Cortison und Blutzucker

Dieses Thema im Forum "Cortison / Glukokortikoide" wurde erstellt von watcher55, 12. September 2020.

  1. watcher55

    watcher55 Mitglied

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    Guten Morgen,

    ich habe seit März eine reaktive Arthritis mit Enthesitis, die mit Cortison und MTX behandelt wird.

    Mein Blutzucker war schon immer leicht erhöht (zwischen 6 und 7 mmol/l), jetzt war er bei der letzten Messung plötzlich 14 mmol/l und bleibt in diesem Bereich. Nun kann ich das Cortison, das vermutlich dafür verantwortlich ist, nicht einfach absetzen (derzeit 7,5 mg früh und 10 mg Lodotra abends), sondern nur sehr langsam ausschleichen.

    Jetzt weiß ich nicht, ob ich Metformin nehmen soll, um den Blutzucker in den Griff zu bekommen, oder das Ganze einfach aussitzen und hoffen, dass es mit dem Absenken des Cortisons wieder besser wird.

    Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht oder einen Rat?

    Vielen Dank

    Frank
     
  2. stray cat

    stray cat Bekanntes Mitglied

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    Moin watcher55!

    Ich weiß leider nicht wirklich viel über reaktive Arthritis und Enthesitis, daher weiß ich auch nicht, wie lange die Gabe von Kortison notwendig sein wird.
    Sehr sicher bin ich aber darin, dass gute BZ- Werte immer wichtig sind, aber besonders wenn man Entzündungen hat. Zur Heilung geradezu fundamental notwendig.

    Bist Du ein Einser oder Zweier oder was für ein Diabetiker?
    Ob Metformin wirklich in Deinem Fall als Ausgleich zur (natürlichen sekundären) Wirkung des Kortisons helfen kann, weiß Dein Diabetologe!

    Da man unglaublich viel mehr Insulin braucht, wenn man Kortison einnimmt, bleiben aus meiner Sicht 2 Möglichkeiten:
    Viel Insulin zuschießen (langsam an die notwendige Dosis Insulin pro BE rantasten!) und dennoch sehr oft sehr schlechte Werte haben oder die Kohlenhydrate fast ganz weglassen, solange Du Kortison brauchst.
    Zur Veranschaulichung:
    Je nach Tageszeit und Basalrate brauche ich 1/2 - 1 Einheit Insulin pro sehr kleinem Apfel, mit Kortison (je nach Höhe) brauche ich 6- 10 Einheiten Insulin für dieselbe Größe Apfel.

    Ich weiß auch nicht, wie fit und erfahren Du mit dem Diabetes bist, daher schreibe ich vorsorglich dazu, dass Du sehr sehr vorsichtig sein musst mit der Insulinanpassung (Absprache Diabetologe!), wenn Du weiterhin Kohlenhydrate essen willst. Auf dass Du keine Hypoglykämie riskierst, wenn Du plötzlich die passende Menge Insulin pro BE und Tages- oder Nachtzeit gefunden hast.
    Ich lasse lieber die Kohlenhydrate weg, dann muss ich nicht so lange rumtüddeln und nehme ich auch nicht so gnadenlos zu wegen der großen Mengen an Insulin :)

    Ach so, und keine Sorge, wenn Du eines schönen Tages kein Kortison mehr brauchst, versetzt sich Dein Insulinbedarf wieder in den vorigen Stand bzw. je nach dann bestehendem Gewicht und Essgewohnheiten.

    Liebe Zuckergrüße ;) cat
     
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  3. Resi Ratlos

    Resi Ratlos Guest


    Hallo Frank,

    die Frage ist nicht, ob du "Metformin nehmen sollst" - die wäre bei deinem Arzt richtig aufgehoben, aber nicht hier.
    17,5 mg Prednisolon täglich sind eine erkleckliche Dosis - insbesondere, wenn eine Disposition zum Diabetes ohnehin schon vorliegt - und mit ziemlicher Sicherheit für die höheren Werte verantwortlich.
    Es gibt nur zwei Möglichkeiten: entweder eine deinen individuellen Bedingungen (die hier wirklich niemand beurteilen kann - ich auch nicht) angepasste Diabetestherapie oder eine rasche Reduktion der m. E. ohnehin zu hohen Dosis des Cortison.

    Wenn du seit dem Frühjahr schon so hohe Dosen benötigst, ist die Basistherapie nicht ausreichend wirksam und eine Optimierung dringend angesagt. Für die ist aber dein Arzt und kein Laienforum zuständig.
    Alles Andere wäre Kamikaze ;)

    Noch eine Anmerkung: ich hoffe, du nimmst zur Vorbeugung einer Steroidosteoporose ein Vitamin-D-Präparat - wenn nicht, würde ich umgehend nachhaken!
     
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  4. watcher55

    watcher55 Mitglied

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    Hallo cat und Resi,

    danke für Eure Antworten.

