzündungswerte. Sie sagte aber noch, dass alles in Ordnung wäre. Dementsprechend war auch der Arzt / Ärztin Brief. Was ist beim Hausarzt angekommen ? Auch wieder : Keine Ahnung.

    Kurz vorm sterben war ich dann in Marburg.
    Was ist mit ihnen ? Geht es ihnen nicht gut ?
    Die Sätze in der Notaufnahme werde ich nie vergessen.
    Ich hatte so Höllenschmerzen.
    Die Schmerzärztin kam irgendwann mal kurz vor dem MRT.
    „Ich habe eigentlich ab heute Urlaub. Und so schnell komme ich nicht an die Medikamente heran. Ich bin aber die Oberärztin. Und dann nochmal. Ich bin die Oberärztin. Ich bin die Oberärztin.
    Und die „Oberärztin“ kommt nicht an die Medikamente heran ?
    Ich habe mich dann mit meinem Gepäck in die Neurologische Station gequält.
    Zuerst wurde ein Virus vermutet.
    Und dann die Diagnose „Morbus Wegener „.
    Dann kamen die Chemos.
    Und dann wurden durch die ganzen Untersuchungen die Arztbriefe präziser.
    Wo war der Hausarzt ? Keine Ahnung.

    Richtig genau wurde es dann in der Rheumatologie in Essen-Werden.
    Zu dem Zeitpunkt meines mehrmaligen Aufenthaltes waren da tolle Ärzte am Werk.
    Hat sich leider auch wieder geändert.
    Aber die Arztbriefe waren sehr detailliert und präzise. Auch die Behandlung war sehr gut.
    Im Grunde genommen haben Die mir mein Leben geretet.
    Ich habe für den Notfall immer noch so einen Arztbrief mit den ganzen Diagnosen in der Nähe.
    Damit sich ein Notarzt oder sonst wer ein Bild über meine Grunderkrankung machen kann.
     
    #20 7. August 2022
    Zuletzt bearbeitet: 7. August 2022
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