    Noch ein paar Erklärungen: ich nehme nicht dauerhaft so viel Cortison, sondern weil es einen Schub gab, nachdem ich die morgendliche Dosis auf 0 ausgeschlichen hatte (das Lodotra (10 mg) sollte ich erst später reduzieren).
    Der Typ 2-Diabetes war bis dahin nicht behandlungsbedürftig (HbA1 unter 7), deshalb gibt es auch keinen Diabetologen, sondern einen internistischen Hausarzt, der mir das Metformin aufgeschrieben hat, nachdem der Nüchternwert neuerdings so hoch ist.

    Meine Erfahrung ist inzwischen allerdings, dass jedes neue Medikament mehr Schaden anrichtet, als es Nutzen bringt.
    Wenn die Schmerzen der Enthesitis nicht zugenommen hätten, hätte ich weder Cortison noch MTX genommen (letzteres bringt auch nichts).

    Außerdem wollen wir am Dienstag in den Urlaub und eine Laktatazidose (ich weiß, das ist selten) durch das Metformin ist das Letzte, was ich jetzt noch brauche.
    Mein Rheumatologe ist nicht erreichbar, den ich fragen wollte, ob ich das Lodotra teilweise absetzen kann.

    Klar, medizinische Ratschläge kann hier niemand geben, aber es hätte ja sein können, dass jemand schon einmal in einer ähnlichen Situation war.

    LG
    Frank
     
  5. Colana

    Colana Musikus

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    Hallo Watcher,

    Resi hatte Dir schon geschrieben: ab zum Doc damit

    Eine Diabetis kann sehr viel Schaden anrichten, wenn Du sie nicht behandeln lässt - und Cortison benötigst Du noch länger.

    Ansonsten heißt es:

    so wenig wie möglich an Kohlenhydrate sowie Zucker einnehmen, sprich:

    morgens
    1 - 2 Scheiben Vollkorn-Brot oder Brötchen, etwas Pflanzenmargarine, Käse, Geflügelaufschnitt und/oder 1 TL Marmelade oder mit Tomatenscheiben genießen oder
    40 g Haferflocken mit ca. 150 ml Milch plus 1 geraspelter Apfel oder anderes Obst (ca. 150 g), 2 Walnusshälften zerkleinert oder 1 TL gemahlene Nüsse plus 1 TL Leinöl

    mittags
    bis 240 g Kartoffeln, 2 Handvoll Gemüse, dazu z. B. Kräuterquark mit 1 TL Öl
    bis ca. 150 g Geflügelfleisch, Fisch usw
    und evtl noch eine Schale Salat

    abends
    1-2 Scheiben Vollkornbrot mit Pflanzenmargarine oder Tomaten-Senf-Gemisch, Käsescheibe
    dazu ein Stück Gurke, Tomate oder auch rohes Sauerkraut

    Keine Süßgetränke und wenn Saft, dann nur als Saftschorle (1/4 Saft und 3/4 Wasser-Mischung)

    UND Bewegung - das ist ganz wichtig

    Ich wünsche Dir gute Besserung und dass Du Deine Diabetes bald im Griff hast
     
  6. watcher55

    watcher55 Mitglied

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    Danke, ich melde mich so spät, weil ich im Urlaub war.
    Das mit den Kohlehydraten versuche ich schon, wenn auch nicht so diszipliniert wie Du.
    Ich habe eine Tabelle, was wieviel Broteinheiten hat, und versuche, unter 15 am Tag zu bleiben.
    Statt Zucker gibt es Stevia in den Tee.

    Lieber würde ich allerdings das Cortison schneller reduzieren, zumal es jetzt auch noch Rhythmusstörungen verursacht, aber das geht halt schlecht.
    Und nein, Ärzte sind nicht immer der gleichen Auffassung. Ein Diabetologe würde etwas völlig anderes sagen als ein Rheumatologie, nämlich her mit dem Insulin.
    Mein Rheumatologe sagt, solange das Cortison nicht runtergesetzt ist, hat eine diabetische Behandlung wenig Sinn.
    Ich bin ähnlicher Auffassung, neue Tabletten neue Nebenwirkungen.

    Viele Grüße
    Frank
     
  7. watcher55

    watcher55 Mitglied

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    Der Blutzucker ist inzwischen durch den Einsatz von Metformin unter Kontrolle. Ich musste vorige Woche wegen Schwindel und Blutdruckschwankungen in die Klinik, wo man mich darauf eingestellt hat.

    Nach den Vorgaben meines Rheumatologen habe ich das Prednison inzwischen in 2,5 mg-Schritten auf 7,5 mg täglich (2,5 mg morgens und abends 5 mg Lodotra) reduziert.
    Es geht aber nicht gut, Schwindel und starke Unruhe. Könnte das mit dem Absetzen zu tun haben?
     
  8. PiRi

    PiRi IG-Mitglied

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    Ich reduziere immer nur 1/2 mg und das auch noch schaukelnd. Komme aber von meinen 3 mg nicht runter.
     
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  9. watcher55

    watcher55 Mitglied

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    Mir wurde gesagt, ich soll erst ab 5 mg wöchentlich um 1 mg reduzieren. Vorher wie gesagt um 2,5 mg.
    Ich hätte aber nie gedacht, dass es jetzt solche Probleme macht.
    Nur weiß ich nicht, was es sonst sein könnte...

    LG
    Frank
     
  10. Sinela

    Sinela Bekanntes Mitglied

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    Ich musste immer ab 10 mg in 1 mg-Schritten runterdosieren, das ging gut. So große Schritte beim runterdosieren sollte ich beim runterdosieren nur machen, wenn ich mehr als 10 mg genommen habe. Und ja, deine Beschwerden können durchaus von dem schnellen runterdosieren kommen.
     
  11. watcher55

    watcher55 Mitglied

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    Dann wird es wohl so sein. Ich hatte erst das Metformin im Verdacht, aber das hatte ich vorigen Samstag, wo es auch so schlimm war (von 12,5 auf 10 mg), noch gar nicht.
    Ich muss zugeben, dass ich im Moment ziemlich deprimiert bin. Erst NSAR, dann Cortison, dann MTX und jetzt Humira und dazu noch Steroiddiabetes und Herzrhythmusstörungen.
    Nun wollte ich wenigstens das Cortison allmählich loswerden...

    Ich weiß aber auch, dass es anderen schlechter geht.
    Vielleicht wache ich ja morgen früh auf und alles ist halb so schlimm. ;-)

    LG
    Frank
     
  12. Sinela

    Sinela Bekanntes Mitglied

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    Dafür braucht man Geduld, gib also noch nicht auf!

    Dass du deprimiert bist, kann ich nachvollziehen. Wie lange nimmst du das Humira denn schon? Und hilft es dir?
     
  13. watcher55

    watcher55 Mitglied

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    Letzten Donnerstag habe ich die erste Spritze bekommen/gesetzt.
    Deshalb kann ich noch nichts Definitives sagen.
    Subjektiv scheint es ein wenig besser zu sein (die Enthesitis).

    LG
    Frank
     
  14. Sinela

    Sinela Bekanntes Mitglied

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    Ich drücke die Daumen, dass das Humira seine Wirkung noch voll bei dir entfaltet und es dir dann so gut geht, dass du das Kortison ausschleichen kannst. Oder zumindest auf eine ganz niedrige Dosis reduzieren kannst!
     
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  15. watcher55

    watcher55 Mitglied

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    Zunächst einmal wünsche ich Euch noch alles Gute im Neuen Jahr, natürlich vor allem Gesundheit!

    Den Kampf gegen den hohen Blutzucker habe ich vorerst gewonnen, nachdem ich das Cortison deutlich reduziert hatte (aktuell 1,5 mg täglich).
    Deshalb konnte ich das Metformin absetzen.
    Dazu setze ich in Absprache mit meinem Rheumatologen auch das MTX ab, da es (vermutlich) nichts bringt.
    Imraldi (Humira) nehme ich weiterhin.
    Die Schmerzen sind leider wieder stärker geworden, aber das nehme ich in Kauf, bevor ich mich wieder mit Cortison vergifte.
    Ich hätte nie geglaubt, dass es in so geringen Dosen (5 bis 10 mg) derartige Nebenwirkungen hat.

    LG
    Frank
     
  16. teamplayer

    teamplayer Bekanntes Mitglied

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    Das habe ich bei Predi/so/lon auch, bei Hydrocortison (und Dexamethason) nicht. Vielleicht lohnt sich ein Versuch mit Hydrocortison (Umrechnung beachten! 1mg Predniso/lo/n = 4mg Hydrocortison).

    Dexamethason ist ein Ausweichmittel, eine andere Klasse und auch »ein anderes Kaliber«.
     
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  17. sultanine69

    sultanine69 Aktives Mitglied

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    Ich glaube nicht, dass du den Blutzucker mit Metformin unter Kontrolle bekommst, wenn du wieder Cortison nehmen musst.
    In diesem Fall würde ich mit dem Arzt über Insulin reden, was für die Zeit der Einnahme gespritzt wird.

    Entweder ein Basalinsulin, was in der Regel nur einmal am Tag gespritzt wird und sozusagen die Basis darstellt, oder, wenn das nicht reicht, auch ein Insulin zu den Mahlzeiten.
    Das ist aber etwas komplizierter und bedarf einer Schulung.

    Ich selbst habe einen Typ 1 Diabetes und weiß, wie sehr Cortison den Zucker entgleisen lassen kann.
     
  18. watcher55

    watcher55 Mitglied

    Registriert seit:
    27. Juli 2020
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    31
    Danke, aber momentan habe ich den Blutzucker im Griff.
    Ich muss zwar das Cortison wieder erhöhen, aber keinesfalls über 5 mg.
    Es hat im Oktober alles so durcheinandergebracht, dass ich in die Klinik musste.
    Das tue ich mir nicht noch einmal an.

    LG
    Frank
     
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